Achtung, Superheld! (German Edition)
»Igitt, einer von ihnen raucht eine Zigarre!«
Als sie Bud und Clay entdeckten, saßen sie in einem ausgeweideten alten Kleinbus, der mit Graffiti vollgesprüht war. An verschiedenen Stellen stand der Spruch »Bud ist der Größte« direkt neben »Clays Versteck – BETRETEN VERBOTEN!«. Die Türen fehlten und alle Fenster waren herausgebrochen. Eine kleine Campinglampe hing vom Busdach herab und die beiden Jungs saßen sich an einem behelfsmäßigen Pokertisch gegenüber. Clay hustete und kaute auf einer giftig qualmenden Zigarre herum.
»Dein Einsatz«, fauchte er und stinkender brauner Speichel tröpfelte sein Kinn herunter. »Bring den Einsatz oder steig aus.«
»Ähm, ich … bringe den Einsatz und erhöhe.«
»Du kannst nicht erhöhen«
»Warum nicht?«
»Weil so die Regeln sind! Wie oft muss ich dir das alles erklären?«
»Tja, ich könnte sicher besser zuhören, wenn du mir nicht die ganze Zeit mit diesem stinkenden Ding ins Gesicht pusten würdest!«, sagte Bud und wedelte den öligen Rauch von sich weg.
»Stinkend? Das sagt der Richtige, du Stink-Arsch. Dieser Stumpen ist das Einzige, was mich davor bewahrt, hier alles vollzukotzen!« Clay hustete. Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarre, worauf sich sein Gesicht grün verfärbte.
»Na siehst du, diese Dinger bringen dich noch um.«
»Ich lebe immer noch länger als du, wenn du nicht gleich die Klappe hältst und deinen Einsatz machst!«
Während er das Gezanke der beiden beobachtete, fragte sich Daniel, ob er und seine Freunde hier die ganze Nacht unbemerkt stehen könnten. Diese Jungs waren vielleicht fies, sie waren vielleicht hart drauf, aber sie waren auch so wachsam wie ein Haufen Steine. Leider lief ihnen die Zeit davon.
»Hey, Clay. Hey, Bud«, sagte Daniel. Es hörte sich verrückt an, wie er die beiden so lässig begrüßte, selbst für seine eigenen Ohren. Doch irgendwie musste er ja anfangen.
Die beiden Schläger schauten zu Daniel herüber und ihnen fiel die Kinnlade herunter. Daniel sah, wie Clay die Gesichter des Trupps hinter ihm musterte. Er wusste, nach wem Clay Ausschau hielt.
»Was zum Teufel macht ihr denn hier?«, fragte Bud. »Clay, was zum Teufel machen die hier?«
»Halt den Mund, Bud«, erwiderte Clay. Er legte die Karten hin und kletterte aus dem Bus, während seine Augen misstrauisch das Gelände um sie herum absuchten. »Du bist hier nicht willkommen, Neuer. Keiner von euch.«
»Es ist nicht gerade eine tolle Sache, hier zu sein«, sagte Mollie und hielt sich die Nase zu. Der Geruch von Clays Zigarre wurde schnell von beißendem Bud-Gestank überlagert.
Daniel warf Mollie einen Blick zu, bevor er fortfuhr. »Wir sind nicht hier, weil wir Ärger wollen. Wir sind hier, um dich um deine Hilfe zu bitten.«
»Meine Hilfe?« Clay sah sich argwöhnisch um. »Warum?«
»Ich habe nicht sehr viel Zeit, um es zu erklären, aber …«
»Hey, warte mal. Wo ist euer kleiner Anführer? Euer kleiner Leibwächter, Eric?«
Daniel holte tief Luft. Das war er, das war der schwierige Teil.
»Er … er steckt in Schwierigkeiten. Das ist der Grund, warum ich zu dir gekommen bin – weil Eric in Schwierigkeiten steckt und wir deine Hilfe brauchen, um ihn zu retten.«
Clay sah Daniel lange an. Er suchte in Daniels Gesicht nach einem Hinweis, dass dies alles eine Art Scherz, eine Falle war. Als er schließlich etwas sagte, hatte er ein gemeines Grinsen aufgesetzt. »Weißt du was? Ich glaube dir.«
Er trat vor, baute sich direkt vor Daniel auf und blies ihm Zigarrenrauch ins Gesicht. Daniels Augen tränten und er unterdrückte ein Husten, aber er blieb stehen.
Clay beugte sich zu Daniel. »Ich glaube auch, du hast gerade den größten Fehler deines Lebens gemacht, weil du hierhergekommen bist.«
Daniel hörte, wie Bud ein paar Schritte von ihnen entfernt lachte, und er sah, wie Mollie, die in seiner Nähe stand, einen Schritt vorwärts machte. Er winkte sie weg, ließ Clay dabei aber nicht aus den Augen.
»Vielleicht hast du recht Clay. Doch lass mich eine Frage stellen, bevor du mir die Seele aus dem Leib prügelst – wann wirst du dreizehn?«
Clays Grinsen verschwand sofort. »Das geht dich nichts an, Neuer.«
»Ich wette, es ist nicht mehr lange hin. Du bist groß für dein Alter, aber du bist ja auch schon zwölf, oder? Was willst du machen, wenn du dreizehn geworden bist? Wen willst du dann schikanieren? Ich wette, selbst Bud ist dir dann gewachsen. Dann wird es Buds Versteck sein. Und du wirst vor ihm
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