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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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diesen Jungen und Mädchen, nenne sie meine Kinder. Ja, es gibt Probleme, und nein, sie sind nicht alle Engel, aber ich liebe sie.«
    »Wissen Sie, ob Ofosu je hier im Zentrum war?«
    »Nein, soweit ich weiß, nicht, aber da fragen Sie besser Socrate. Und Sie könnten sich auch an die anderen Straßenkinderhilfen in Accra wenden, zum Beispiel an das Catholic Street Child Refuge, CSCR. Sie sind viel größer als wir.«
    »Ja, da wollte ich als Nächstes hin«, sagte Dawson. »Und ich wollte Sie noch informieren, Patience, dass ich gesternAbend mit den Straßenkindern auf dem alten Bahnhofsgelände geredet habe. Ich habe ihnen erklärt, wie sie auf sich selbst und auch auf die anderen aufpassen können, auf welche verdächtigen Hinweise sie achten müssen und so weiter. Issa ist mein Hauptansprechpartner.«
    Patience war begeistert. »Danke, dass Sie das tun, Inspector. Ihnen ist es vielleicht nicht bewusst, aber so eine Geste bedeutet den Kindern sehr viel, vor allem von einem Polizisten. Sie sind schon so daran gewöhnt, von jedem abgelehnt zu werden. Sind Sie sicher, dass Sie nicht lieber Sozialarbeiter wären?«
    »Komisch, dass Sie das sagen. Kürzlich fragte mich jemand, ob ich nicht lieber Psychologe wäre. Aber ich habe noch eine Frage, bei der Sie mir vielleicht helfen können. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich die Tür schließe?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Dawson machte die Tür zu. »Es geht um Socrate.«
    Ihm entging nicht, wie ein Ausdruck seltsamen Unbehagens über die Züge der Frau huschte. »Mhm? Was wollen Sie über ihn wissen?«
    »Mich würde interessieren, was Sie von ihm halten.«
    »Na ja, also, er ist sehr gut in dem, was er macht – mit der Technik, den Computern und so, und er hilft uns sehr, Spenden einzutreiben.«
    »Haben sich schon mal Kinder bei Ihnen über ihn beschwert?«
    »Weshalb?«
    »Wegen Misshandlung oder Missbrauch?«
    Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Haben Sie irgendwas in der Richtung gehört?«
    »Ja, von Antwi.«
    »Verstehe. Da sprechen Sie besser mit Genevieve. Tut mir sehr leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann. Solche Dinge sind eher Chefsache.«
    »Danke, Patience.«
    Er sah ihr an, dass sie etwas wusste. Entweder hatte sie Angst, Genevieve anzusprechen, oder sie hatte es bereits getan und war in ihre Schranken gewiesen worden.
    Dawson machte sich auf den Weg zum CSCR in Accra New Town. Die Leiterin, Schwester Sylvia Kwapong, war eine freundliche, grauhaarige Frau, die bereitwillig Dawsons Fragen beantwortete und ihm detaillierte Informationen über frühere und heutige Mitarbeiter gab. Zwar schien auf den ersten Blick keiner von ihnen auffällig zu sein, trotzdem nahm Dawson die Liste mit.
    Als er ging, kam ihm noch ein Gedanke.
    »Schwester, kennen Sie einen neunjährigen Jungen namens Sly?«
    Dawson beschrieb ihn ihr und erklärte, wie er den Jungen kennengelernt hatte. Die Schwester überlegte einen Moment, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein, bedaure, da fällt mir niemand ein. Aber ich höre mich um, und falls ihn jemand kennt oder ich ihn zufällig sehe, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    »Ja, vielen Dank.«
    »Es ist offensichtlich, dass Sie sich sehr um ihn sorgen«, sagte Schwester Sylvia sanft.
    »Das stimmt.«
    »Ich werde beten, dass Sie ihn sicher und wohlbehalten wiederfinden, Inspector. Und gewiss erhört der liebe Gott meine Gebete.«
    »Hoffen wir es. Danke, Schwester.«
    Dawson ließ ihr seine Karte da und fuhr nach Hause. Accra New Town grenzte an Nima, wo Dawson wohnte. Einen flüchtigen Moment lang fragte sich Dawson, wie es seinem »Freund« gehen mochte. Zum ersten Mal seit Monaten holte ihn das Verlangen nach Wee ein wie eine hinterhältige Exgeliebte. Dawson kämpfte dagegen an, fühlte jedoch, wie er schwächelte.
    Als das Telefon klingelte, schrak er zusammen. Gott sei Dank! Der Anruf war eine willkommene Rettung vor der Versuchung.
    Chikata war am Apparat. »Okay, anscheinend hatten wir beide irgendwie recht und auch wieder nicht. Tigo-Phone sagt, sie können die Nummern aus dem von dir genannten Grund keinen Personen zuordnen, aber einer der Techniker meint, er kann uns trotzdem helfen. Er sagte, wenn der Sender einen Teil der Radiowellen an die Telefongesellschaft schickt, können die Mitarbeiter dort den Anrufer per GPS orten. Das dauert ein paar Minuten, also muss der Anrufer lange genug in der Leitung bleiben.«
    »Verstehe«, sagte Dawson. »Das ist auf jeden Fall einen Versuch wert.«
    »Und wer bezahlt jetzt bei

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