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Achtung, Superheld! (German Edition)

Achtung, Superheld! (German Edition)

Titel: Achtung, Superheld! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Cody
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Johnny!«
    Plunkett lehnte sich in seinem Sessel zurück und blätterte das Heft vorsichtig durch. Er saugte jedes einzelne Bild, jede Seite auf.
    »Ich habe noch nie eins von denen in so gutem Zustand gesehen, nicht seit … ich kann es dir nicht mal sagen, es ist zu lange her. Woher hast du sie?«
    »Ein Freund hat sie mir gegeben. Sie wurden in seiner Familie weitervererbt.«
    »Das muss ein wahrer Freund sein! Weiß er, dass die Dinger hier ganz schön was wert sind?«
    »Ja, aber wir sind nicht am Verkauf interessiert.«
    »Guter Junge. Meine Güte, schau mal, wie hervorragend die Farben erhalten sind. Weißt du, ich habe immer noch die Bleistiftzeichnungen von ein paar Heften, doch ich habe schon lange keine mehr gesehen, die in Farbe gedruckt sind. Sehr lange.«
    Mit der Enthüllung dieser fast kompletten Sammlung von Comics, die von Herman Plunkett geschrieben und gezeichnet worden waren, hatte Daniel sich ganz offenbar bei ihm beliebt gemacht. Jetzt war er damit beschäftigt, sich im Licht seiner Fangemeinde zu sonnen. Diese Chance wollte Daniel nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    »Also ist es wahr, dass Sie die alle selbst geschrieben haben? Und die Zeichnungen stammen auch von Ihnen?«
    »So ist es. Als sie entstanden sind, war ich ein junger Mann und hatte noch den Traum, ein echter Künstler zu werden. Das war, bevor ich alles aufgab und einen richtigen Job annahm. Ich war schon immer gut im Zeichnen und mit Zahlen, doch mit Zahlen lässt sich viel mehr Geld verdienen, wie du siehst.« Plunkett deutete auf den Luxus um sich herum und Daniel nickte zustimmend. Er war sich nicht sicher, welche »Zahlen« Plunkett genau meinte, aber sie brachten offensichtlich etwas ein.
    »Doch dies hier«, sagte Plunkett und wandte sich wieder dem Comic zu. »Nun … das war meine Leidenschaft! Ich arbeitete schon an ›Phantastische Zeiten‹, als es einfach nur ein Science-Fiction-Magazin war. Dann war die Welt plötzlich verrückt nach Superhelden und wir brachten Johnny als Titelgeschichte. Leider steuerte der Markt gerade auf eine Übersättigung zu, genau in der Zeit, in der wir loslegten. Es ist unglaublich, dass das Heft eine so lange Zeit überstanden hat, wirklich.«
    »Wie sind Sie auf den Helden gekommen? Ich meine, beruhte er auf einem Vorbild …« Daniel zögerte, ob er noch ein wenig drum herumreden oder es gleich direkt ansprechen sollte.
    Plunkett sah Daniel von der Seite an und saugte an seinen Zähnen. »Ich weiß, worauf du hinauswillst. Du glaubst, ich hätte Johnny aus den Legenden geklaut, ihm eine Maske angezogen und ihn meine Schöpfung genannt, stimmt’s?«
    Daniel öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, aber er brachte kein Wort heraus.
    Zu seinem Erstaunen lachte Plunkett nur. »Schuldig im Sinne der Anklage. Aber du musst verstehen, dass man es damals eben so gemacht hat. Comics wurden praktisch über Nacht zu einem Riesengeschäft, und man war ganz versessen darauf, dabei zu sein. Und angesichts der Tatsache, dass ich aus Noble’s Green kam, fand ich, ich hätte ein Recht, Geschichten über ihn zu erzählen.«
    Daniel nickte. Es war also wahr. Johnny Noble war nur eine gestohlene Legende – der verzweifelte Versuch eines jungen Künstlers, das große Geld zu machen. Die Comicalben waren nicht die wahre Lebensbeichte eines heimlichen Helden oder der versteckte Hinweis auf das Rätsel einer kleiner Gruppe von Superkindern, Daniels einzige Spur hatte in eine Sackgasse geführt.
    Plunkett musste Daniels offensichtliche Niedergeschlagenheit falsch gedeutet haben, denn er streckte die Hand aus und holte von demselben Regal, auf dem auch das Sherlock-Holmes-Buch gestanden hatte, eine staubige alte Mappe herunter.
    »Ich sag dir was, Junge. Weil du hierhergekommen bist und weil es mich beeindruckt, dass sich in diesen Zeiten überhaupt noch jemand an Johnny Noble erinnert, werde ich dir ein Geschenk machen.«
    Mit dem Ärmel seines Pullovers wischte er den Staub von der Mappe und gab sie Daniel. Darin lagen, säuberlich laminiert, die Bleistiftzeichnungen einzelner Seiten aus »Phantastische Zeiten mit Johnny Noble«. Nichts war mit Tinte oder Farbe koloriert, und die Sprechblasen waren stellenweise leer, doch Plunketts Originalzeichnungen waren dennoch atemberaubend. Sein Talent war unverkennbar, schon damals. Dies war wirklich eine Kostbarkeit, und obwohl Daniel die Antworten, nach denen er gesucht hatte, nicht gefunden hatte, berührte ihn dieses Geschenk.
    »Danke«, sagte er und

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