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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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nassschwitzten.
    Antwi sah Issa zuerst. Er ruhte sich gerade auf seinem mit Altmetall beladenen Karren aus. Dawson und Antwi gingen zu ihm.
    »Wie geht’s, Issa?«, begrüßte ihn Dawson.
    »Gut.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Kennst du Antwi?«, fragte Dawson.
    Issa bedachte den Jungen mit einem vernichtenden Blick. »Ja, den kenne ich.«
    »Sein Freund Ofosu wurde heute Morgen ermordet.«
    Issas Augenbrauen wanderten nach oben. Zögernde Besorgnis. »Was ist passiert?«
    »Jemand fand ihn tot auf der Latrine am Novotel-Platz. Lass mich kurz mit dir reden.«
    Dawson zog Issa beiseite und senkte die Stimme. »Ihm geht es sehr schlecht, weil Ofosu tot ist, genauso schlecht wie dir an dem Tag, als Ebenezer gefunden wurde. Verstehst du?«
    Issa nickte.
    »Ich weiß, dass er und Ofosu früher immer mit Tedamm herumgezogen sind«, fuhr Dawson fort. »Tedamm war Ebenezers und dein Feind, aber er hat auch allein bestimmt, was sie taten. Antwi und Ofosu waren für ihn bloß kleine Jungen. Wenn sie ihm nicht gehorchten, hat er sie verprügelt.«
    »Ja.«
    »Und jetzt ist Ofosu tot und Antwi auf sich gestellt. Ich möchte nicht, dass er allein ist. Jemand muss auf ihn achtgeben, und dir vertraue ich am meisten. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Ja, Sir.«
    »Wirst du das für mich tun?«
    »Ja, für Sie schon.«
    »Danke.« Dawson schüttelte ihm die Hand. »Ich möchte, dass Antwi nachts an deinem Schlafplatz ist, nicht irgendwo allein. Der Mann, der Ebenezer, Comfort und Ofosu ermordet hat, könnte auch Antwi etwas antun wollen.«
    »Ich pass auf, dass Antwi nichts passiert«, versprach Issa. »Auf Ebenezer habe ich nicht gut genug aufgepasst, aber von jetzt ab mache ich es besser. Und wenn ich den kriege, der Ebenezer ermordet hat, bringe ich ihn um.«
    »Nein, tu das nicht, denn zuerst will ich ihn. Halt ihn lieber für mich fest, dann komme ich und bringe ihn um.«
    Beide lachten.
    Dawson rief Antwi. »Komm her und rede mit deinem neuen großen Bruder.«

41
    Nachdem die Regeln besprochen waren, verabschiedete sich Dawson von Issa und Antwi. Antwi sollte Issas Schlafplatz nicht vor halb sechs morgens verlassen und abends bis spätestens acht Uhr dort sein. Keine Ausnahmen. Nachts durfte er nirgends allein hingehen, auch nicht zur Latrine. Wenn er musste, sollte er Issa wecken und der würde ihn begleiten.
    Dawson rief Chikata an. »Wie steht’s?«
    »Ich mache gerade meinen Bericht fertig. Brauchst du mich dann noch, Dawson?«
    »Nein, das ist alles für heute. Ach, und danke, Chikata. Du hast gute Arbeit geleistet.«
    »Danke, Dawson, Sir.«
    »Wir treffen uns morgen um sieben im CID und reden.«
    »Klar, kein Problem.« Bevor sie das Gespräch beendeten, ergänzte Chikata noch: »Übrigens, ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen, wie es Hosiah geht.«
    Dawson war angenehm überrascht, hatte Chikata sich doch nie zuvor nach seinem Sohn erkundigt. »Er hält sich tapfer, aber er braucht eine Operation. Wir hoffen das Beste.«
    »Okay, dann bete ich für ihn.«
    »Danke, Chikata. Genieß deinen Sonntag.«
    Inzwischen war es früher Nachmittag, also war Christine nicht mehr in der Kirche und Hosiahs Sonntagsschule vorbei. Als Dawson sie anrief, meldete sich Christine gleich beim ersten Klingeln und erzählte, dass Freunde aus der Kirche sie zum Mittagessen eingeladen hatten.
    »Ich muss noch jemanden besuchen«, sagte Dawson. »Danach rufe ich dich wieder an.«
    »In Ordnung.«
    Als Nächstes wählte er Dr. Botswes Nummer. Er fragte sich, wie der Professor seine Sonntage verbrachte. Ging er in die Kirche? Verglichen mit dem Gros der Ghanaer war Dawson ziemlich »religionslos«. Manche würden behaupten, dass er außerdem gottlos war, aber in dem Punkt war er noch unentschlossen. Eines jedoch stand für Dawson unverbrüchlich fest: Nur über seine Leiche würde sein sauer verdientes Geld an einen reichen Pastor dieser sogenannten charismatischen Kirchen gehen wie der Assemblies of God oder der Lighthouse Chapel International. Dawson misstraute ihnen zutiefst. In seinen Augen waren sie weniger Diener Gottes als bibelschwingende Betrüger.
    Botswe meldete sich. »Guten Tag, Inspector Dawson. Freut mich, wieder von Ihnen zu hören. Wie geht es Ihnen?«
    »Ganz gut, Dr. Botswe, aber es gab noch einen Mord.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Heute am frühen Morgen. Ich würde gern vorbeikommen und den Fall mit Ihnen besprechen, falls es Ihnen recht ist.«
    »Unbedingt! Ich bin den ganzen Nachmittag zu Hause.«
    »Dann

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