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Achtung Klappe

Achtung Klappe

Titel: Achtung Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Schulz schleppte, nach dem Hoch vom Vortag, bereits wieder seine Trauermiene durch die Amtsräume.
    Sie hatten in der Brieftasche des einen Falschgeldspezialisten ein paar Fotos gefunden, die ich mir ansehen sollte. Ich tat es, kannte aber, bis auf einen, keinen der in die Kamera strahlenden Figuren. Und auch diesen einen konnte ich, um ehrlich zu sein, nicht identifizieren. „Er kommt mir irgendwie bekannt vor, ich muß ihn schon irgendwo gesehen haben!“ Das war alles, was ich zu dem Gesicht mit dem Backenbart sagen konnte.
    Gegen 6 Uhr landeten Pinsel und ich wieder in den heimischen vier Wänden, beladen mit Buttermilch, verschiedenen Salaten, einem Weißbrot und wenigen Stangen Harzer Käse.
    Nach dem reichhaltigen Mittagessen im „Annabell“ wollte ich nur ein bescheidenes Nachtmahl zu mir nehmen.

    Überspringen wir die nächsten einundzwanzig Stunden.
    Es ereignete sich, bis auf einen albernen Traum, in dem ich in einem Tanzsaal Schlittschuh auf dem Parkett lief, während sich die anderen beim Wiener Walzer naßschwitzten, nichts von Bedeutung.
    Gegen 11 Uhr begann ich für Ordnung in meinem Reich zu sorgen. Der falsche Balduin Pfiff sollte nicht sagen können, bei Balduin Pfiff herrsche Ordnung wie auf einem Wühltisch beim Winterschlußverkauf.
    Fast eine Stunde allerdings brauchte ich dazu, um per Nase den letzten versteckten und etwas streng riechenden Knorpel ausfindig zu machen.
    Pinsel verfolgte meine Bemühungen mit Mißtrauen, Schwanzklopfen (nicht Blobbern!) und kaum hörbarem Geknurr.
    Und wo fand ich das Stück Knorpelvorrat?
    Ich fand es, beim plattfüßigen Kasimir, in meinem rechten Turnschuh!
    „Du bist ein ausgesprochenes Oberferkel, Hund Pinsel!“ stellte ich laut fest und trug das duftende Fundstück mit zwei Fingern zum Mülleimer.

    Um 14 Uhr 37 klingelte es.
    Pinsel schoß zur Tür, ich folgte ihm gemessenen Schrittes, öffnete und - sah mich im Spiegel!
    Ich schloß die Augen, riß sie wieder auf und stand immer noch vor mir. Diesmal allerdings lachte ich mich an. So richtig breit mit Mund und Augen.
    Pinsel hatte bereits von Bellen auf Schnüffeln umgestellt.
    „Da sind Sie von den Socken, schätze ich, so wie Sie dastehen!“ sagte Nobsie, der falsche Balduin Pfiff, der mir so ähnlich sah, daß ich fast gewillt war, dem lieben Gott böse zu sein. Hatte der das wirklich nötig gehabt, einen anderen, der nicht mal mein Zwilling war, so aussehen zu lassen wie mich??
    „Ich hatte Sie eigentlich in Zivil erwartet, sozusagen im eigenen Anzug!“ knurrte ich meinen Besucher an, ab dieser Sekunde gewillt, es ihm nicht leichtzumachen. Mußte dieser Nobsie am hellichten Tag herumlaufen wie ich? Mit meiner Mütze, meiner Jacke, meiner Fliege, meinen Schuhen und meinem Schirm???
    „Hahahahahahaha“, lachte Nobsie, und es hallte durchs ganze Treppenhaus. „Alle haben gedacht, das würde unserem ersten Kennenlernen einen besonderen Reiz geben. Viele Menschen wären froh, wenn sie einen Zwillingsbruder hätten, mit dem sie Spazierengehen könnten.“
    Auch noch ein Neunmalkluger, dachte ich und versuchte mit aller Gewalt, ihn unsympathisch zu finden.
    „Ich hätte ja auch nichts gegen einen Zwilling. Ich bin nur allergisch gegen Spiegelbilder. Bitte, treten Sie ein, Herr Pfiff. Schließlich habe ich Ihretwegen meine ganze Wohnung geputzt!“
    „Hahahahahaha“, lachte er und quetschte sich an mir vorbei. Dieser falsche Pfiff mußte eine ausgesprochene Frohnatur sein. Immer lustig, immer bei guter Laune!
    „Verräter!“ zischte ich hinter Pinsel her, der die Herrchen zu verwechseln schien. Mit hochaufragendem Stummelschwänzchen lief er tänzelnd, jawohl, bei Jakob, dem Grimmigen, tänzelnd hinter meiner Imitation her.
    „Nennen Sie mich Nobsie“, sagte Nobsie. „Alle nennen mich so!“
    „Ist gut, Nobsie. Wenn Sie Lust haben, nennen Sie mich Baldi“, erwiderte ich mürrisch.
    „Fein, Baldi“, sagte Nobsie, grinste mir zu, legte Schirm und Mütze auf die Ablage und stampfte in meine gute Stube. Er wog mindestens ein Pfund mehr als ich.
    „Ich nehme den Sessel!“ erklärte er, klatschte sich fröhlich in die Hände und nahm den Sessel. „Vom Regisseur weiß ich nämlich, daß Sie stinksauer sind, wenn sich einer in Ihre Sofaecke setzt.“
    Mir stockte der Atem. Hatten sich meine kleinen Angewohnheiten denn schon weltweit herumgesprochen?
    „Woher weiß das der Regisseur?“ wollte ich wissen, und es klang ungewollt grimmig. Doch Nobsie überhörte den Grimm. Strahlend gab er

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