Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
wirklich genau dem Klischee einer Nonne. Abgesehen davon, dass sie anscheinend spitz war. „Oh, ich wurde nicht geweiht. Das macht man bei Priestern, Dummerchen!“ Sie sah James an und klimperte mit den Wimpern. Matt warf ihr einen bösen Blick zu, aber sie merkte es nicht. „Ich habe ein Gelübde abgelegt! Das ist, wie wenn man heiratet. Ich bin eine Braut Jesu Christi, unseres Herrn und Retters.“ Das klang jetzt nicht mehr so enthusiastisch. „Das war vor drei Jahren, da war ich achtzehn.“
Sie war 21? Sie sah aus wie 15. Sie war kaum größer als 1,50 Meter. Mangelernährung in der Kindheit wahrscheinlich.
James wandte sich zu Matt und starrte ihn lange an. Matt starrte zurück. Was ?, dachte er, weil er spürte, das James unter vier Augen mit ihm reden wollte. Aber sie konnten die Nonne hier nicht alleine zurücklassen, zumindest nicht, ohne sie an das Bett zu fesseln. James nickte kaum merklich.
Matt schüttelte den Kopf. Er würde die Nonne sicher nicht fesseln.
James seufzte und wandte sich ihr zu, offensichtlich mit dem Gedanken, dass er es würde tun müssen. Er war nicht stolz darauf, aber Matt stützte seine Hände in die Hüften und stampfte mit dem Fuß auf. Nein, das tust du nicht! James sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Matt warf ihm einen bösen Blick zu.
James verzog die Lippen zu einem Lächeln.
„Ähm …“, sagte Benigna. James drehte sich von ihr weg zur Tür. In diesem Moment klopfte es und Pearl kam herein. „Verdammt“, sagte sie resigniert. „Ich hätte wissen müssen, dass du hierher finden würdest, Benigna.“
O FFENSICHTLICH war Schwester Benigna eine berüchtigte Unruhestifterin. Pearl hatte sie mit den Handschellen an das Bett gefesselt – während sie damit gedroht hatte, ihr die vorgeschobene Unterlippe abzuschneiden – und gesagt: „Wenn du deine Nase nicht in Dinge stecken würdest, die dich nichts angehen, wärest du jetzt nicht an ein Bett gefesselt.“ Dann hatte sie sie geknebelt. Matt hatte den Eindruck, dass sie Benigna schon immer mal eine Socke in den Mund hatte stopfen wollen. Eine dreckige Socke. Igitt.
James grinste wieder. Matt entschied, dass er gar nichts über die Fantasien einer Nonne wissen wollte und welche Rolle es darin spielte, mit Handschellen an ein Bett gefesselt zu sein. James sah ihn an und grinste frech.
Dann zwinkerte er. Matt hatte den Eindruck, dass James sich darüber amüsierte, dass die Nonne Fesselspielchen erregend fand, sich sein Amüsement aber nur auf sie bezog. Bezogen auf Matt, der mit Handschellen an ein Bett gefesselt war ...
Er erschauerte. Und leckte sich über die Oberlippe. Völlig unbewusst. Wirklich.
James’ Pupillen weiteten sich und seine Augen konzentrierten sich auf Matts Mund. Dann ließ er seinen Blick an Matts Körper entlang nach unten wandern.
Matt trug immer noch kein Hemd. Er fragte sich, ob James sehen konnte, wie sein Herz unter seinen Rippen schlug, denn es fühlte sich so an, als wollte es aus seiner Brust ausbrechen.
Verdammt. Er wurde steif und es waren zwei Nonnen im Zimmer. James’ freches Grinsen wurde breiter und er machte einen Schritt auf Matt zu.
Bedeutete das, dass er ihm für gestern vergeben hatte?
„Ähem!“, sagte Pearl. Sie starrte sie beide durchdringend an. Matt war sich sicher, dass er seit Jahren nicht mehr errötet war. Gut, dass er offensichtlich immer noch wusste wie es ging.
Pearl wandte sich wieder an Benigna und stülpte ihr einen Lärmschutz-Kopfhörer über. „Okay, wir müssen uns überlegen, was wir mit ihr machen“, sagte Pearl geschäftsmäßig, als sie sich wieder zu Matt und James umdrehte.
„Sie will mit uns gehen“, sagte James. Dann warf er Pearl einen Blick zu und ergänzte hastig: „Darauf wette ich.“
„Schon gut, James. Ich weiß über dein biokybernetisches Implantat Bescheid.“
Matt beobachtete James’ Gesicht, als sie es sagte, so dass ihm der Ausdruck von Schock und Bestürzung nicht entging. Mist. Er musste dringend mit James über das reden, was Pearl ihm gestern gesagt hatte. Aber in der Gegenwart einer Nonne, die an ihr Bett gefesselt war, dürfte es schwierig sein, den richtigen Anfang zu finden.
„Das muss ich mit meiner Partnerin besprechen.“ Pearl nickte zu Benigna. „Ich werde sie hier lassen müssen, während wir das entscheiden. Ich möchte Schwester Carmella nicht hierher bringen. Für den Fall, dass Benigna nicht erfolgreich neutralisiert werden kann, sollte sie Carmella besser nicht sehen. Matt, das
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