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Achtung Denkfalle! - die erstaunlichsten Alltagsirrtümer und wie man sie durchschaut

Achtung Denkfalle! - die erstaunlichsten Alltagsirrtümer und wie man sie durchschaut

Titel: Achtung Denkfalle! - die erstaunlichsten Alltagsirrtümer und wie man sie durchschaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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im Leben in so vielen Bereichen eine ähnlich große Rolle spielen, stellt sie doch einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Gegebenheiten her. Und Erkenntnis ist zuvörderst das Erkennen von Zusammenhängen. Greifen wir einmal zu einem Standardbeispiel:
Wenn es regnet, dann ist die Straße nass.
    Es regnet.
(1)
Also ist die Straße nass.
    Bei dieser Konstruktion heißt der erste Satz
Hauptprämisse
. Sie besteht aus zwei Aussagen: «Es regnet» (das ist das
Vorderglied
) und: «Die Straße ist nass» (das ist das
Hinterglied
). Der mit «wenn» eingeleitete Textteil heißt
Voraussetzung
, der mit «dann» eingeleitete Teilsatz heißt
Konsequenz
. Der zweite Satz («Es regnet») heißt
Nebenprämisse
und der dritte, unter dem Strich notierte Satz heißt
Konklusion
. Den Aussagen in Vorder- und Hinterglied sowie der Aussage in der Nebenprämisse lassen sich Wahrheitswerte zuordnen. Eine Aussage kann dabei nur «wahr» oder «falsch» sein, «ein Drittes gibt es nicht» (
tertium non datur
). Dieses logische Grundprinzip ist als Satz vom ausgeschlossenen Dritten bekannt. Es ist das sogenannte dritte Gesetz des Denkens. Das zweite Gesetz des Denkens ist der Satz vom Widerspruch, der besagt, dass es unmöglich ist, eine Aussage zugleich zu bejahen und zu verneinen. Das erste Gesetz des Denkens ist der Satz von der Selbstidentität aller Dinge, der für jedes A die gültige Feststellung A = A proklamiert.
    Diese drei verbindlichen Grundsätze sind gewissermaßen Naturgesetze des Denkens. Sie bilden die Grundlage jeglichen folgerichtigen Schließens, können selbst aber nicht bewiesen werden und sind als Maxime jedwedem Denken und Weiterdenken vorangestellt. Alle drei Denkgesetze gehen auf Aristoteles zurück und finden sich in seinen sechs zum Organon zusammengefassten Büchern, in denen er darlegt, wie sich das menschliche Wissen in verschiedene Gebiete unterteilen lässt und mit Hilfe logischer Schlussweisen auf der Basis von Beobachtungen weiterentwickelt werden kann.
    An das ausgeschlossene Dritte
    Es gibt drei Arten von Menschen: solche, die an das Gesetz vom ausgeschlossenen Dritten glauben, und solche, die nicht daran glauben.[ 5 ]
    Gehen wir nun zum bedingten Schluss in (1) zurück. Dieser Schluss ist gültig. Die Straße ist tatsächlich nass. Und viele Menschen sind in der Lage, dies ohne Weiteres zu erkennen. Ganz sicher nicht immer und auch nicht immer öfter, aber doch mehrheitlich und meistens.
    In einem zweiten Anlauf nehmen wir eine Änderung vor:
Wenn es regnet, dann ist die Straße nass.
(2)
Die Straße ist nass.
 
Also regnet es.
    Viele Menschen halten auch diesen Schluss für gültig. Gültig im Sinne der Logik bedeutet dabei, dass immer dann, wenn die Voraussetzungen wahr sind, auch die Konklusion wahr ist, mithin das Ergebnis: «Also regnet es.» Doch das ist hier nicht gegeben. Die Straße kann auch nass sein, ohne dass es regnet. Kann ja sein, dass gerade die Feuerwehr gelöscht hat und dabei die Straße nass wurde. Oder jemand die Straße mit Wasser gereinigt hat.
    Die gültige Schlussweise in (1) trägt den Namen Modus ponens. Die nicht gültige Schlussweise in (2) ist einer der gängigsten Fehlschlüsse im Zusammenhang mit bedingtem Schließen. Auch er hat einen Namen. Man nennt ihn das «Scheitern am Modus tollens». Der Modus tollens selbst ist dabei die folgende korrekte Schlussweise:
Wenn es regnet, dann ist die Straße nass.
(3)
Die Straße ist nicht nass.
 
Also regnet es nicht.
    Dieser gültige Schluss wird aber von einer weit geringeren Zahl von Menschen als gültig angesehen als der Schluss in (1).
    Und zu guter Letzt vermerken wir auch noch die Schlussweise
Wenn es regnet, dann ist die Straße nass.
(4)
Es regnet nicht.
 
Also ist die Straße nicht nass.
    Auch dieser Schluss ist nicht gültig. Auch aus anderen Gründen, als dass es regnet, kann die Straße ja nass sein, wie wir bereitsGelegenheit hatten zu bemerken. Dieser Schluss wird in der Logik als «Verneinung der Voraussetzung» bezeichnet. Der Schluss in (2) heißt entsprechend «Bejahung der Konsequenz».
    Es gibt Dutzende von psychologischen Studien darüber, wie und ob Menschen in der Lage sind, die genannten gültigen Schlüsse vorzunehmen bzw. im Gegenteil mit der Verneinung der Voraussetzung oder der Bejahung der Konsequenz in Denkfallen hineintappen. Eine einflussreiche Studie von Rips und Marcus hat in einer Probandenpopulation die folgenden Prozentzahlen der Häufigkeit ermittelt, mit der diese vier Schlussweisen

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