Achtung, Superheld! (German Edition)
Wald, wo er von Schützengraben zu Schützengraben sprang, Maschinengewehrnester aushob und Stacheldraht zerriss.
»Eric!«, sagte Daniel. »Das sind Comichefte, keine Geschichtsbücher.« Er lief hin und her. Sein Schockzustand war verflogen und sein logischer Detektivverstand hatte sich wieder eingeschaltet.
Doch Eric schüttelte nur den Kopf. »Es ist mehr als das, Daniel. Unter den Superkids kursierte schon immer die Legende über einen Jungen, der erwachsen wurde und seine Kräfte behielt. Sie besagt, dass einer der Ersten von uns so stark und so heldenhaft war, dass er seine Kräfte nicht verlor, als er dreizehn wurde. Weißt du, es ist wie ein Test – wir bekommen diese Kräfte, und wir müssen unter Beweis stellen, dass wir verantwortungsvoll handeln, um sie behalten zu können. Wir müssen beweisen, dass wir Helden sind .«
»Und warum glaubt ihr, dass dieser Junge, der seine Kräfte nicht verlor, Johnny Noble ist?«
Rohan nahm ebenfalls ein Comicheft vom Stapel. »Tja, keiner weiß es wirklich ganz genau. Aber es ist eine Möglichkeit.«
Er wurde von einem würgenden Geräusch unterbrochen. Daniel drehte sich um. Simon hatte sich einen Finger in den Hals gesteckt.
»Ach, achtet gar nicht auf mich«, sagte er. »Ich muss mich nur gleich übergeben, falls die beiden nicht bald aufhören.«
Eric faltete die Arme vor der Brust und seufzte. Simon sah aus, als sei er zufrieden mit sich.
»Okay«, sagte Daniel und rieb sich die Augen. »Dann sagt mir nur eins: Wenn es wirklich so einen Superhelden gegeben hat, der im Zweiten Weltkrieg auf unserer Seite gekämpft hat – ein Superkid, das erwachsen wurde und beschloss, Verbrechen und den ganzen Kram zu bekämpfen –, warum hat man nie davon gehört? Meint ihr nicht, das hätte dann noch irgendwo anders als nur in ein paar Comics erwähnt werden müssen?«
Eric zuckte die Achseln. »Warum kennen wir nicht die ganze Wahrheit über Außerirdische und Ufos? Über Geister, den Yeti und so? Das liegt an der Regierung! Das hat man doch schon tausendmal im Fernsehen gesehen, wie die Regierung solche Sachen geheim hält. Was ist, wenn sie entschieden haben, dass er auch ein Geheimnis bleiben soll? Doch irgendjemand hier wusste von ihm und veröffentlichte seine Geschichte in einer Art und Weise, die sicherstellte, dass die Kinder aus Noble’s Green sie auch lesen würden – als Comics! Vielleicht hat die Regierung alle Hinweise auf die Existenz von Johnny Noble vernichtet, als er sich nach dem Krieg weigerte, weiter für sie zu arbeiten … oder irgendwas in der Art.« Eric legte den Band von Phantastische Zeiten sehr vorsichtig, fast ehrfurchtsvoll wieder zurück. »Das ist nun alles, was uns geblieben ist.«
Von allen Dingen, die Daniel in diesem Baumhaus-Geheimversteck erfahren hatte, war dies vielleicht das Bitterste: Besonders zu sein und nicht zu wissen, warum, das musste furchtbar sein. Gram sagte gern, dass jeder nach einem Sinn in seinem Leben suchte, aber nur wenige ihn fanden. Dies waren die vielleicht außergewöhnlichsten Kinder auf der ganzen Welt und ausgerechnet die klammerten sich auf der Suche nach Antworten an ein paar alte Comics und Verschwörungstheorien.
In Noble’s Green konnten die Kinder vielleicht fliegen, aber ein Comicheft war auch hier nur ein Comicheft.
Daniel war zu erschöpft und zu überwältigt von allem, um weiterzureden. Sollten Eric und Rose und die anderen eben an der Hoffnung festhalten, dass sie es vielleicht, ganz vielleicht, schaffen würden, sich ihre Kräfte über ihren dreizehnten Geburtstag hinaus zu bewahren, um dann als Erwachsene richtige Superhelden wie Johnny Noble zu werden. Was schadeten solche Träume schon?
Daniel war müde – müde vom Fragen und davon, das Unglaubliche zu glauben. Doch er hatte noch eine letzte Frage, auf die er eine Antwort brauchte, und das war wahrscheinlich die wichtigste Frage von allen.
»Warum ich?«
»Was meinst du damit?«, fragte Eric.
»Warum erzählt ihr mir das alles? Ich bin nicht wie ihr, ich kann nichts von dem tun, was ihr könnt. Warum lasst ihr mich an alldem teilhaben? Du hättest mich nicht retten müssen – ich wäre einfach abgestürzt, und euer Geheimnis wäre sicher gewesen!«
Eric stand auf und blickte Daniel in die Augen. Er hatte aufgehört zu lächeln.
»Es ist die erste Regel«, sagte er. »Und die nehme ich sehr ernst: ›Setze deine Kräfte ein, um zu helfen. Nie, um zu schaden.‹ Ich glaube, dein Tod hätte vielen Menschen sehr
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