Ach so!
journalistische Aufmerksamkeit genießen würde.
In solchen Sommerlöchern bekomme ich zahlreiche Anrufe mit
der Bitte um ein Statement oder um ein kurzes Interview. Einmal will man wissen, was
man gegen Hitze tun kann, ein anderes Mal wird gefragt, ob die Wärme ein Vorbote des
Klimawandels sei, oder eine ernste Radiostimme erkundigt sich, ob mit der Sonne noch
alles in Ordnung sei, denn sie habe von Sonnenflecken gehört ...
Wenn es draußen so richtig warm ist, dann kommt garantiert
auch die Standardfrage: »Kann man ein Ei auf der Motorhaube braten?«
Inzwischen fühle ich mich als
Motorhaubeneierbratenfachmann,denn ich habe meine Kenntnisse auf
dutzenden Sendern erläutert und irgendwie habe ich den Eindruck, dass jedes Jahr
mehr Sender hinzukommen. Ich könnte natürlich abwiegeln, doch die Frage hat den
besonderen Charme, dass man die Erklärung des feinen Unterschieds zwischen
Temperatur und Wärme gleich mitliefern kann.
Des Weiteren muss ich gestehen, dass ich es auch schon
einmal selbst ausprobiert habe: In der ägyptischen Gluthitze musste die Haube eines
Leihwagens daran glauben. Das dunkle Gefährt stand in der prallen Mittagssonne, und
die Temperatur des Blechs lag ohne Zweifel über 100 °C. Ei aufschlagen und abwarten
...
Ich versichere Ihnen, das Ergebnis ist enttäuschend: Kein
Brutzeln und Zischen, und selbst nach einer längeren Wartezeit war das Eiweiß immer
noch durchsichtig. Nach einer Stunde begann das schwabbelige Gebilde auszutrocknen,
doch mit einem gebratenen Spiegelei hatte es nichts gemeinsam. Der Grund für den
Misserfolg ist leicht erklärt: Das Ei benötigt eine Menge Energie, um fest zu
werden. An anderer Stelle in diesem Buch habe ich die dafür nötige Energie angegeben
(siehe Kapitel 13: Warum ist es so schwer, ein perfektes Ei zu kochen?).
Das Autoblech ist zwar sehr heiß, doch sobald das Ei
darauf landet, kühlt sich das Blech an der bedeckten Stelle schnell ab. Der dünne
Stahl vermag nur sehr wenig Wärme zu speichern, daher reicht die im Blech vorhandene
Energie nicht aus, um das Ei auf Temperatur zu halten. Diese geringe
Speicherkapazität ist auch der Grund, warum Autos, die tagsüber in der Sonne
standen, in der Nacht schnell wieder abkühlen.
Jeder Koch weiß, dass ein Ei selbst in einer heißen Pfanne
nicht gar wird, wenn man die Pfanne vom Herd nimmt. Es braucht nämlich wesentlich
mehr Wärme, um das Eiweiß zu verfestigen, als in der heißen Pfanne gespeichert ist,
dennbeim Braten muss ständig Energie nachfließen. Theoretisch
könnte der Rest der Motorhaube diese fehlende Wärme bereitstellen, doch Stahl ist
ein schlechter Wärmeleiter: Wenn man zum Beispiel eine Grillzange aus Stahl an einem
Ende erhitzt, kann man das andere Ende immer noch anfassen, ohne sich die Finger zu
verbrennen. Das Material Stahl ist also keinesfalls dafür geeignet, ausreichend
Energie von der restlichen Motorhaube zur Bratstelle zu leiten. Auch Steine
speichern nur wenig Wärme und sind schlechte Wärmeleiter. Wenn Sie das
Bratexperiment auf einem heißen Stein oder auf Asphalt wiederholen, erleben Sie also
ebenfalls eine Enttäuschung.
Dennoch sehe ich eine Lösung: eine Motorhaube aus schwarz
eloxiertem Kupfer. Dieses Material wäre ideal, und theoretisch müsste es damit auch
klappen. Immerhin verwenden moderne Solarkollektoren Kupferlamellen zur
Wärmeübertragung. Wenn mir an einem Sonnentag ein solches Gefährt begegnen sollte,
werde ich es ausprobieren. Wenn das funktioniert, wäre dies eine »Sensation« für das
kommende Sommerloch, und ich könnte endlich verkünden: Und es brät doch!
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Wie funktioniert eine Fata Morgana?
58 Sonderbare Luftspiegelungen auf der Straße von Messina
wurden, so die Überlieferung, von den Italienern der Fee (fata) Morgana
zugeschrieben. Das Phänomen, das Wüstenwanderer in die Irre leitet, wird in der
Seefahrt auch »Fliegender Holländer« genannt. Hinter jedem dieser Klärungsversuche
verbirgt sich eine Welt der Magie und Mythen, doch der Effekt hat nichts mit Hexen
und Geistern zu tun, sondern beruht auf einem physikalischen Phänomen: Es handelt
sich um eine Luftspiegelung, die man besonders an heißen Tagen beobachten kann. Wenn
wir ein Objekt sehen, treffen die Lichtstrahlen von diesem Objekt auf unsere Augen.
Da Lichtstrahlen in unserer Vorstellung immer geradlinig verlaufen, wähnen wir das
entsprechende Objekt auch genau
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