Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
Nur mein Herz war zu hören, das laut gegen meine Rippen hämmerte.
Den Hauch einer Sekunde überlegte ich, ob ich Finn hinterherlaufen sollte. Doch dann entschied ich mich dagegen und ließ mich seufzend aufs Bett zurücksinken.
Der rennt jetzt schön zu seiner Mami und lässt sich trösten, überlegte ich mir. Und die liest ihm eine Gutenachtgeschichte vor und dann ist wieder Friede-Freude-piep-piep-piep-wir-haben-uns-alle-lieb angesagt.
Ich schaltete das Licht aus und schloss die Augen.
Keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte, als mich plötzlich eine eiskalte Hand am Unterarm fasste.
»Wach auf, schnell, Rick, wach auf!«
Ich träume. Fiese Albträume
.
»Rick, verdammt noch mal, mach die Augen auf!«
Ich will aber nicht!
»WACH ENDLICH AUF!«
Wie angestochen schoss ich in die Höhe und starrte in Finns Gesicht, das noch weißer war als sonst.
»Sag mal, hast du den Schuss nicht gehört?«, regte ich mich auf.
Doch Finn presste mir mit unglaublicher Kraft die Hand vor den Mund. »Sei still. Es ist etwas passiert. Du musst mit mir kommen. Sofort!«
Die Panik in seinen Augen sah echt aus. Dennoch versuchte ich, ihn in die Finger zu beißen.
»Lass mich los! Auf der Stelle!«, knurrte ich unter seiner Hand hervor.
»Hör mir einfach nur zu«, flehte Finn mich an.
Wieso? Warum sollte ich diesem Irren zuhören? Und wie spät war es eigentlich?
»Was willst du?«, seufzte ich schließlich.
Finn begann, in unserer Kabine auf und ab zu rennen, was bei deren Größe echt eine Leistung war. »Ich habe im Auto auf dem Rücksitz geschlafen und …«
»Was hast du?«, fuhr ich hoch. »Mein Pa hat es doch verboten.«
Finn sah mich einen Moment spöttisch an. »Wo sollte ich denn hin, hm? Meinst du, ich lege mich zu deinem Vater und meiner Mutter ins Bett und höre ihnen beim Knutschen zu?«
Ich musste grinsen. »Nö, aber vielleicht hätten sie dir eine Gutenachtgeschichte vorgelesen.«
Finn ging nicht auf meinen Spott ein, sein Gesicht wurde sogar noch eine Spur ernster. »Das ist nicht der Zeitpunkt für Witze, Rick. Unten auf dem Autodeck brennt es.«
»Was?«
Finn nickte mit dem ganzen Oberkörper. »Im Lkw neben eurem Auto.«
»Und warum kommst du dann zu mir?«, wunderte ich mich. »Warum hast du nicht längst dem Kapitän oder irgendjemandem von der Besatzung Bescheid gesagt?«
Finn blickte schuldbewusst zu Boden. »Weil ich glaube, dass ich dann riesigen Ärger bekomme.«
»Was? Das wird ja immer besser. Bist du jetzt unter die Feuerteufel gegangen?«
Finn schüttelte den Kopf. »Unsinn. Aber es ist doch streng verboten, während der Fahrt das Autodeck zu betreten. Und außerdem hatte ich ja gar keinen Schlüssel für Philipps Auto …«
Ich stand komplett auf der Leitung.
»Na und? Sich nachts im Museum einsperren zu lassen, ist auch streng verboten, und du hast es trotzdem gemacht. Wo ist dein Problem?«
Finn sah jetzt richtig fertig aus. »Ach, verdammt, die letzten Tage sind so daneben verlaufen, und wenn ich jetzt auch noch Ärger mache, dann … es ist einfach alles so … so bescheuert.«
»Erzähl endlich, was passiert ist!«
Finn nickte hastig. »Ich bin zum Auto runter und dann ist mir eingefallen, dass ich ja gar keinen Schlüssel habe. Und weil ich so hundemüde war, habe ich Philipps Auto einfach aufgeknackt. Dann bin ich eingeschlafen und plötzlich hat es laut geknallt und die Ladefläche des Lkws stand in Flammen.«
Ich hatte genug gehört. Egal, wie der Brand entstanden war oder woher Finn wusste, wie man ein Auto knackte, jetzt musste erst einmal gehandelt werden.
»Los komm, wir wecken meinen Vater.«
»Nein!« Finn hängte sich an meinen Arm wie ein Klammeräffchen. »Bloß nicht! Lass es uns erst allein versuchen«, bettelte er.
Ich schüttelte verwundert den Kopf. »Das glaube ich jetzt nicht. Einen IQ von mindestens 150 haben und so dumm sein? Spinnst du? Wie sollen wir denn allein ein Feuer löschen? Wir sind doch keine Feuerwehrleute. Da hilft es auch nicht, dass du vielleicht schon tausend Bücher darüber gelesen hast.«
»Habe ich überhaupt nicht«, klärte Finn mich in seinem üblichen Besserwissertonfall auf. »Literatur über Brände und die Arbeit der Feuerwehr haben mich noch nie interessiert.«
Ich schlug mir vor die Stirn. »Mensch, Junge, das war doch nur ein Beispiel. Jetzt hör auf zu labern und komm gefälligst mit.«
Ich schüttelte seine Hand ab und stürzte aus der Kabine. Finn hechtete mir hinterher.
Pa brauchte knapp fünf
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