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Achtung, Superheld! (German Edition)

Achtung, Superheld! (German Edition)

Titel: Achtung, Superheld! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Cody
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oder verräterische Umrisse, die man normalerweise in einem dunklen Raum ausmachen konnte. Dies war eine totale, eine absolute Dunkelheit. Daniel hielt sich den gesunden Arm vors Gesicht und bewegte die Finger vor seinen Augen, wodurch sich seine schlimmste Befürchtung bewahrheitete: Er war blind.
    »Weißt du, wo du bist?«, fragte die Dunkelheit.
    Daniel erstarrte und lauschte der Stimme – raschelnd wie zerknitterte Bündel alten Papiers –, eine Stimme, die er kannte und fürchtete.
    »Plunkett?«, fragte er.
    »Ja, Mr Corrigan?« Die Stimme war ganz nah. Vielleicht stand er direkt über Daniel und dieser merkte es nicht einmal.
    »Ich kann nichts sehen.«
    »Ich weiß. Doch du hast meine Frage nicht beantwortet – weißt du, wo du bist?«
    »Woher soll ich wissen, wo ich bin, wenn ich nichts sehen kann?«
    Daniel hörte, wie Plunkett – diesmal war es der echte Plunkett, nicht das leise Flüstern des Shroud – verärgert seufzte, aber das war ihm egal. Er konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, dass seine Stimme nicht panisch klang – selbst, als die alles umfassende Dunkelheit ihn ganz zu verschlingen drohte. Er kämpfte gegen die Klaustrophobie an, die durch die Blindheit hervorgerufen wurde, und konzentrierte sich darauf, gleichmäßig und ruhig zu atmen.
    »Du hast noch andere Sinne«, sagte Plunkett. »Und du kannst auch logisch denken und deine Schlüsse ziehen. Ich frage also noch einmal – weißt du, wo du bist?«
    Daniel zwang sich dazu, sich zu entspannen, und er streckte beide Arme im Dunkeln aus. Er bereute es sofort, als ihm ein brennender Schmerz den verletzten Arm hinaufschoss. Plunketts Angriff hatte die Wochen langsamer Heilung, die unter dem Gips stattgefunden hatten, zunichtegemacht. Der Knochen war ein zweites Mal gebrochen. Daniel winselte, schaffte es aber, nicht loszuschreien.
    »Beachte den Schmerz nicht. Kämpf ihn nieder«, sagte Plunkett.
    Wieder streckte Daniel den Arm aus, diesmal nur den gesunden, und befühlte den Boden, auf dem er lag. Es war eindeutig Stein – kalt und rau. In der Nähe hörte er das leise Echo tröpfelnden Wassers.
    »Wir sind im Steinbruch. Hinter Ihrer geheimen Steintür.«
    »Sehr gut. Und hast du irgendeine Idee, was sich noch hinter meiner Geheimtür befinden könnte?«
    Daniel biss die Zähne zusammen und zwang sich, Luft zu holen. Worauf wollte Plunkett mit diesen Fragen hinaus? Wenigstens verschafften sie Daniel etwas Zeit. Jede Minute, in der Plunkett weiterredete, war eine Minute, in der Daniel am Leben blieb und in der seine Chancen, Eric zu finden und zu befreien, sich verbesserten.
    Also unterdrückte er seine Wut und seine Angst und ließ seinen Verstand für sich arbeiten.
    »Ich nehme an, es ist etwas, das Sie verbergen möchten, etwas sehr Wichtiges für Sie …«
    »Ja und?«
    »Und bevor dies ein Steinbruch war, war es der Ort, an dem das Waisenhaus von St. Alban’s stand. Ist es nicht so? Bevor das Waisenhaus niederbrannte. In der Nacht, in der der Komet über dem Mount Noble auftauchte …«
    »Nenne ihn bei seinem richtigen Namen, Junge. Mount Noble ist ein bedeutungsloser Ehrentitel. Die alten Stämme, die sich als Erstes in seinem Schatten ansiedelten, hatten einen anderen Namen für ihn – Hexenfeuer-Berg! Noble hat nichts mit den Geheimnissen dieses uralten Ortes zu tun.«
    Plunketts Tonfall veränderte sich plötzlich, es lag eine defensive Haltung darin, die vorher nicht da gewesen war. Jonathan Noble war also ein wunder Punkt für den alten Mann.
    »Doch im Übrigen waren deine Schlussfolgerungen brillant«, fuhr die Dunkelheit fort. »Ein Meisterstück logischen Denkens.«
    Daniels Sichtfeld explodierte in einer weißen Fläche voller Sterne. Es war mehr als nur eine Augenbinde, die ihm vom Gesicht gerissen wurde, es war, als wäre die Dunkelheit selbst von seinen Augen geschält worden. Der Schmerz war unbeschreiblich.
    Als sein Sehvermögen zurückkehrte, richteten sich seine empfindlichen Augen sofort auf seinen Gegner – Herman Plunkett, den Shroud. Er saß Daniel gegenüber auf einem Sessel, der sich sehr von dem prall gepolsterten Lehnstuhl in seiner Bibliothek unterschied. Dieser bestand aus Stein und Erde und schien aus der Höhlenwand herausgegraben worden zu sein. Plunkett spielte mit einem Strang aus Dunkelheit, derselben kalten Dunkelheit, die er gerade von Daniels Augen gezogen hatte. Der Strang war dünn, wie eine feine Kordel aus Fäden, aber trotzdem flüssig – er waberte zwischen

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