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Ach so!

Ach so!

Titel: Ach so! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ranga Yogeshwar
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unsere verzerrte
     Risikowahrnehmung geprägt. Ob es sich um die Angst vor Terrorismus handelt oder um
     die Einschätzung eines Medikaments – in jedem Einzelfall gilt es, sich ein möglichst
     objektives Bild der tatsächlichen Gefahren und Risiken zu machen. Unsere Gefühle und
     Intuitionen leiten uns oft in die Irre; dafür gibt es zahlreiche Belege.
    Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie daher besser
     Ihren Psychologen oder Mathematiker!

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    Was bewirken Vorurteile?
    78 Lehrer sind faul, Politiker korrupt und Frauen
     technisch unbegabt! Unser Alltag strotzt vor Vorurteilen. Verstärkt werden sie durch
     ein Füllhorn voller Witze nach dem Motto: Haarfarbe = blont !
    Vorurteile prägen unser Miteinander, und es ist
     erstaunlich, wie subtil sie unser Handeln beeinflussen.
    Schon der Vorname reicht, um dem Gegenüber zu
     einem ersten Urteil über die jeweilige Person zu verhelfen: Überraschend viele
     Lehrerinnen und Lehrer zum Beispiel assoziieren Persönlichkeitsmerkmale mit
     Vornamen. An der Universität Oldenburg befragte die Mitarbeiterin Julia Kube von der
     »Arbeitsstelle für Kinderforschung« knapp 2000 Grundschullehrer. 41 Das Ergebnis: Namen wie Chantal, Mandy,
     Angelina, Kevin, Justin oder Maurice werden eher mit Leistungsschwäche und
     Verhaltensauffälligkeit in Verbindung gebracht. Glückliche Charlotte und Sophie!
     Vornamen führen zu ungleichen Bildungschancen, denn nur aufgrund seines Namens wird
     der Schüler bereits in eine Schublade gesteckt. Besonders »Kevin« hat sich als
     stereotyper Vorname für einen »verhaltensauffälligen« Schüler herausgestellt. In
     einem Fragebogen fand sich der Kommentar: »Kevin ist kein Name, sondern eine
     Diagnose!«
    Wie ein Virus befallen Vorurteile auch den Betroffenen
     selbst: Junge Mädchen sind zum Beispiel oft davon überzeugt, dass sie keine guten
     Mathematikerinnen oder Physikerinnen sind,und begründen dieses
     nicht etwa mit ihrer Leistung, sondern mit dem Vorurteil an sich: »Das kann ich
     nicht, weil ich eine Frau bin!«
    Der Spruch »Frauen und Technik!« verursacht einen immensen
     Schaden im Bewusstsein kluger Schülerinnen, denn auf stille Weise lösen sich
     vielversprechende Berufsoptionen auf, obwohl unzählige vergleichende Studien klipp
     und klar belegen, dass junge Mädchen eine ebenso hohe natur wissenschaftliche
     Begabung besitzen wie gleichaltrige Jungen. Das Vorurteil siegt: In
     Physikvorlesungen sind junge Frauen die Ausnahme.
    Ist es nicht absurd? Unsere Nation klagt über ein
     Nachwuchsproblem in den naturwissenschaftlichen Disziplinen, doch würden genauso
     viele Frauen hierzulande Physik oder Informatik studieren wie Männer, wäre das
     Problem des Fachkräftemangels im Nu gelöst.
    Vorurteile beeinflussen das Verhalten weit stärker, als
     wir annehmen. Untersuchungen in den USA belegen, dass schon die Anspielung auf die
     Hautfarbe ausreicht, damit junge Afroamerikaner in den Leistungstests schlechter
     abschneiden! Ohne den Appell an das Vorurteil verschwindet prompt der
     Leistungsunterschied.
    Das konnten wir mit einem ähnlichen Experiment in der
     »Großen Show der Naturwunder« selbst testen.
    Etwa 100 junge Frauen sollten einen vereinfachten
     Intelligenztest absolvieren. Vor dem Test wurden sie aufgefordert, einen Fragebogen
     auszufüllen. Ohne dass die Frauen es bemerkten, hatten wir die Kandidatinnen in zwei
     Gruppen unterteilt. Bei der ersten Gruppe war der Fragebogen neutral gehalten. Bei
     der zweiten Gruppe aktivierten einige der aufgeführten Fragen bewusst die typischen
     Vorurteile. So wurde zum Beispiel abgefragt: »Glauben Sie, dass es einen
     Zusammenhang zwischen Haarfarbe und Intelligenz gibt?« Nachdem
     Ausfüllen des Fragebogens folgten dann für beide Gruppen identische
     Intelligenztests.
    Das Ergebnis war aufschlussreich: Die Gruppe, die kurz
     zuvor im Fragebogen mit dem »blonden« Vorurteil konfrontiert worden war, schnitt
     deutlich schlechter ab und löste nur halb so viele Testaufgaben erfolgreich wie die
     Vergleichsgruppe. Das kurze Erinnern an die Haarfarbe reichte schon aus, um die
     Leistung der betroffenen blonden Teilnehmerinnen dramatisch zu mindern.
    Psychologen erklären das Phänomen mit der sogenannten
     »selbsterfüllenden Prophezeiung«. Wenn man es nur oft genug wiederholt, glaubt der
     Betroffene am Ende selbst an das Vorurteil und beginnt diesem dann unbewusst zu
     entsprechen!
    Ich erinnere mich an eine junge Kollegin, die auf
    

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