Achtung BABY!
seltsame Leben des Benjamin Button« gesehen hat. Brad Pitt spielt da einen Typen, der als alter Mann geboren wird und in seinem Leben sich wieder zum Säugling zurückentwickelt. Klingt schräg? Ich glaube schon, dass man für so ein Drehbuch Drogen einwerfen muss.
In unserem Rechenfall nehmen wir drei Monate weg, und dann zählen wir wieder zwölf Monate dazu, dann hat man den Termin wieder in der aktuellen Zukunft. Es gibt auch Gynäkologen, die zählen einfach 281 Tage vom Tag der letzten Regel dazu, und dann ist das der Termin. Halt, ich habe noch eine Zusatzinformation vergessen, die man für so eine Berechnung braucht: Der erste Tag der letzten Regelblutung muss zur Berechnung bekannt sein. Und als weitere Grundlage geht man davon aus, dass der Eisprung am 14. Zyklustag stattgefunden hat, bei einem 28-Tage-Zyklus. Wenn man sich nicht ganz sicher ist, wann die letzte Regel genau war oder welchen Zyklus man überhaupt hat, kann man allerdings auch ganz anders rechnen. Man nehme den Tag der Befruchtung und zähle 267 Tage dazu, das ist dann der Geburtstermin. Da muss man natürlich wissen, wann das Kind gezeugt wurde. Da das ja eh nur während etwa drei Minuten im Monat geht, müsste man das ja rausfinden können. Noch viel einfacher geht es laut Internet so: »Viele Frauen wissen den genauen Tag der Konzeption aufgrund der geführten Basaltemperaturkurve, weil sie ihren Eisprungtag oder den Kohabitationstermin genau kennen. In diesem Fall wird der Geburtstermin ›post conceptionem‹ bestimmt.« Alles klar, und die Welt ist eine Scheibe. Ach, und bei diesem Modell wird dann wieder gerechnet: Konzeption minus sieben Tage, minus drei Monate, plus ein Jahr. Gudrun und ich haben alle Rechenarten durchprobiert und kamen auf drei verschiedene Geburtstermine. Warum gibt es all diese verwirrenden Zusatzinformationen? Wieso schauen Frauenärzte nicht einfach bedeutungsschwanger auf das Ultraschallbild, murmeln ein paar Zahlen vor sich hin und sagen dann einfach irgendeinen Termin? Es interessiert keine Sau, wie sich das herleitet. Aber offenbar ist es beim Geburtstermin wie bei einerMathematikprüfungsaufgabe. Das richtige Ergebnis alleine reicht nicht, es gibt auch Punkte für die Herleitung. Aber kommen wir mal zum Endergebnis: Die Frauenärztin sagte, dass nur etwa vier Prozent aller Babys pünktlich an dem jeweiligen errechneten Entbindungstermin kommen. Die meisten kommen in den 14 Tagen vor oder nach diesem Termin. Ich weiß nicht, ob zum Beispiel die Erben vom Naegele Franz für seine Geburtsgrundrechenart immer noch Tantiemen bekommen, aber wenn zum Beispiel ein Biathlet eine vierprozentige Trefferquote hat, dann werden ihm die Ski weggenommen. Unser Geburtstermin war übrigens der 19. Dezember 2008. Gott sei Dank noch vor Weihnachten! Da wird uns unser Kind wenigstens nicht gleich bei der Geburt hassen. Wenn man am 24. Dezember geboren wird, ist man eine arme Sau. Ein Leben lang kriegt man sein Geburtstagsgeschenk mit dem Hinweis: »Das ist auch gleich dein Weihnachtsgeschenk. Wir haben dafür ein großes gekauft.« Eine der größten Elternlügen der Geschichte. Das wäre, als ob der Mann im Bett zur Frau sagen würde: »Der eine Orgasmus zählt für zwei.«
Meine Frau ist eine schwer Geburtstagsgeschenkbetroffene. Sie hat am 30. Dezember Geburtstag. Nicht mehr Weihnachten und noch nicht Silvester. Ein Zwischenuniversum, wie eine Transe auf dem Mädelsklo. Alles zwischen Heiligabend und Silvester ist als Geburtstag nicht zu empfehlen. Da waren wir mit dem 19. Dezember ja gerade noch gut dabei. Da ging es um gar nichts. Die Vorweihnachtszeit sollte entspannt werden. Bis ich feststellte, dass ich noch vom 10. bis 13. Dezember einen Tourblock in der Schweiz hatte. Unsere Frauenärztin meinte, das sollte schon noch gehen. Das erste Kind kommt selten früher. Ich habe mir dann eine Klausel in die Auftrittsverträge reinschreiben lassen, dass ich zu jeder Minute abbrechen kann, falls ich einen Notfall-Anruf kriegen würde. Ich wäre auch während einer Show losgefahren. Das wäre sicher lustig geworden: Ich haue ab mit den Worten »mein Baby kommt«, und die Zuschauer bleiben noch zwei Stunden sitzen, weil sie glauben, das gehört mit zur Show. Einen Live-Auftritt kann man später nachholen. Aber dieGeburt ist einmalig, da kann man nicht mehr zurückspulen. Ich habe mal einen Kollegen getroffen, der es nicht mehr zur Geburt seines Kindes geschafft hat, weil er einen Auftritt im Ausland hatte und das Baby zwei
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