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Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
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Fingerhütchen des hellen Rebensaftes ins Glas. »So etwas kommt bei uns nicht vor.«
    Was für eine dreckige Lügnerin, dachte Karin, während Gabi sich Zeit ließ und erst nach einer Minute zu einem positiven Urteil kam. Mit leicht zusammengekniffenen Lippen schenkte die Dame ein.
    Auch die vierte Etappe der ›Tour de Cuisine‹ erwies sich als eine Kreation vom Feinsten, sodass man von dem Weißwein auf einen Mas de la Garrigue umsteigen musste. Der »Lammrücken mit Minz-Brioche überbacken und Bratwirsing an warmem Kartoffelpudding und schwarzer Pfeffersauce« beeindruckte nicht nur durch den Geschmack. Er hatte, wie man erfuhr, der Küche drei Varta-Diamanten eingebracht.
    Nach dem letzten Bissen lockerte Karin unverhohlen den Gürtel um eine Lochbreite: »Nur gut, dass sie wirklich Pfeffersauce genommen haben.«
    »Was denn sonst?«, fragte Mager.
    »Batterieflüssigkeit.«
    Anschließend hatten die Damen und Lohkamp ernsthafte Probleme, das Maronenparfait im Baumkuchenmantel zu bewältigen, obwohl das Volumen dieses Desserts kaum mehr als drei oder vier gut gewachsene Kastanien übertraf. Auch hier standen Menge und Tellergröße in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis. Wäre das trapezförmige Geschirr statt aus Porzellan aus Filz geformt gewesen, hätte das Material mindestens für zwei englische Admiralshüte gereicht.
    »Diesmal kein Preis in einem Restaurantführer?«, fragte Mager, der nur schwer der Versuchung widerstand, den leer geschabten Teller mit seiner Zunge zu säubern.
    »Vielleicht«, meinte Lohkamps Frau, »drei Hosenröcke bei einer Koch-Olympiade im Bundeskanzleramt?«
    Die Rache des Bedienpersonals traf sie, als der dünne Kellner eine große Holzplatte mit sechs gut portionierten Käseproben heranschleppte. Immerhin hatte er sich von seinem Schwächeanfall so weit erholt, dass sein Gesicht schon wieder das morbide Weiß eines Twilight -Vampirs erreicht hatte.
    »Von diesen sechs Edelkäsen möchte ich Ihnen gerne die drei servieren, die Ihnen am besten munden«, versicherte er. Ohne das geringste Stocken verband er alle sechs Namen zu einem gregorianischen Choral, der sich so anhörte, als spielte man eine Langspielplatte mit doppelter Geschwindigkeit ab.
    Die Gäste waren mächtig beeindruckt und Lohkamp fand die salomonische Lösung: »Diese Entscheidung fällt uns zu schwer. Wir überlassen die Auswahl deshalb ganz Ihrem Sachverstand: jeweils einen milden, einen mittleren und einen würzigen.«
    Ein verachtungsvolles Lächeln stahl sich auf die Lippen des Mannes, als er drei Käsestücke auf einen anderen Teller schob und diesen in die Tischmitte stellte. Da die Damen streikten, mussten Lohkamp und Mager diese Aufgabe allein bewältigen. Sie ließen keinen Krümel übrig.
    »Jetzt einen Calvados!«, stöhnte der Kameramann und der Polizist schloss sich diesem Wunsch an. Während sie an den kleinen Glaskelchen mit dem Apfelschnaps nippten und ihre Verdauungszigaretten rauchten, fielen ihnen die immer noch ungeklärten Fragen wieder ein.
    »Wer hat diesem Korolenko in der Nacht des Attentats geholfen, wieder ungesehen wegzukommen?«
    »Wissen wir noch nicht. Aber er hat auf der Flucht mit seiner eigenen EC-Karte in Hagen Geld abheben lassen – von einem anderen Mann. Dessen Foto hat die Bank gespeichert und die Kollegen in Hagen suchen ihn.«
    »Und wie haben Bleifinger und Flessek das alles über-standen?«
    »Unterschiedlich. Flessek war amtsmüde. Man munkelt, er wolle auch seinen Sessel im Rat der Stadt abgeben und sich etwas Neues, Bequemeres suchen. Aber wir müssen ihn nicht bedauern. Typen wie er finden immer ein warmes Plätzchen.«
    »Und Bleifinger?«
    »Der smarte Lukas macht weiter seine Geschäfte. Er hat sich ja nicht nur bei uns, sondern auch im Fernsehen so fein herausgeredet … Ihm wird nichts passieren. Auch wegen des Unfalls nicht. Aber dieses arme Schwein von Lkw-Fahrer – den werden sie verknacken.«
    Nach dem Calvados wurde nun allen noch ein Espresso serviert.
    »Tut gut«, sagte der Hauptkommissar nach dem ersten Schlückchen. »Aber ich habe auch noch eine Frage. Es muss eine Verbindung zwischen Dorn und Bleifinger geben. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie so lange gezögert hat, Tariks Keller zu filzen, bis Korolenko das Dynamit dort versteckt hatte. Selbst bei Google haben wir keine Antwort gefunden.«
    Jetzt konnte Mager auftrumpfen: »Tja, wir haben nicht nur gegoogelt – wir haben auch bei Xing nachgeguckt.«
    »Was hat Dorn mit Xing zu

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