Achtung, Superheld! (German Edition)
kriechen.«
Clay stieß ein Knurren aus und schubste Daniel. Es war eher ein Stupsen, dennoch fiel Daniel hintenüber. Er hörte den Tumult, als sich seine Freunde zwischen ihn und Clay stellten.
»Nein!«, rief er. »Alle bleiben, wo sie sind! Clay wird mir nichts tun!«
»Ach, wirklich?«, fauchte Clay, doch er hielt inne. »Warum sollte ich dich hier und jetzt nicht zu Brei schlagen?«
Daniel setzt sich aufrecht hin und rieb sich die Brust. Er stellte sich die Prellung in Form einer Hand vor, die er morgen haben würde. Falls er die heutige Nacht überleben würde. »Weil, mein lieber Clay Cudgens, du für den Rest deines Lebens deine Kräfte behalten kannst, wenn du uns hilfst, Eric zu retten. Es muss nicht vorbei sein.«
Clay blinzelte ihn an, während er an seiner durchweichten Zigarre sog. Daniel rappelte sich langsam hoch und klopfte sich sauber, wobei er versuchte, nicht zu jammern, als er sei-ne Brust berührte. Clay blickte die anderen an – den furchtsamen Ausdruck in den Gesichtern von Louisa und Rose, Rohans undurchschaubares Starren und Mollies wütendes Funkeln – dann sah er wieder zu Daniel.
»Schieß los«, sagte er. »Du hast fünf Minuten.«
»Mehr brauche ich auch nicht«, erwiderte Daniel. »Doch zuerst, tu mir den Gefallen und mach die blöde Zigarre aus.«
21
Zurück zum Berg
Sie hatten ungefähr drei Viertel des Weges zum alten Steinbruch zurückgelegt, als Daniel anfing, sich zu fragen, was gefährlicher sein würde: die Konfrontation mit dem Shroud in seinem Versteck oder einfach nur der Weg dorthin. Keiner von ihnen wusste wirklich, was sie erwartete, wenn sie dem Shroud als Gruppe entgegentreten würden. Doch trotz Clays großspuriger Prahlerei (er zählte laut die vielen Arten von Gewalt auf, die er gegen ihren Feind einsetzen würde), war Daniel klar, dass es ein furchtbarer Kampf werden würde. Allerdings war das Radfahren entlang der Straße mitten in der Nacht auch nicht gerade ungefährlich. Es gab zwar kaum Verkehr auf der alten Route 20, dennoch tauchten ab und zu ein riesiger Holztransporter oder ein Pick-up auf.
Bei jedem Wagen, der näher kam, brachte das Aufleuchten der Scheinwerfer die Kinder dazu, in Richtung Wald zu rasen, ihre Räder fallen zu lassen und im dichten Gestrüpp oder in Dornensträuchern in Deckung zu gehen. Daniel befürchtete, dass sie mindestens einmal in giftigem Efeu gelandet waren.
Trotz des gelegentlichen panischen Rückzugs kamen sie ganz gut voran. Sie hatten ein paar Taschenlampen dabei, mit denen sie den Weg vor sich beleuchteten, und auch wenn sie keine große Lust hatten, Clays Angebereien zuzuhören, hielt es sie immerhin davon ab, über ihre Ängste nachzudenken. Schon allein deshalb erwies sich Clay als wertvoller Verbündeter – er ging ihnen so auf die Nerven, dass alle vergaßen, sich zu fürchten.
Jedenfalls die meiste Zeit. Daniel wusste, im Hinterkopf eines jeden gab es eine Stimme, die flüsterte, dass einige von ihnen heute Nacht nicht mehr nach Hause zurückkehren würden. Er wusste das, weil die Stimme auch in seinem eigenen Kopf ertönte. Was Plunkett mit den Kindern vorhatte, war ein Rätsel, doch es war klar, dass er aus irgendeinem Grund nach ihren Fähigkeiten gierte. Was er von Daniel wollte, war weniger eindeutig. Doch jetzt, da Daniel die Wahrheit kannte, war er eine Bedrohung für den alten Mann. Wie weit würde Plunkett gehen, um solche Bedrohungen aus dem Weg zu räumen?
»Dann schnapp ich mir ein Montiereisen und wickele es ihm um seinen kleinen, dürren Hals«, sagte Clay gerade, als Daniel ihm wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte.
»Wirklich?«, fragte Rohan. »Und ich nehme an, du hast daran gedacht, eigens für diesen Zweck ein Montiereisen mitzunehmen?«
»Weißt du, ich könnte stattdessen jederzeit ein kleines Buddhakind benutzen«, sagte Clay.
»Hindu, Clay. Wenn du meine Religion schon als Mittel zur Degradierung einsetzt, dann wenigstens korrekt.«
»Zur degra-was?«, schnaufte Bud einige Meter hinter ihnen. Der dicke Bud hatte Schwierigkeiten, an den anderen dranzubleiben, was ihnen nur recht war.
Daniel hörte der Streiterei zwischen Rohan und Clay eine Zeit lang zu, dann trat er in die Pedale und zog nach vorn. Mollie führte den Trupp an. Ihr Fahrrad war noch in Polizeigewahrsam, deswegen hatte sie sich eins von Louisa ausgeliehen. Es war leuchtend rosa und weiße Pompons baumelten vom Lenker herab. Überhaupt nicht Mollie-mäßig.
»Hey«, sagte er, als er sie einholte.
»Hey«,
Weitere Kostenlose Bücher