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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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unmöglich, sich zu rühren. Issa zog ein Messer und holte damit aus, kampfbereit. Mosquito schob einen Karren herein. Issa stach zu. Dawson wollte aufspringen, konnte aber nicht. Das Messer sank in Antwis Rücken. Warmes Blut spritzte auf Dawsons Gesicht.
    Seine Brust war erdrückend eng, als er sich im Bett aufrichtete und nach der Lampe griff, sie jedoch versehentlich umwarf. Christines Nachttischlicht ging an. Er drehte den Kopf zu ihr, sah sie aber nur verschwommen.
    »Ich habe Antwi direkt in die Arme des Mörders geschickt«, sagte Dawson. »Issa bringt ihn um. Ich muss hin und Antwi holen, bevor es zu spät ist.«
    Er wollte aufstehen, doch Christine hielt ihn zurück.
    »Dark, hör auf. Es war ein Albtraum. Das passiert nicht wirklich.«
    »Was?«
    Eine Weile lang starrte er sie an, ehe er stöhnend auf sein Kissen zurücksank.
    »Entspann dich«, flüsterte Christine und legte einen Arm um ihn.
    »Issa kann es nicht sein, oder?«, murmelte Dawson.
    »Morgen früh sieht alles ganz anders aus«, sagte Christine.
    Er seufzte. »Ich möchte Malta, mit einem Klecks Eis drin. Haben wir noch Eis?«
    »Ein bisschen. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich dich so verwöhne.«

43
    Am Montagmorgen lautete die Schlagzeile des Graphic SERIENMÖRDER VERSETZT ACCRA IN ANGST UND SCHRECKEN. Das Foto dazu zeigte die Toilette am Novotel-Parkplatz, die damit zweifellos zu einer neuen Sehenswürdigkeit avancieren würde. Lartey las den Artikel, als Dawson in sein Büro kam.
    »Wenn wir der Presse keinen Riegel vorschieben, schüren die eine öffentliche Panik. Wir müssen die Zeitungsleute unter Kontrolle bringen.«
    »Und wie sollen wir das anstellen, Sir?«
    »Das besprechen wir noch. Zuerst möchte ich, dass Sie alles zusammenfassen, was Sie über den Fall wissen.« Er blickte auf seine Uhr. »Wir warten noch ein paar Minuten, bis Philip hier ist.«
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da kam Chikata ins Zimmer geeilt und murmelte eine Entschuldigung. »Setz dich, Philip«, sagte Lartey. »Also, Dawson.«
    Dawson stellte sich vor die Wand mit der riesigen, abwischbaren Karte von Accra. Mit einem Marker kreiste er die Fundorte der vier Leichen darauf ein: die Korle-Lagune, wo Musa gefunden wurde, den Schlammgraben in Jamestown, in dem Ebenezer lag, die Müllhalde am alten Bahnhof, wo man Comfort fand, und schließlich die Latrine beim Novotel, auf der Ofosu abgelegt worden war.
    »Bei Musa dachte ich, wir hätten es mit einem Ritualmord zu tun, weil seine Finger abgeschnitten wurden, aber Dr. Allen Botswe war nicht der Ansicht. Als Comfort ermordet wurde,waren wir sicher, dass ein und derselbe Täter alle drei Morde begangen hat – an ihr, an Ebenezer und davor an Musa. Die Vorgehensweise ist jeweils gleich. Die Opfer sind Straßenkinder, die mit einem einzelnen tiefen Stich in den Rücken getötet und anschließend verstümmelt werden. Musas und Ebenezers Fundorte sind nur etwa einen Kilometer voneinander entfernt, und beide liegen südlich von Comforts und Ofosus.«
    Er verband die vier Kreise auf der Karte.
    »Der Bereich liegt im Zentrum von Accra und hat die Form eines Parallelogramms. Es gibt also mindestens zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, dass der Mörder innerhalb des Parallelogramms lebt und seine Opfer dort tötet. Die zweite, dass er sich seine Opfer außerhalb sucht, sie aber bewusst in diesem Gebiet ablegt.«
    »Was ist so besonders an dem Bereich?«, fragte Lartey.
    »Sehr gute Frage, Sir. Wahrscheinlich ist er für den Täter von Bedeutung, weil hier die Straßenkinder leben – in Jamestown, Agbogbloshie, auf dem alten Bahnhofsgelände, beim CMB, in der Tudu und so weiter. Mit anderen Worten, dies sind die Orte, an denen sich der Mörder reibt, die ihn wütend machen und zum Töten reizen.
    Wir gehen davon aus, dass er äußerst mobil ist und einen Pick-up, Truck oder Van fährt oder zumindest einen Wagen mit einem großen Kofferraum, in dem er eine Leiche transportieren kann. Denn wir wissen, dass die vier Opfer nicht am Fundort getötet wurden. Sie wurden hinterher dorthin gebracht.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Lartey.
    »Da gibt es mehrere Gründe«, antwortete Dawson. »Zunächst einmal fand sich an den Fundorten nicht die Menge Blut, die bei solchen Stichwunden zu erwarten wäre, was nahelegt, dass die stärksten Blutungen vorher und anderswo stattfanden. Und es gehört zur Handschrift des Täters, seine Opfer an Stellen abzulegen, die für Schmutz stehen – eine Müllhalde, ein

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