Achtung - sexy Boss!
einen Mann vor sich her. Hellbraunes Haar, Grübchen, Arme wie ein Ringkämpfer, um die fünfundzwanzig Jahre alt. Elyses Verlobter, vermutete Bradley. Sie passten zueinander. Jung und unbeschwert.
„Das ist Hannah“, sagte Elyse und legte Hannah den Arm um die Schultern. Dann sah sie erwartungsvoll erst auf Hannah und dann auf … Das ist nicht Tim, fiel es Bradley wie Schuppen von den Augen, als er den Raubtierblick des Mannes sah.
„Ich bin Roger“, sagte der Mann mit dem Grübchen. „Der Trauzeuge. Elyse, Hannah ist noch viel hübscher, als du sie beschrieben hast.“ Hinter vorgehaltener Hand flüsterte er Elyse zu: „Deine Schwester ist umwerfend!“
Elyse brach in lautes Lachen aus und zwickte Hannah in den Arm. Hannah tat, als ob sie nichts gehört hätte. Groll stieg in Bradley auf.
„Freut mich, Roger“, sagte Hannah und streckte ihm die Hand hin.
Grübchengesicht nahm sie – und küsste sie.
Elyse klatschte.
Hannah lächelte höflich.
Bradley hatte Mordgelüste.
Jetzt erinnerte sich Elyse auch an ihn und winkte flüchtig in seine Richtung. „Roger, das ist Bradley Knight – Hannahs Chef. Er ersetzt Großtante Maude.“
Bradley war sprachlos. Er fragte sich, ob er schon jemals eine so nüchterne Vorstellung erlebt hatte.
Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Grübchengesicht packte etwas zu kräftig zu. Rabauke . Doch auch Bradleys Händedruck ließ nichts Gutes erahnen. Er musste lächeln, als der Bursche zusammenzuckte.
Schwächling .
„Ich habe gehört, du bist Aerobiclehrer?“, setzte Bradley an.
„Personal Trainer“, schoss Roger zurück. Offenbar hatte er die abschätzige Bemerkung gar nicht mitbekommen.
Doch Hannah hatte verstanden. Hüstelnd trat sie mit ihrem Absatz auf Bradleys Fuß. Er zuckte vor Schmerz zusammen. Hannahs Absätze glitten über das Parkett. Sie atmete schwer.
Während Elyse in Lobeshymnen über das Hotel ausbrach, schob Hannah ihre Hand von hinten an Bradleys Schenkel. Er erstarrte augenblicklich und wartete ab, wie wohl ihre Rache ausfallen würde. Doch die sanfte auf und ab fahrende Bewegung ihrer Hand auf seinem Bein war Strafe genug.
„Mann, kann deine Mutter singen! Ist doch wahr, oder?“, sagte Roger und knuffte Hannah kumpelhaft in den Arm.
Sie blinzelte, als ob sie seine Anwesenheit völlig vergessen hätte. „Wie bitte? Oh ja, das kann sie!“
„Mom sang in einem Nachtklub, als sie Dad kennenlernte“, meldete sich Elyse zu Wort. „Sie studierte gerade ihre Nummer für die Wahl zur Miss Tasmanien ein. Er fragte nach „The Way You Look Tonight“, ihrem Lieblingssong. Es war Liebe auf den ersten Blick.“
„Dein Vater muss ein kluger Mann gewesen sein“, sagte Roger und rückte noch näher an Hannah.
Bradley verspürte das drängende Bedürfnis, sie von dem Kerl wegzureißen. Doch ein grimmiger Blick musste erst einmal ausreichen.
Aber Roger war nicht so dumm, wie er aussah. Er grinste Bradley an. Ein ‚Nimm-es-doch-mit-mir-auf-wenn-du-kannst-Opa‘-Grinsen.
„Singst du auch wie eine Nachtigall?“, wandte sich Roger an Hannah.
Hannah wehrte heftig ab. „Du liebe Güte, nein. Ich bin völlig unmusikalisch, hasse Mikrofone und habe dazu noch panisches Lampenfieber.“
Roger grinste.
Bevor Bradley genau überlegte, was er tat, zog er Hannah besitzergreifend an sich. Dabei streifte er unwillkürlich ihren Po. Hannah griff nach seiner Hand. Wollte sie sie wegschieben?
Er hätte es ihr nicht verdenken können, denn seine Berührung grenzte an Unverschämtheit.
Doch nichts geschah. Einige Zeit später lag ihre Hand immer noch auf seiner. Bradley war ihr so nah, eingehüllt von dem Duft ihres Parfums, dass er spürte, wie sich ihre Brust hob und senkte.
Ein aufregendes Prickeln überkam ihn. Er konnte ihr nicht entkommen.
Bradley überlegte, wie weit er sich in dem Halbdunkel des Klubs wohl noch vorwagen konnte – in Gegenwart von Hannahs Schwester, Grübchengesicht und der Hälfte ihrer Heimatstadt. Wie weit der Gestalt gewordene Vamp Hannah ihn wohl gehen ließe. Sein Puls stieg so heftig an, dass er sich fühlte wie in einem Rausch.
„Wenn man vom Teufel spricht“, meinte Elyse, und die Angst in ihrer Stimme holte ihn unvermittelt in die Gegenwart zurück.
Beide drehten sich um und sahen zur Karaokebühne, wo Virginia mit ihrer unverwechselbaren Stimme „The Way You Look Tonight“ schmachtete.
Bradley merkte, wie Hannah erstarrte. Ihr wunderbares Wortgeplänkel verstummte. Und er wusste warum. Virginia
Weitere Kostenlose Bücher