Achtung, Superheld! (German Edition)
Eric hier lebte. Er hatte wohl immer angenommen, auch Eric würde in einer Straße wie der Elm Lane wohnen.
Eric flog tiefer und bald wurden aus den kleinen Lichtern Straßenlaternen und beleuchtete Schlafzimmerfenster. Die Häuser in Briarwood waren zwar kleiner als die in der Elm Lane, dennoch war alles sehr sauber. Die Bewohner kümmerten sich offensichtlich um ihr Viertel.
»Da drüben ist die Straße, in der ich wohne«, sagte Eric und zeigte mit dem Finger dorthin. »Und mein Haus ist das dritte dort unten und das ist der Kombi meiner Mom auf der Auf …«
Eric brach mitten im Satz ab. Sie flogen nicht länger, sondern schwebten jetzt, hingen in der Luft. Erics Augen ruhten auf einem blauen viertürigen Chevy, der neben dem alten, ramponierten Kombi geparkt war.
»Stimmt … stimmt was nicht?«, fragte Daniel. Es machte ihn ein wenig nervös, so weit oben bewegungslos in der Luft zu schweben. Es war kein Fliegen mehr, sondern viel eher ein Festklammern.
»Was?«, sagte Eric. »Ach so. Alles bestens, es ist nur … na ja, das Auto stand nicht hier, als ich aus dem Haus bin. Es gehört Bob.«
»Ist er … äh, Bob … ist er dein Stiefvater oder so?«
»Nein!«, antwortete Eric mit solcher Heftigkeit, dass Daniel seinen Griff verstärken musste, um nicht runterzufallen. »Er ist nur der Freund meiner Mom. Ihr letzter. Oder wenigstens war er das. Er ist vergangene Woche abgehauen, und ich hatte gehofft, dass ich ihn nicht wiedersehen würde.«
Daniel sagte nichts. Er hatte nicht das Gefühl, dass es etwas gab, was er sagen konnte.
»Pah, zur Hölle mit ihm«, sagte Eric schließlich. »Los, ich bring dich nach Hause.«
Während der nächsten Minuten flogen sie schweigend. Erst als Eric am Rand der Stadt etwas entdeckte, verflog seine schlechte Laune.
»Nun guck dir das an!«, rief er. »Hast du was dagegen, wenn wir kurz runtergehen? Da gibt es etwas, um das ich mich kümmern muss.«
»Geht klar. Was ist los?«
»Unerledigte Angelegenheiten.« Eric grinste, während er in den Sinkflug ging.
Als sie näher kamen, erblickte Daniel bergeweise ausgeweidete Autos und verrostete Geräte aus Metall – Kühlschränke, Waschmaschinen, Herde und so Zeug. Sie waren dabei, mitten auf einer Müllhalde nahe des Waldrandes zu landen. Haufen aus rostigem Metall und kaputte Möbel lagen dort verstreut. Rechts von ihnen befand sich ein ungefähr vier Meter hoher Maschendrahtzaun, in dem ein großes Loch klaffte. Es sah aus, als wäre ein Riesenlaster sauber hindurchgepflügt. Von irgendwo ganz in der Nähe drang das Geräusch von berstendem, quietschendem Metall zu ihnen: der Klang der Zerstörung.
Daniel fragte sich gerade, welche Art von Angelegenheit Eric wohl an diesen Ort führen konnte, als ihm ein plötzlicher Windhauch die Antwort lieferte. Der ohnehin schon unangenehme Geruch der Müllhalde wurde nun noch durch den wohlbekannten Gestank verstärkt, der bisher immer Ärger angekündigt hatte.
»Lass mich raten: Clay und Bud?«, fragte Daniel und wedelte die faulig riechende Luft von seinem Gesicht weg.
»Stimmt. Hier hängen sie am liebsten rum. Wir haben das Baumhaus, sie haben ihre Müllhalde. Passt doch, oder?«
Eric musste den Ausdruck auf Daniels Gesicht bemerkt haben, denn er grinste und zwinkerte ihm zu. »Bleib einfach nur dicht neben mir und dir passiert nichts.«
»Aber …«, fing Daniel an, er suchte nach den richtigen Worten. »Bist du dir sicher? Ich meine, sie sind zu zweit …«
»Vertrau mir, Daniel. Nur Clay ist eine echte Gefahr. Bud ist einfach sein Kumpel. Ich komm schon klar mit ihnen.«
Obwohl Eric sanft landete, brauchte Daniel einen Moment, bis er wieder sicher auf den Beinen stand. Und als Eric selbstsicher auf den Lärm zumarschierte, bemühte sich Daniel, ihm zu folgen. Was hätte er sonst tun sollen? Er konnte eben nicht einfach wegfliegen, und da er keine Ahnung hatte, wie weit dieser Ort von seinem Zuhause entfernt war, war nach Hause laufen ebenfalls ausgeschlossen.
Als Erstes entdeckten sie Clay, der auf der Motorhaube eines durchgerosteten Lastwagens stand und mit einem gebogenen Kotflügel auf die Windschutzscheibe eindrosch. Bud warf aus einiger Entfernung mit Ziegelsteinen nach den Scheinwerfern. Er war offensichtlich ein ziemlich schlechter Schütze, denn ein Ziegelstein flog zu hoch und krachte gegen Clays Hinterkopf.
»Pass doch auf!«, knurrte Clay. Der Ziegelstein war in zwei Teile zerbrochen, doch Clay war nicht mal zusammengezuckt.
»Ach, das
Weitere Kostenlose Bücher