Ach, du faules Ei
Karla stand wieder auf.
»Die Einzige, welche hier in Küche öffnet Kiste, das bin ich!«, verkündete die Köchin würdevoll. Dann hob sie zur großen Überraschung von Herrn und Frau Schroff den Deckel ein Stück an. »Sie wissen wollen, was darin?«, fragte Karla erneut und kniff dabei die Augen gefährlich zusammen. »Bitteschön! Holen Sie raus!«
Herr und Frau Schroff sahen sich unsicher an.
»Na schön!«, sagte Frau Schroff schließlich und griff mit ihrer rechten Hand in den Behälter. Ihre Augenbrauen zogen sich verwundert zusammen. »Was ist denn das?«, fragte sie. »Eingelegtes Fleisch?« Dann schaute sie Karla an. »Jetzt zeigen Sie schon!«
»Wenn Sie so wollen!«, erwiderte Karla ruhig und nahm den Deckel ab.
Frau Schroff schaute in die Kiste. »Johaaaaaaaaaan!«, schrie sie entsetzt und zog blitzschnell ihre Hand zurück. Doch einige Blutegel hatten sich schon daran festgesaugt.
Angeln in fremden Gewässern
»Pension Gertrud« stand in rosafarbenen Buchstaben auf der Vorderseite des Hauses, in dem Debilius’ Vater verschwunden war. Pampe schlich um das Haus herum. Auf der Rückseite sah er eine ungemähte Wiese, an der sich ein Bach vorbeischlängelte. Dahinter erstreckten sich dichte Kornfelder.
Von den vier Fenstern, die sich im Erdgeschoss befanden, stand eines sperrangelweit offen. Pampe pirschte sich an der Hauswand entlang dorthin. Vorsichtig lugte er in das Zimmer hinein.
»Na also«, murmelte er leise vor sich hin.
Er sah gerade, wie Debilius’ Vater den Schlüsselbund auf den Nachttisch warf, die schwarze Anzugjacke auszog und diese über eine Stuhllehne hängte. Der Alte streckte sich kurz, gähnte und legte sich schließlich mitsamt seinen Schuhen aufs Bett.
Pampes Gedanken überschlugen sich: Sollte er durch das Fenster einsteigen und sich den Schlüsselbund schnappen?
Aber was, wenn dieses Ekelpaket aufwachte … oder überhaupt nicht schlief?
Pampe ließ sich an der Hauswand auf den Boden gleiten. Dabei fiel sein Blick auf den kleinen Bach, der leise vor sich hin plätscherte …
Und mit einem Mal hatte er eine Idee!
Auf dem Weg zurück zum Campingplatz legte er eine kurze Pause im Bahnhof ein, um den Fahrplan zu studieren. Der früheste Zug, mit dem Debilius’ Vater verschwinden konnte, fuhr in einer Stunde und zehn Minuten. Wenn er sich beeilte, war er in 30 Minuten am Campingplatz und wieder zurück. Und mit etwas Glück schlief Debilius’ Vater dann noch. Es konnte klappen!
Die Tür zum Büro von Alfons Krummbiegel stand offen.
Pampe trat freundlich lächelnd ein.
Der Campingplatzbesitzer saß hinter dem Schreibtisch und war in eine Zeitung vertieft.
»Hallo!«, grüßte Pampe ihn.
Alfons Krummbiegel schaute nur kurz auf. »Das war nicht besonders nett von dir und deinen Geschwistern, dass ihr vorhin einfach weitergegangen seid!«, brummte er. »Ihr solltet eurer Köchin Karla doch etwas von mir ausrichten.«
Pampe holte tief Luft. »Aus diesem Grund bin ich ja hier«, log er. »Das heißt … eigentlich soll ich
Ihnen
etwas von Karla ausrichten.«
»Ach ja?« Alfons Krummbiegel legte die Zeitung beiseite und schaute Pampe neugierig an.
»Sie … äh … Sie sind ganz herzlich zum Essen eingeladen.«
»Wirklich?« Der Campingplatzbesitzer strahlte über das ganze Gesicht. »Und wann?«
»Heute«, antwortete Pampe. »Heute Abend.«
»Das ist ja ganz wundervoll! Richte Karla bitte aus, dass ich sehr gerne …« Alfons Krummbiegel stutzte. »Äh … was gibt es denn zu essen?«
»Fisch! Forelle, um genau zu sein!«
»Na, das ist ja wundervoll!«, sagte Herr Krummbiegel ein weiteres Mal.
Pampe zögerte. »Es ist nur so …«
»Ja?«
»Ich muss die Fische erst noch fangen … ich meine angeln, im Forellenteich …«
»Aber das ist doch überhaupt kein Problem«, lachte Alfons Krummbiegel. »Im Teich sind fast mehr Forellen als Wasser!«
»Nur leider … haben wir unsere Angel zu Hause vergessen. Und da wollte ich Sie fragen, ob ich mir vielleicht Ihre ausleihen könnte?« Pampe deutete auf die Rute in der Ecke.
»Aber natürlich! Wenn es weiter nichts ist … nimm sie ruhig!«
»Vielen Dank!«
»Und sag deiner Karla, dass ich besonders auf die Zutaten gespannt bin – zum Beispiel auf die Maden!« Alfons Krummbiegel fing laut an zu kichern.
Und Pampe hatte mit einem Mal so ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend.
Kaum hatte er mit der Angel in der Hand das Büro verlassen, kamen Herr und Frau Schroff darauf zugestürzt. Er ließ die
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