Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
einfach nichts vormachen. Ich musste ihm die Wahrheit sagen. Egal, wie belämmert ich dann dastand.
»Na ja … ich hab da wohl ein bisschen übertrieben … Niemand hat mir zugehört und außerdem bin ich gegen die Glastür geknallt und vorher ist irgendwas in meinem Kopf explodiert und … Ach, keine Ahnung, ich weiß echt nicht, was plötzlich mit mir los ist, und dann habe ich auch noch voll lächerlich herumgelabert, von wegen, dass ich sie hübsch fände und so ’n Blödkram, und eben habe ich vor ihr getanzt …«
Ich brach ab und Wutz lächelte verständnisvoll. »Hey, Kumpel, dich hat’s ja echt erwischt.«
»Erwischt?«
Wutz’ Grinsen wurde breiter. »Du bist verliebt, Rick.«
»Mierda«, entfuhr es mir entsetzt. »So etwas in der Art hab ich schon befürchtet.«
Wutz lachte. »Aber, Rick, das ist doch genial. Du hast dich das erste Mal so richtig verknallt.«
Ich wusste ehrlich nicht, was Wutz daran so freute, ich für meinen Teil konnte gut darauf verzichten.
»Blödsinn«, entgegnete ich und raufte mir verzweifelt die Haare. »Das ist das Schlimmste, was mir passieren konnte, und ich will das auch gar nicht. Am Ende mache ich mich noch genauso zum Affen wie Pa.«
Doch Wutz hatte kein Erbarmen. »Ich kann dich gut verstehen, Rick. Nelly ist ziemlich süß.« Er lehnte sich zurück. »Ach, ich würde mich auch gern mal wieder so richtig verlieben!«
Süß? Nelly war Eishockeystürmerin. Und was für eine! Ich kannte kein Mädchen, das so einen Hammerschlag draufhatte wie sie. Wenn irgendetwas auf Nelly zutraf, dann war das: cool. Genau! Nelly war oberhammermäßig-supercool!
Aber mir sollte es egal sein, was Wutz fand. Hauptsache, er hielt dicht.
»Könnte das bitte unter uns bleiben?«, krächzte ich mit beschämtem Glühbackengesicht.
Wutz nickte und hielt mir die Hand hin. »Logo. Das ist ab sofort unser Geheimnis.«
Ich ergriff seine Hand, obwohl mir sein feierlicher Gesichtsausdruck ein wenig übertrieben vorkam.
»Und was war hier los?«, fragte ich nun doch.
Wutz winkte ab. »Hör bloß auf«, knurrte er. »Ab morgen bin ich zum Glück wieder im Einsatz, ansonsten könnte ich für nichts garantieren. Das ist die Hölle hier.«
Welcome to my life, Wutz!, dachte ich und verschwand in mein Zimmer.
Finn saß in meinem Baseballhandschuhsessel und las.
»Boah, ist das heiß hier drinnen«, beschwerte ich mich und riss das Fenster weit auf.
»Nein, lass das!«, rief er, sprang vom Sessel hoch und schloss das Fenster wieder. »Von der Straße kommt so vielLärm rein. Ich brauche Ruhe. Was willst du überhaupt schon wieder hier? Ich dachte, du hast ein Knutsch-Date mit deiner Freundin?!«
Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Dir hat wohl die Hitze das Gehirn getoastet«, stieß ich ärgerlich hervor.
Finn verzog nur kurz den Mund, ließ sich zurück in den Sessel plumpsen und glotzte wieder in sein Buch.
Mann, der Typ brachte mich echt zur Weißglut!
»Ey, Finn, ich rede mit dir!«
Zerstreut hob er den Kopf. »Ich kann jetzt nicht. Ist gerade spannend«, nuschelte er.
»Pass mal auf, wie spannend das hier gleich wird«, drohte ich ihm und ging erneut zum Fenster rüber, um es zu öffnen.
»Lass das Fenster zu!«, kreischte Finn. »Du … du Weichkartoffel.«
Okay, was zu viel war, war zu viel. Und das war eindeutig viel zu viel! Mit einem sensationellen Tarzanschrei stürzte ich mich auf ihn, umfasste seinen dürren Arm und wollte ihn aus meinem Zimmer schleifen. Doch Finn machte sich schwer wie ein Kartoffelsack und versuchte mit aller Kraft, seinen Arm aus meinem Griff zu befreien.
»Lass los!«
»Das kannst du vergessen, du Pfeife!«
Aber bevor wir uns gegenseitig die Schultern auskugeln konnten, kamen Mary und Wutz ins Zimmer gestürmt und fingen sofort damit an, ihrerseits an uns herumzuzerren.
»STOPP!«, rief Pa schließlich in das Gerangel.
Finn und ich ließen uns so ruckartig los, dass Mary zu Boden stürzte. Wutz konnte sich gerade noch am Türrahmen festkrallen, sonst wäre er der Länge nach auf meine arme Oma geklatscht.
Als Mary sich wieder aufgerappelt hatte, war ich fest davon überzeugt, jeden Moment eine gescheuert zu bekommen. Doch stattdessen keifte Mary Linda an, die eben erst dazugekommen war und fassungslos von einem zum anderen starrte.
»Tolle Idee! Ich dachte, du bist eine Pädagogin und weißt, dass Jungs in dem Alter ihre Privatsphäre brauchen. Aber jetzt verstehe ich es, deshalb hast du wohl deinen Job an den Nagel gehängt und willst
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