Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
Minuten, um zu schnallen, dass wir wirklich vor ihm standen. Weitere fünf Minuten dauerte es, bis er sich angezogen und währenddessen Finn eine Standpauke über das Missachten von Verboten gehalten hatte.
»Außerdem kann es da unten gar nicht brennen«, meinte er schließlich. »Dann wäre doch längst der Alarm losgegangen. Ich schau mir das mal an.«
Wir flitzten den Gang entlang. Ich hatte meinen Finger schon auf dem Fahrstuhlknopf, als Pa den Kopf schüttelte. »Nein. Wenn es wirklich brennt, dürfen wir auf keinen Fall den Fahrstuhl benutzen.«
Also ab ins Treppenhaus und in null Komma nix von der sechsten Etage runter zum untersten Autodeck.
Keuchend steuerten wir auf unseren Wagen zu. Ich stellte mit einem Seitenblick zufrieden fest, dass Finns Kondition deutlich schlechter war als meine. Eishockeystürmer gegen Bücherwurm – 1:0!
Als wir um die Ecke bogen, blieb Pa sofort stehen. Schon von Weitem konnte man sehen, dass der Lkw neben Pas Auto gewaltige Flammen schlug.
»Keinen Schritt weiter. Wir müssen hier sofort weg!« Pa wandte sich um und zog uns wieder mit sich in Richtung Treppenhaus. Direkt neben der Tür befand sich ein Feuermelder. Actionheldenreif schlug Pa mit der Faust die Glasscheibe ein und drückte den Knopf.
Nichts geschah.
Pa drückte ihn noch mal und noch mal. »Verdammt«, fluchte er.
»Und jetzt?«, fragte Finn mit ängstlicher Stimme.
»Irgendjemand von der Besatzung muss sich doch hier unten rumtreiben«, meinte ich.
Ratlos hob mein Vater die Schultern. »Schon komisch, dass bisher noch niemand etwas von dem Brand mitbekommen hat. Finn, du kennst dich doch mit dem Schiff aus. Wo genau befindet sich die Kommandobrücke?«
Finn überlegte kurz, rief: »Zwölfter Stock!«, und rannte auch schon los.
Keine Ahnung, wie viele Stufen wir hochgesprintet waren, bevor wir endlich im zwölften Stock ankamen und Pa irgendeinem Uniformierten von der Besatzung keuchend zurief: »Es brennt! Unten auf dem Autodeck steht ein Lkw in Flammen!« – Mir kam es jedenfalls so vor, als ob wir eine halbe Ewigkeit durchs Treppenhaus nach oben gehetzt waren. Meine Oberschenkel brannten wie verrückt. Wenn ich auch nur noch eine einzige weitere Stufe nehmenmüsste, würden mir die Beine einfach abfallen, so viel war sicher.
Sofort rief der Staffkapitän unten im Maschinenraum an und erhielt Minuten später die Rückmeldung, dass das Feuer sich mittlerweile ausgebreitet hatte. Prompt wurde der Generalalarm ausgelöst.
Uns beachtete erst mal niemand mehr. Um uns herum wuselten die Crewmitglieder hin und her und wir standen da wie bestellt und nicht abgeholt.
»Begeben Sie sich jetzt bitte mit Ihren beiden Söhnen zu den Rettungsbooten auf Deck zwei. Befolgen Sie dort die Anweisungen der Crew«, wandte sich der Staffkapitän schließlich wieder an Pa.
»Aber meine Frau … Linda …«, stammelte mein Vater leicht panisch. »Ich muss sie verständigen. Sie schläft noch in der Kabine.«
»Und Mary und Wutz?«, rief ich dazwischen. »Denen müssen wir doch auch Bescheid sagen.«
Der Staffkapitän hob beschwichtigend die Hände. »Bleiben Sie ganz ruhig und folgen Sie unseren Anweisungen. Ihre Familie ist längst durch den Alarm geweckt worden und befindet sich wahrscheinlich schon auf dem Weg zu den Rettungsbooten. Außerdem sind auf jeder Etage Crewmitglieder unterwegs und achten darauf, dass niemand mehr in den Kabinen ist.«
Pa nickte. Doch kaum hatten wir die Kommandobrücke verlassen, redete er beschwörend auf uns ein. »Ihr beide geht jetzt sofort zu den Rettungsbooten. Ich hole Linda.Sie hat vorhin eine Schlaftablette genommen und hat bestimmt von all dem hier nichts mitbekommen.«
»Du musst auch nach Wutz und Mary schauen, denen ging es doch auch nicht so gut, wegen der vielen Cocktails. Oder soll ich das machen?«, schlug ich vor.
»Auf keinen Fall!« Pa bekam schon wieder hektische Flecken. »Du gehst mit Finn sofort zu den Rettungsbooten. Hast du verstanden, Rick, keine Alleingänge!«
Ich nickte, obwohl mir nicht ganz wohl dabei war.
Diesmal waren das Treppenhaus und die Gänge nicht menschenleer. Ganz im Gegenteil, überall rannten Leute herum, größtenteils noch im Schlafanzug oder Morgenmantel.
»Bleiben Sie ganz ruhig. Dies ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Bestimmt können Sie schon bald wieder zurück in Ihre Kabinen gehen«, hörte man die Mitglieder der Besatzung überall auf ängstliche Passagiere einreden.
An Deck zwei ging es nicht weniger hektisch zu. Ich
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