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Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
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ihr?«
    Er nickte, schnappte seine Jacke und kehrte noch einmal ins Nachbarhaus zurück. Theo matschte in seinem Bananen-Haferflocken-Brei herum und hatte offenbar keine Lust auf den Kindergarten. Karin saß geduldig daneben und las Zeitung: Bis neun hatten sie noch jede Menge Zeit.
    »He, eine Bitte«, sagte Mager. »Wir fahren jetzt nach Herbede und löchern die Leute mit dem blauen Lkw. Kannst du Lohkamp den Clip mit der Brückensprengung schicken, wenn du Theo abgeliefert hast? Bis dahin haben wir genug Vorsprung.«
    Sie nickte, sah ihn an, kam mit vor die Tür.
    »Wir müssen reden«, sagte sie dort. »So kann es nicht weitergehen.«
    Darf es auch nicht, dachte er. Aber das lässt sich nicht zwischen Tür und Angel bereden. Wir brauchen Zeit dafür.
    »In Ordnung«, sagte er und strich ihr kurz übers Haar. »Ich …«
    »Vatta!«, schrie Kalle herüber, die geöffnete Tür des Skoda in der Hand. »Neuer Einsatz! Es eilt wirklich!«
    »Wir reden später!«, sagte Mager und rannte los.
    Karin sah hinter ihm her und spürte ein merkwürdiges Würgen im Hals. Immer dasselbe, dachte sie.
    77
    Lohkamp ging die neue Woche mit zuversichtlicher Anspannung an. Die Karlsruher waren erst einmal damit beschäftigt, Tariks Alibi zu überprüfen. Und wenn der blaue Fleck auf dem Google-Luftbild von Witten-Herbede sich tatsächlich in den mysteriösen Lkw verwandelte, war der Hauptkommissar der Lösung des Falles sehr nahe – auch wenn gleich wieder neue Fragen auftauchten. Die wichtigste davon galt der Klärung des Tatmotivs. Welchen Grund sollte Lurich haben, ausgerechnet Sonnenschein in die Luft jagen zu wollen?
    »Klingt wirklich unwahrscheinlich, Chef«, bestätigte Hardenberg. »Dass die OB ihm nicht genug Aufträge zuschanzen konnte, lag ja wohl nicht an ihr, sondern an diesem Bauamtsleiter. Lurich hätte doch eher dem Potthoff eine Autobombe …«
    »Gutes Stichwort!«, fiel ihm Kathrin Klemm ins Wort. »Chef, ich habe mit meinem Freund am Wochenende einen Spaziergang gemacht und mir dabei das östliche Teilstück des Charlottenweges angeschaut.«
    Lohkamp spürte plötzlich ein Kribbeln im Nacken, das ihm wie ein Kälteschauer an der Wirbelsäule hinablief.
    »Das Grundstück ganz am Ende gehört Potthoff.«
    Schweigen.
    Dann schlug Lohkamp ein paar Mal mit der Faust auf den Schreibtisch: »Was sind wir doch für Idioten! Wir wälzen alle möglichen Theorien, aber an eine Verwechslung hat noch keiner von uns gedacht.«
    » Hypothesen heißt das«, grinste Hardenberg, fand jedoch sofort den Widerspruch: »Aber Lurich kannte zumindest Sonnenscheins Haus. Wenn Potthoff das Ziel des Anschlags war – dieser Baumensch hätte sich nicht in der Adresse geirrt.«
    Lohkamp zog eine Karteikarte und einen Filzstift aus dem Schreibtisch: »Wir müssen das jetzt mal sortieren!«
    »Nimm lieber ein großes Blatt!«, empfahl Klemm. »In der Mitte zwei Kästchen nebeneinander: Potthoff und Sonnenschein. Obendrüber jeweils mögliche Täter und ihre Motive und unter den Kästchen die Namen derjenigen, die es nicht gewesen sein können.«
    »Meinst du so etwas, was die Fernsehkommissare jetzt immer machen? Tapetenrolle an die Wand?«
    »Oder eine Mindmap auf einer Malerstaffelei!«, kicherte Klemm. »Wir haben so ein Teil im großen Besprechungsraum. Aber bleibt sitzen – ich komme mir vor wie in der Schule. Meiner Nichte haben sie solch ein Gerät ins Kinderzimmer gestellt.«
    »Und meine Lehrer haben alles einfach mit Kreide an die Tafel geschrieben«, warf Lohkamp ein. »Vielleicht habe ich deshalb in Mathe so wenig begriffen.«
    In den nächsten Minuten bastelten die drei eifrig an einem Schaubild über das Beziehungsgeflecht der beiden möglichen Opfer. Das Ergebnis ihrer Überlegungen war mehr als ernüchternd.
    »Also«, fasste Lohkamp zusammen. »Motive, gegen Sonnenschein vorzugehen, hätten vor allem politische Konkurrenten: Potthoff, Flessek, Tenberge. Potthoff deshalb, weil die OB ihn gerne gefeuert hätte. Und bei Tenberge könnte es noch Eifersucht und Wut geben. Wegen der Nacktfotos und der Tatsache, dass Beißner die Beziehung zu ihr aufgeben musste.«
    »Wenn alles stimmt, was uns die Leute gesagt haben«, warf Hardenberg ein. »Und wir müssten klären, wer für diese Kandidaten Sprengstoff besorgen und das Attentat ausführen konnte. Oder heißt es ›hätte können‹, Frau Kollegin?«
    Die beiden anderen nickten.
    »Potthoff würde immer jemanden finden, der ihm eine Stange Dynamit besorgt. Aber als Täter

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