Ach so!
Nullpunkt, von dem aus dann die Höhe
gemessen wird. Diese Referenz sollte natürlich möglichst einheitlich sein. Es ist
naheliegend, dass man das Meer als Nullpunkt setzt, auf den man sich beim Vermessen
von Höhen und Bergen beziehen kann.
Schon vor 300 Jahren nahm man in Amsterdam als Basis die
mittlere Hochwasserlinie der Zuiderzee. Dieses Niveau wurde dann 1818 zur Grundlage
für die Höhenvermessungen in den Niederlanden. Später wurde der »Amsterdamer Pegel«
auch zum Bezugspunkt für die anderen angrenzenden Nationen. So auch für Deutschland.
In Österreich und der Schweiz hingegen orientierte man
sicham Mittelmeer. Der Normalpegel in diesen Ländern bezieht sich
auf die Adria und wird »Triester Pegel« genannt, nach der italienischen Hafenstadt
Triest. Die ehemalige DDR wiederum bezog ihre Nulllinie auf den Kronstädter Pegel
bei Sankt Petersburg, der 14 Zentimeter über dem Amsterdamer Pegel liegt.
Je nachdem von wo man also zum Beispiel einen
Berg betrachtet, erscheint er unterschiedlich hoch, denn entscheidend ist die
Nulllinie, auf die man sich jeweils bezieht. Das kann zu Problemen führen: Beim Bau
der Neuen Rheinbrücke in der deutsch-schweizerischen Grenzstadt Laufenburg 19 nahmen die deutschen Bauarbeiter den
Amsterdamer Pegel als Ausgangspunkt, die Schweizer Ingenieure rechneten hingegen mit
dem Triester Pegel. Man war sich der Pegelunterschiede zwar bewusst, doch statt die
27 Zentimeter auf Schweizer Seite bei der Berechnung anzuheben, wurden sie
fälschlicherweise abgesenkt! Die Folge war eine Blamage.
Moderne Landvermesser orientieren sich inzwischen an
präziseren Satellitendaten.
Für Deutschland wurde 1993 die Einführung eines
einheitlichen Höhenbezugssystems beschlossen. Dieses Deutsche Haupthöhennetz92
(DHHN92) orientiert sich am Amsterdamer Pegel. Höhen in diesem System werden als
»Höhen über Normalhöhennull« (NHN) bezeichnet. Als einheitliches Bezugssystem für
europäische Geodaten wurde das European Vertical Reference System (EVRS) eingeführt.
Europa wurde dabei mit einem Höhennetz versehen, welches auch die lokalen
Höhenunterschiede durch den Einfluss der Schwerkraft berücksichtigt. Als Nulllinie
zählt dabei immer noch der Amsterdamer Pegel. Doch von nun an gilt: Alle Länder
haben dasselbe Niveau!
Warum vertauscht der Spiegel rechts und
links, jedoch nicht oben und unten?
43 »Woher willst du wissen, dass ich
verrückt bin?«,
erkundigte sich Alice.
»Wenn du es nicht wärest«, stellte die Grinsekatze fest,
»dann wärest du nicht hier.«
Lewis Carroll: Alice im Wunderland, Kapitel
6
Spiegel besitzen eine besondere Magie. Sie zeigen uns eine
Parallelwelt. In der Erzählung von Lewis Carroll begibt sich Alice in die Welt hinter dem Spiegel und stößt auf
allerlei sonderbare Dinge.
Viele Tiere glauben zum Beispiel, dass ihr Spiegelbild ein
anderes Tier sei, und es erfordert eine gewisse Reife, bis auch wir Menschen das
Gegenüber als unser eigenes Spiegelbild erkennen. Doch das Gegenüber ist immer
seitenverkehrt: Wenn ich den rechten Arm hebe, dann hebt mein Spiegelbild von sich
aus gesehen den linken Arm.
Der Spiegel wirft das Licht direkt zurück. Mein rechter
Arm ist auch im Spiegelbild tatsächlich auf der rechten Seite. Die Vertauschung
kommt jedoch erst dadurch zustande, dass wir Spiegelbild und Original miteinander
vergleichen. In Gedanken fordern wir dabei unbewusst, dass Spiegelbild und Original
uns zugewandt sind, und blicken dann auf beide Bilder. Damit dieses klappt, müssen
wir ein Bild drehen.
Das klingt etwas abstrakt, doch stellen Sie sich folgende
Situation vor:
Ein Fotograf macht ein Foto von Ihrem Spiegelbild. Dabei blicken
Sie in den Spiegel und wenden ihm den Rücken zu. Und jetzt will er ein Bild von
Ihnen machen. Sie müssen ihn anschauen, drehen sich somit zu ihm und schauen in
seine Linse.
Wenn Sie sich anschließend beide Fotos ansehen, vertauscht der
Spiegel in der Tat links und rechts. Doch es gibt noch eine zweite Möglichkeit:
Stellen Sie sich vor, Sie machen dasselbe Experiment mit
dem Fotografen im Weltraum. In der Kapsel herrscht Schwerelosigkeit, und erneut
beginnt der Fotograf mit der ersten Aufnahme: Sie drehen ihm wie zuvor den Rücken
zu, er fotografiert Ihr Spiegelbild. Jetzt macht er das zweite Bild und bittet Sie
dabei, direkt in die Linse zu schauen. In der Schwerelosigkeit drehen Sie sich
dieses Mal
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