Achsenbruch
ist aus. Und ohne dich beschuldigen zu wollen, nur für alle Fälle: Wäre verdammt dumm, wenn vorher noch mal eine Bombe explodierte!«
Am fröhlichsten ging es an diesem Samstag bei PEGASUS zu. Karin Jacobmayer und Susanne Ledig hatten Kuchen gebacken und eine Obsttorte belegt, während Mager Campingtische und Balkonstühle auf den Hof schleppte. Als die Nachmittagssonne die Giebel der Vorderhäuser umkurvt hatte, traf man sich zum Kaffeeklatsch.
Kalle und Simone tauchten als Letzte im Hof auf. Sie hatten in Kalles Mansarde übernachtet, um nicht mehr spätnachts bis nach Wattenscheid fahren zu müssen. Sie kamen Arm in Arm und mit einem verräterischen Strahlen in den Augen aus dem Haus. Ein Blick reichte Mager, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie nach dem Besuch der Villa Eden selbst zur Tat geschritten waren.
»Warst du denn wenigstens pünktlich bei der Polizei?«, fragte Mager.
»O je«, heuchelte der Sohn. »Vergessen. Gleich kommt eine Kompanie Bullen. Ob der Kuchen dann noch für alle reicht?«
»Arsch«, knurrte Mager.
Nachdem Theo zwei Stücke Marmorkuchen verdrückt hatte, zog er ab, um mit den Jungs aus dem Nachbarhaus in deren Hof Fußball zu spielen. Das schuf eine gute Gelegenheit, die Lage nach den nächtlichen PEGASUS-Recherchen zu diskutieren. Nur ungern hätte Mager seinem jungen Sohn erklären wollen, was ein Swingerclub war.
Nach dem Kaffeetrinken verschwand man für zehn Minuten im Büro, um sich auf Kalles Laptop den Clip anzusehen, den Mager in der letzten Nacht auf den Speicherchip gebannt hatte. Der hilflose Flenner war der Hit des Tages.
»Leute«, sagte Susanne, als sie wieder draußen saßen. »So schön der Film ist – ich bin gespannt, was die Juristen des Senders dazu sagen. Was ist, wenn die kalte Füße bekommen? Kann ja sein, dass Potthoff und Co. zu ihren Anwälten laufen, um Schmerzensgeld einzuklagen.«
»Flenner haben die Schmerzen aber richtig gut gefallen«, kicherte Simone los.
»Kann sein. Aber was machen wir mit dem Film, wenn er nicht gesendet wird? Wir haben eine Menge Geld dafür ausgegeben. Unsere teuerste Produktion überhaupt.«
»Wir können ihn ja dem Presseamt der Stadt für ihr Jahresrückblick-Video 2006 anbieten«, schlug Mager vor, aber Susanne winkte ärgerlich ab: »Ich meine es ernst, Klaus. Wenn’s schlecht läuft, haben wir eine Menge Geld verbrannt.«
»Von der Steuer absetzen können wir den Clip in jedem Fall«, sagte Kalle. »Und wenn wir schon kein Geld einnehmen, dann sorgen wir eben nur für Bambule im Bochumer Rathaus.«
»Wie das?«, fragte Karin.
»Wir schicken den Clip an Sonnenschein. Oder an deren Parteivorstand. Oder gleich an die Staatsanwaltschaft!«
»Und was machen die damit?««
»Zwei Sachen sind brisant: erstens, dass Bleifinger mit drei Nutten anrückte, und zweitens der letzte Satz beim Abschied. Damit wird doch deutlich, dass Bleifinger alle drei Kerle bestochen hat oder zumindest unter Druck setzen kann. Und im Zusammenhang mit den Ermittlungen in der Bombensache …«
»Mal sehen«, sagte Susanne noch immer skeptisch.
»Mensch, stell dir nur vor, der Film fällt ganz zufällig ein paar Bullen in die Hände!«, schwärmte Mager. »Flenner, dieser Arsch, ist dann weg – und die anderen vielleicht auch.«
»Und Sonnenschein ruft in Bochum die Weltrevolution aus«, spottete Karin. Sie stand auf und zog Simone mit ins Haus. Man hörte Glas klirren und dann kehrten die Frauen mit zwei Flaschen Sekt zurück. »Wie auch immer – diese Erfrischung haben wir uns wirklich verdient.«
»Du warst doch gar nicht dabei«, grinste Mager.
»Ja, aber nur weil ich diese blöde Schramme im Gesicht habe. Sonst hätte ich mich natürlich heldenhaft für diesen Auftrag geopfert.«
Auch Kathrin Klemm nutzte den freien Tag, um etwas Schönes zu unternehmen, und trat mit ihrem neuen Freund zu einer ausgedehnten Wanderung durch den Bochumer Süden an. Mit dem Bus fuhren sie zur Ruhr hinunter und wanderten rund um den Stausee. An Tagen wie diesen war es das reinste Überlebenstraining, da Fußgänger und Skater auf derselben Piste gegeneinander antreten mussten. Doch sie überstanden die Tour unversehrt und zogen weiter, hoch ins Lottental, wo sie sich im Schatten uralter Kastanien Kaffee und Kuchen gönnten.
Ein wenig träger ging es weiter bergauf bis zu der Querstraße, die zur Königsallee zurückführte. Schon träumte ihr Freund von der nächsten Bushaltestelle, da hatte Kathrin eine Idee: »Ich muss mir unbedingt noch
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