Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht - Rick ; Bd.2
Linda und die Kinder von Bord kommen.«
Pa nickte und Linda blickte sich suchend um. »Ich habe Mary noch nirgendwo gesehen.«
»Das liegt wohl daran, liebe Linda, dass sich ungefähr zweitausend Menschen an Bord befinden.« Wutz’ Stimme triefte vor Ironie.
Lindas Miene versteinerte. Und auch Pa sah nicht gerade glücklich aus.
»Schluss jetzt«, krächzte er. »Mary ist hier bestimmt irgendwo. Außerdem sind wir nun an der Reihe.« Er deutete auf zwei Crewmitglieder, die uns energisch heranwinkten.
Bis auf Wutz, der schauen wollte, ob er noch irgendwo helfen könnte (was ich ihm natürlich kein bisschen abnahm, weil er schon wieder seinen typischen Geheimagenten-Blick draufhatte), ließen wir uns von den beiden Männern in eines der Rettungsboote helfen.
Als es bis auf den letzten Platz belegt war, wurde das Boot mit einem sanften Ruck abgesenkt.
Wir hatten uns noch keinen halben Meter von der Einstiegsstelle entfernt, da hörte ich einen Hund kläffen und plötzlich durchfuhr es mich wie ein Zehntausend-Volt-Stromschlag: Mary!
Ich schoss in die Höhe, und bevor ich auch nur eine Sekunde darüber nachdachte, sprang ich zurück aufs Schiff.
»Rick, was machst du?«, rief Finn – und hechtete mir hinterher.
Für Pas Sprung war es dann allerdings zu spät.
»Spinnt ihr?!«, brüllte er uns vom Boot aus zu. »Was soll das?«
»Ich suche Mary!«
»Ich auch!« Finn stellte sich neben mich.
Linda kreischte alle möglichen Drohungen in unsere Richtung, doch ich zuckte einfach nur mit den Schultern, hielt mir die Hände an die Ohren und schüttelte in gespielter Ahnungslosigkeit den Kopf.
»Seid ihr noch ganz bei Trost?«, pflaumte uns jetzt auch noch eines der beiden Crewmitglieder an, die uns Momente zuvor aufs Rettungsboot geholfen hatten. »Ihr hättet abstürzen können.«
Der Mann wollte mich am Ärmel packen, doch ich reagierte blitzschnell, sprang zur Seite und flitzte los. Finn mir hinterher.
Der Typ brüllte uns irgendetwas nach und wir legten sicherheitshalber noch einen Zacken zu. Kurz vorm Treppenhaus blieb ich dann so abrupt stehen, dass Finn voll in mich hineinrannte.
»Ey«, meckerte ich. »Hast du die Bremslichter nicht gesehen?«
Finn sah mich vorwurfsvoll an. »Das ist nicht lustig.«
Ich seufzte theatralisch. »Hab ich auch gar nicht behauptet. Aber jetzt mal raus mit der Sprache, was soll das? Warum bist du mir hinterhergesprungen?«
»Kann ich dir nicht sagen …«, druckste Finn herum und starrte dabei auf seine Füße, als ob sie ihm gerade erst gewachsen wären.
»Nun spuck’s schon aus.«
Finn zierte sich noch ein bisschen. Das Ganze schien ihm irgendwie peinlich zu sein. Schließlich sprudelte es aus ihm heraus: »Es ist ja nur, weil wir doch jetzt so was wie Brüder sind und du mir vorhin auch geholfen hast.«
Okay, das war jetzt wirklich peinlich. Wehe, der machte gleich auch noch Anstalten, mich in den Arm zu nehmen!
Zur Sicherheit ging ich einen Schritt zurück und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
»Ist ja auch egal«, winkte ich ab. »Ich muss jetzt Mary suchen.«
Im Treppenhaus steppte noch immer der Papst, obwohl ich fest damit gerechnet hatte, dass längst alle Passagiere bei den Rettungsbooten wären.
Pustekuchen!
»Hier finden wir Mary nie«, seufzte auch Finn. »Hast du einen Plan?«
Null!
Ich holte tief Luft. »Klaro. Oder denkst du, ich wäre sonst einfach so vom Rettungsboot gesprungen?!«
Finn verzog spöttisch den Mund. »Okay, darf ich trotzdem einen Vorschlag machen?«
»Wenn’s sein muss«, stöhnte ich und verdrehte die Augen.
»Wir laufen zu Marys Kabine, und wenn sie nicht mehr dort ist, können wir getrost davon ausgehen, dass sie sich an Deck zwei oder schon auf einem der Rettungsboote befindet.«
Das klang logisch – wenn man ihre Kabinennummer kannte.
»Es ist die 511. Das habe ich vorhin beim Abendessen gesehen. Mary hatte ihre Karte auf den Tisch gelegt.«
Mann, der Typ konnte echt meine Gedanken lesen!
»Glaubst du, das wusste ich nicht?!«, pampte ich ihn an.
Der Gang zu Marys Kabine war zum Glück menschenleer.
Plötzlich kam ich mir saudoof vor. Und kindisch. Und total unreif. Und auch ein wenig meschugge. Was hatte ich mir bloß bei dieser Aktion gedacht? Mister Coolman und El Besserwisso retten angetrunkene Oma samt herzschwacher Bulldogge in letzter Sekunde vom sinkenden Schiff?
Finn schien schon wieder meine Gedanken erraten zu haben. »Das hätten wir uns sparen können. Die haben das hier alles im
Weitere Kostenlose Bücher