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Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
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Schultern hoch.
    »Haben Sie die Telefonnummer?«
     »Im Büro«, sagte Lurich. »Kann ich Ihnen gleich geben. Aber ich wette, dass Sie da heute niemanden erreichen.«
    »Wieso?«
    »Montags sind alle Museen in Deutschland geschlossen.«
    Mist auch, dachte Lohkamp und brauchte einen Moment, um diesen Tiefschlag zu überwinden: »Nun gut, wir prüfen das morgen nach!«
    »Tun Sie das. Aber warum ist das so wichtig?«
    Kommt verdammt spät, diese Frage, fand Lohkamp, aber es gab noch etwas anderes zu klären: »Sagen Sie – woher haben Sie den Wagen eigentlich?«
    Lurich grinste: »Schnäppchen! Eigentlich hatten zwei geschäftstüchtige Jungs den Wagen ins Baltikum bringen wollen. Aber sie sind ein paar Kilometer hinter dem Kamener Kreuz mit Motorschaden liegen geblieben. Und da ich auf dem Weg nach Berlin zufällig vorbeikam …«
    »Und warum haben Sie die Beschriftung auf der Seite nicht übermalt?«
    »Hat sich bei dem Möhrchen nicht mehr gelohnt.«
    »Und wie steht es mit der Anmeldung beim Straßenverkehrsamt?«
    »Na ja, wir sind hier in der Gegend noch eine Weile mit dem Überführungskennzeichen rumgefahren.«
    »Um Steuern zu sparen.«
    »Ja«, bekannte Lurich.
    Lohkamp sah ihn an. In den Augen des Abrissspezialisten glänzte die Bauernschläue gepaart mit der Sorge, noch einiges an Kfz-Steuern nachzahlen zu müssen.
    »Noch etwas anderes. In Ihren Unterlagen habe ich gesehen, dass Sie das Grundstück schräg gegenüber gepachtet haben. Wir würden das gerne sehen.«
    »Da ist doch nix. Steht leer.«
    »Wir möchten uns trotzdem gerne dort umschauen.«
    »Ich könnte jetzt nach dem Durchsuchungsbeschluss fragen«, setzte Lurich nach und lächelte.
    »Den kriegen wir ohne Probleme. Aber jetzt bitte ich Sie ja nur, uns zu helfen.«
    Der Geschäftsführer schien einen Moment lang versucht zu sein, die ganze Sache zu erschweren, doch dann nickte er. »Vitali, hast du die Schlüssel bei dir?«
    Korolenko nickte. Er kramte in den Taschen seines Arbeitsanzugs und fischte einen großen Metallring mit sechs oder sieben Schlüsseln heraus. Drei Griffstücke waren mit kleinen bunten Plastikfassungen markiert: »Einer für das Tor, dieser für das Haus und der dritte …«
    »Für den Bunker?«, fragte Klemm.
    Korolenko zuckte nicht mal mit den Wimpern: »Gut geraten, Fraulein Klemm!«
    »Ja!«
    »Gehst du mit?«, fragte Lurich seinen Angestellten.
    »Chef – die Hinterachse. Liegt alles offen rum!«
    »In Ordnung. Mach weiter!«
    Lurich ging den Polizisten voran auf die Straße zu. Als sie an dem Focus vorbeikamen, fragte er mit einer Kopfbewegung: »Können Sie den nicht ein Stück zur Seite fahren? Ich bin ja bei Ihnen. Und so viele Kunden habe ich nicht mehr. Wenn jetzt einer nicht auf den Platz fahren kann, ist er weg. Draußen kann man nicht parken.«
    Lohkamp stieg ein und löste die Bremse, ließ den Wagen einen Meter weiter rollen. Sein Bauch grummelte etwas von einem Fehler, aber sein Herz konterte mit dem Hinweis auf die schlechte Lage der Firma und dem bösen Wort ›unsozial‹.
    So ließ er den Wagen, wo er jetzt stand, und folgte den anderen an den Straßenrand. Dichter Verkehr mal von der einen, mal von der anderen Seite. Scheißampelschaltung, dachte Lohkamp. Dann öffnete sich doch eine kleine Lücke im Fahrzeugstrom und sie spurteten auf die andere Seite.
    Ohne zu zögern, ging Lurich auf das Flügeltor zu und suchte den passenden Schlüssel. Er ließ sich auf Anhieb drehen, die rechte Seite der vergitterten Sperre schwang auf. Nichts knirschte, nichts quietschte, alles war gut geölt. Jemand hielt hier drüben die Technik in Ordnung.
    Vernachlässigt war hingegen die Natur: Vor dem Haus und auf dem Weg nach hinten wucherten Blumen, Gräser und allerlei Unkraut wild durcheinander.
    »Wohin?«
    »Zum Bunker!«, bestimmte Lohkamp.
    Sie folgten den Reifenspuren, die zu der Kastanie führten. Auch hier wuchs Gras – der Weg wurde selten genutzt.
    »Früher haben wir hier Dynamit gelagert«, erklärte Lurich. »Nicht ganz nach Vorschrift, aber weit genug von allem weg.«
    Als er den Schlüssel drehte, entstand unten an der Straße Lärm: Mehrere Fahrzeuge bremsten und hupten, aber ein einzelner Motor heulte in höchster Beschleunigung auf. Die Polizisten drehten sich um: Der blaue Peugeot hatte sich wohl in den laufenden Verkehr gequetscht und raste in Richtung Autobahn davon.
    »Verdammt noch mal!«, schrie Lohkamp. Sein Bauch hatte Recht gehabt.
    78
    Die Polizisten, die zuerst am Unfallort

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