Achtung BABY!
ganz plötzlich in Dämel-Kinder-Ansprache: »Ja, wer von euch Kleinen hat denn das gemalt?«
»Ich!«
Irgendwann macht man als Kinderloser anscheinend eine Veränderung durch, die man selbst erst nicht bemerkt. Die Umwelt agiert plötzlich anders. Pärchen, die länger kinderlos zusammen sind, kennen das, dass befreundete Eltern einen plötzlich so komisch angucken, zuzwinkern und mit einem übertriebenen Lächeln sagen: »Ihr seid reif!«
»Okay.«
»Ihr seid ja schon überreif!«
»Dann lass uns pflücken gehen.«
»Nein, ihr seid reif für Kinder.«
Ab wann ist man reif für Kinder? Wenn man so ausgeruht ist, dass man ein Jahr auch ohne Schlaf auskommen könnte? Und später taucht man dann unverhofft in einem Peter-Cornelius-Insel-Song wieder auf? Man muss es anders sagen: Ab wann ist man reif, Eltern zu werden? Es gibt keine Faustregel dafür. Aber es gibt Anzeichen und Merkmale. So wie Frauen übers Jahr hinweg Männern etwa drei Dutzend sachdienliche Hinweise für ein passendes Weihnachtsgeschenk geben, so gibt es Fingerzeige für den besten Zeitpunkt, Eltern zu werden:
Top 10
Du bist reif, Vater zu werden …
Wenn du auf der Straße Frauen erst auf den Bauch und dann auf die Brüste schaust.
Wenn du bei schlechten Filmen weinst, in denen ein Hauptdarsteller plötzlich mit einem Kind konfrontiert wird, von dem er vorher nichts wusste. Er lehnt es erst ab, aber entdeckt dann doch seine Vaterliebe. Gutes Beispiel: »Daddy ohne Plan«.
Wenn du plötzlich die Teletubbies auch ohne Drogen und Alkohol lustig findest.
Wenn du in der U-Bahn oder im Supermarkt sofort mit Kindern von Fremden rumblödelst.
Wenn du dich ab und zu plötzlich wie in einem Tagtraum in einem Spielzeugladen wiederfindest, mit einem riesigen Stoffschäfchen an der Kasse.
Wenn du anfängst, die Inhalte von Überraschungseiern »für später« aufzuheben.
Wenn du versuchst, deiner Katze die Flasche zu geben.
Wenn du DVD-Editionen von Kinderserien kaufst.
Wenn du mit deiner Frau freiwillig in die Oper gehst.
Wenn du für andere Kinder Bilder malst.
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Wie geht denn das?
Ab dem Moment, in dem wir uns entschieden hatten, ein Baby in diese Welt zu setzen, bestimmte eine neue Form von Glückshormonen unseren Alltag. »Wir werden ein Baby haben.« Es war eine Vorfreude wie auf Weihnachten: Das Christkind kommt bald. Denkt man. Ich hatte früher immer die Vorstellung, schwanger zu werden sei kein Problem. Beide wollen, passt scho. Oder für die Romantiker unter euch Lesern: »Wir zeugen ein Baby in einer Nacht, in der unsere Körper wie elektrisiert beben und verschmelzen.« Ich dachte, selbst wenn man nicht schwanger werden will, ist die Natur stärker. Als Jugendlicher war meine Erkenntnis aus dem Aufklärungsunterricht und den Zusatzinfos von der Straße: Pass beim Petting auf, sonst schwängerst du jemanden! Rumfummeln ist gefährlich! Wir hatten damals alle Angst vor der mysteriösen Handbestäubung. Sie kommt in der Evolutionskette gleich nach der Heiligen-Geist-Theorie.
Es ist im normalen Leben leider nicht immer ganz so einfach, schwanger zu werden. Aber in unserer Gesellschaft wird dir genau das Gegenteil suggeriert. Schau ins Fernsehen. Da glaubst du manchmal, der Heilige Geist persönlich fliegt als Biene Maja verkleidet durch die Gegend und bestäubt wahllos die Bevölkerung jenseits von Aldi und Ed Hardy. In den Talkshows sitzen kommunikative Sozialfälle wie Mandy, 16, und Dustin, 27, auf der Couch und zeigen uns die zarte Romantik der Straße: »Wir haben nur einmal gepoppt, und dann war sie schwanger!«
So was brachte mich immer auf den Gedanken: Gibt es so waswie Kampfsamen? Selbst wenn das Pärchen einen Meter voneinander entfernt liegt, findet der seinen Weg in die Höhle der Frau. Wie in Science-Fiction-Filmen, wo sich so eine undefinierbare glibberige Masse durch die Gegend bewegt und in ahnungslose Menschen eindringt, um sie zu verändern. Das würde den weiteren Talkshowtrialog erklären:
Dustin: »Wir haben auch nur kurz miteinander geschlafen.«
Moderator: »Aber Mandy, da warst du ja erst 15.«
Mandy: »Ich wollte ja nicht.«
Moderator: »Wieso denn?«
Mandy: »Er hat ja vorher schon alle meine Freundinnen ge- piep .«
Dustin: »Stimmt doch gar nicht, mit Kimberly hatte ich nichts.«
Mandy: »Weil sie in der Nacht so besoffen war, dass sie dich vollgekotzt hat.«
Dustin: »So was hat mich noch nie gestört. Ich hab sie nicht gepimpert, weil ich dich liebe.«
Mandy: »Ja, klar. Du hast ja sogar meine
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