AC/DC - Maximum Rock N Roll
wirklich damit umgehen konnten. Lobby und die Balls konnten das, die Aztecs und auch AC/DC. Das hatte mit unserer speziellen Mischung zu tun, diese knackigen Riffs und der laute Sound entsprachen dem damaligen Sound der Aztecs. AC/DC haben ihn dann weiterentwickelt. Ich will damit nicht sagen, dass ihr Sound direkt auf uns zurückgeht, aber wir haben sie inspiriert. Dazu kam, dass sie einen der besten Riff-Schreiber aller Zeiten in ihren Reihen hatten: George.«
Der Dezibelwettstreit war nicht die einzige Auseinandersetzung beim Sunbury’75. Plötzlich war nur von einem AC/DC-Gig die Rede, da es Gerüchte gab, Deep Purple würden gar nicht spielen. Als die Youngs und ihre Mannen das Gelände erreichten, mussten sie sich zunächst mit ihrem Equipment einen Weg durch die Menge bahnen, dann stellten sie fest, dass Purple doch auftraten und sie selbst erst im Anschluss dran waren.
Die Briten waren entschlossen, für ihren Auftritt alle Register zu ziehen. Danach sollte ihre Anlage wieder abgebaut werden, was bedeutete, dass ein paar Stunden lang keine andere Band auf die Bühne konnte.
Michael Browning: »AC/DC standen seitlich an der Bühne, als Deep Purple ihr Set beendeten. Plötzlich begannen die Roadies die Scheinwerfer abzubauen. Purples Production-Manager hatte beschlossen, alles, was sie mitgebracht hatten, jetzt abzubauen. Die nächste Band hätte bis vier Uhr morgens warten müssen, um aufzutreten. Daher sagte ich: So geht das nicht! Und gab meiner Roadcrew die Anweisung, alles aufzubauen, damit die Band möglichst schnell auf die Bühne konnte. Prompt gerieten AC/DC, meine Roadies, George Young und ich in eine heftige Auseinandersetzung mit der Purple-Crew und ihrem Manager. Es wurde eine schöne Schlägerei mitten auf der Bühne.«
Michael Browning war ein Hüne. George Young, der sich ohnehin nicht einschüchtern ließ, brannten in solchen Momenten gern mal die Sicherungen durch. Sie machten den anderen ihre Meinung recht unmissverständlich klar.
AC/DC packten ihre Sachen und fuhren nach Melbourne zurück, ohne eine Note gespielt zu haben. Das Angebot, den Gig am nächsten Tag nachzuholen, lehnten sie schroff ab.
Am Tag nach dem Festival spielten sie im Sorrento RSL Club – vor einem wesentlich kleineren Publikum, als ihnen beim Sunbury zugehört hätte. Aber es ging George dabei vor allem darum, den Durchhaltewillen der Jungs zu stärken.
1975
Nicht nur ein hübsches Kerlchen: Malcolm bei den Aufnahmen des Filmclips zu »High Voltage«, Supreme Sound Studios – Sydney.
8. Kapitel
Achtung, Hochspannung!
AC/DCs Debütalbum High Voltage erschien am 17. Februar 1975 auf dem Albert-Label im Ver trieb von EMI und lieferte den ersten Beweis, dass AC/DC eine Band war, mit der man sich besser nicht anlegte.
Die Rückseite des Plattencovers war recht zurückhaltend gestaltet, beinahe geheimnisvoll. Es waren lediglich ein paar Fotos von Malcolm, Angus und Bon zu sehen sowie die Kontaktadresse des damaligen Fanclubs in Sans Souci im Süden Sydneys.
Das Artwork auf der Vorderseite war da schon von anderer Qualität. Nach einer Idee Chris Gilbeys vom Albert-Label zeigte es einen Zeichentrickhund, der auf eine elektrische Schaltanlage pinkelt, sowie etwas, das zerknüllte Bierdosen hätten sein können.
Chris Gilbey: »Wenn ich mir das heute ansehe, denke ich: Wie platt ist das denn? Aber damals erschien es, na ja, vielleicht nicht revolutionär, aber doch zumindest kontrovers. Es gab Leute, die zu mir sagten: ›Man kann doch nicht einen pinkelnden Hund auf dem Cover einer Schallplatte abbilden! Das ist doch eklig!‹«
Der Grafiker Paul Power, der in Sydney für EMI arbeitete, hatte sich bereiterklärt, das Cover-Artwork gemeinsam mit einem anderen EMI-Zeichner, dem inzwischen verstorbenen Paul Winter, zu übernehmen.
Paul Power: »Einige Leute ein paar Ebenen höher haben mich dafür echt angepisst, dass ich ein so geschmackloses Cover ablieferte. Ich war der Auffassung, dass ich den Geist der Band ziemlich gut eingefangen hatte. Man stand kurz davor, mich zu feuern. Und wer kam zu meiner Rettung? Bon Scott! Er hatte wohl schon auf dem Flur gehört, dass die Sache ziemlich schieflief. Also legte er mir den Arm um die Schultern und sagte: ›Ist das nicht großartig? Du hast wirklich genau auf den Punkt gebracht, worum es der Band geht! Ich finde es super!‹ Die drei Manager waren wie vom Blitz getroffen. Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können! Bon sagte ihnen: ›Ich geh jetzt
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