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Ach so!

Ach so!

Titel: Ach so! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ranga Yogeshwar
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Kohl, grünem Tee, Spinat oder Oliven hängt damit zusammen und scheint unter anderem
     auf die unterschiedliche Dichte an Geschmacksrezeptoren bei diesen Gruppen
     zurückzugehen.
    In der modernen Ernährungswissenschaft und der
     Pharmakologie setzt sich daher eine Erkenntnis immer stärker durch: Alle Menschen
     sind nicht gleich!

[Menü]
    Warum wirken Medikamente ohne Wirkstoff?
    69 Ich weiß, Sie werden es abstreiten und mich womöglich
     für unverschämt halten, dennoch sage ich Ihnen ganz offen: Sie sind manipulierbar!
    Zugegeben, Sie zählen nicht zu den Leichtgläubigen, die
     auf billige Tricks hereinfallen. Sie trauen nicht jedem, aber trotzdem bleibe ich
     bei meiner Aussage, denn bei all unserem Bemühen um Objektivität, Skepsis und
     Sachlichkeit werden wir immer wieder Opfer unserer Selbsttäuschung.
    Vor einigen Jahren nahm ich mir vor, diese gewagte These
     mit einem Experiment zu beweisen. Im Rahmen der Sendung »Quarks & Co« führte
     ich an der Technischen Hochschule Aachen ein »Geruchsexperiment« durch. Ich erklärte
     den etwa zweihundert Physikstudenten im Hörsaal, dass wir im Fernsehen demonstrieren
     wollten, wie Düfte sich ausbreiten. Da es noch kein Geruchsfernsehen gebe, bräuchten
     wir ihre Hilfe: Jeder im Saal erhielt eine gelbe Karte und wurde aufgefordert, diese
     erst dann hochzuhalten, wenn sie oder er etwas riechen würde. Dann öffnete ich ein
     kleines Fläschchen mit einer gelblichen Flüssigkeit und stellte es auf den Tisch.
     Nach etwa einer Minute gingen die ersten Karten hoch. Zuerst waren es die vorderen
     Reihen, und nach einiger Zeit hatte sich der angebliche Duft über den gesamten Saal
     ausgebreitet. Überall gingen die Karten hoch. Viele wollten den Duft wahrgenommen
     haben und waren verblüfft, als ich am Ende das Geheimnis lüftete: In der Flasche
     befand sich keineübelriechende Flüssigkeit, sondern geruchloses
     Wasser, das wir gelb eingefärbt hatten. Einige Studenten waren so überrascht, dass
     sie nach vorne eilten und an der Flasche rochen, um sich persönlich davon zu
     überzeugen.
    Das Manipulationsexperiment war geglückt. Die Erklärung
     war simpel: Die Studenten hatten sich selbst getäuscht. Sie erwarteten einen Geruch
     und glaubten so fest daran, dass sie während des Versuchs tatsächlich etwas zu
     riechen schienen. Genau diese Erwartungshaltung ist der Schlüssel zur Manipulation.
    Wenn Ihr Horoskop Ihnen vorhersagt, dass Sie morgen einem
     »besonders wichtigen Menschen« begegnen werden, und Sie fest daran glauben, dann
     wird dieses auch zutreffen. An der Wirklichkeit wird sich nichts ändern, doch ihre
     Deutung wird auf Ihr Horoskop abgestimmt sein. Wenn Ihnen dann zum Beispiel Ihr Chef
     wie an allen anderen Tagen über den Weg läuft, werden Sie sich vielleicht sagen:
     »Das Horoskop hatte doch recht!«
    Ständige Wiederholungen wecken ebenfalls eine falsche
     Erwartung in uns. Sie können dieses sofort selbst überprüfen: In der folgenden
     Tabelle sehen Sie Zahlen. Addieren Sie die Zahlen von oben nach unten und sagen Sie
     laut das Zwischenergebnis. Am besten decken Sie die Zahlen ab und schieben das
     Deckblatt Zeile für Zeile nach unten:

    *(Erklärung siehe unten)
    Einige Tage nach dem Experiment in Aachen testete ich einen
     »Voodoo-Trick« im Rahmen einer Hörfunksendung. Ich behauptete, mit magischen Kräften
     (die ich natürlich nicht besitze) den Kaffee in der Tasse der Zuhörer zum Vibrieren
     bringen zu können. Wenige Minuten später klingelten in der Redaktion die Telefone
     heiß. »Es klappt, bei mir hat sich der Kaffee bewegt ...« Im Gegensatz zu den
     »Magiern« erklärten wir anschließend den Trick hinter dem faulen Zauber.
    In der Medizin kennt man den Selbsttäuschungseffekt seit
     längerem als sogenannten Placeboeffekt. Patienten erhalten statt des richtigen
     Präparats eine Scheinarznei. Da sie nichts davon wissen, sind sie überzeugt, ein
     wirksames Präparat einzunehmen; in vielen Fällen kommt es sogar zu heilenden
     Effekten. Bei einigen Versuchen war die Selbsttäuschung der Placebopatienten sogar
     so stark, dass diese unter den Nebenwirkungen des eigentlichen Präparats zu leiden
     glaubten!
    Auch bei der Einnahme von Schmerzmitteln kann man es
     beobachten. Schon nach 15 Minuten spüren die Patienten eine Wirkung, und das, obwohl
     der Wirkstoff im Körper weit länger braucht, bis er den Schmerz bekämpft. In Studien
     konnte man nachweisen, dass der Placeboeffekt sogar vom Preis des

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