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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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Bruchteil einer Sekunde spöttisch den Mund. »Genau den Schumacher«, sagte er dann nur. »Ach ja, und noch was: Es sieht nicht so aus, als sei der Junge auf der Hundescheiße ausgerutscht. An seinen Schuhen habe ich nichts finden können. Zumindest nicht auf den ersten Blick.«
    »Norbert, hör ma’«, Ackermann kam hinzu. »Die Leutchen sind völlig fertig. Die müssen bloß noch in ’t Bett. Da is’ nix mit Befragung.«
    Van Gemmern nahm seinen Koffer, tippte sich an einen imaginären Mützenschirm und ging.
    »Die Frau is’ bloß noch am Weinen«, meinte Ackermann hilflos.
    Aus dem Badezimmer drang mehrstimmiges Hundegeheul.
    Van Appeldorn fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und seufzte müde. Dann folgte er Ackermann ins Esszimmer. »Herr Rogmanns«, begann er. »Haben Sie Verwandte oder Freunde, bei denen Sie unterkommen könnten?«
    Der Mann schaute ihn verwirrt an.
    »Sehen Sie, wir haben noch eine ganze Weile hier zu tun und Sie brauchen Ihren Schlaf. Wir werden Ihr Haus heute Nacht versiegeln müssen und die Spurensicherung muss morgen noch hier arbeiten. Es wäre also gut, wenn Sie für ein, zwei Tage zu Freunden ziehen würden.«
    »Wir haben eine Tochter«, sagte Herr Rogmanns, »aber, mein Gott, es ist vier Uhr morgens.«
    Vor dem Haus bremste ein Auto. Das waren vermutlich die Leichenbestatter.
    »Wir können doch im Wohnmobil schlafen«, meinte Frau Rogmanns matt.
    »Das halte ich für keine gute Idee«, wehrte van Appeldorn ab.
    Es klingelte.
    »Nur bis morgen früh. Bis wir unsere Tochter anrufen können.«
    »In Gottes Namen. Ackermann, mach die Tür auf!«
    Die Bestatter hatten den Sarg gleich mitgebracht. »Warten Sie hier«, rief van Appeldorn und wandte sich dann wieder an das Ehepaar. »Sie nehmen doch die Hunde mit? Brauchen Sie sonst noch etwas aus dem Haus?«
    »Nein, wir haben doch noch gar nicht ausgepackt ...«
    »Dann versuchen Sie jetzt zu schlafen. Und denken Sie daran: So lange unser Siegel an Ihrer Tür ist, dürfen Sie nicht hinein.«
    Die beiden nickten und liefen zum Badezimmer.
    »Stopp!«, rief van Appeldorn. »Ackermann, mach die Tür zum Wohnzimmer zu!«
    Es dauerte ein paar Minuten, bis man gemeinsam das Gewusel aus fünf überdrehten Hunden, drei davon Welpen, sortiert, eingefangen und im Wohnmobil verfrachtet hatte.
    Nur die beiden Männer vom Bestattungsunternehmen rührten keinen Finger.
    »Na, wo liegt er denn jetzt?«, meinte der ältere, als endlich Ruhe eingekehrt war.
    Ackermann zeigte auf den Sarg. »Ihr müsst mit dem Teil da wieder raus, durch de Garage un’ hintenrum. Der Junge liegt im Keller. Un’ wir rufen jetz’ ’ne Wache, oder?«, fragte er dann van Appeldorn. »Hasse Sachen zum Versiegeln mit?«
    »Ich regele das alles. Sag du den beiden Sargträgern Bescheid, Bonhoeffer will, dass sie vorsichtig sind.«
    Ackermann stieß die Wohnzimmertür auf und lief zur Kellertreppe. Noch Jahre später wünschte er sich, er hätte es nicht getan.
    »Verdammte Sauerei!«, motzte der Bestatter. »Hätte man uns doch sagen müssen, dass der schon hinüber ist.« Er hielt Andy Kaufmanns kompletten Skalp in der Hand.
    Ackermann schaffte es so gerade eben noch bis zur Kloschüssel.
    »Morgen geh ich zu Charly«, krächzte er eine Weile später. »Die soll mich sofort abziehen. Ich hab kein’ Bock mehr auf Libero bei eurer Truppe. So wat muss ich nich’ haben.«
    Van Appeldorn hielt ihm ein Handtuch hin. »Jetzt komm mal wieder runter, Jupp. So was passiert uns auch nicht jeden Tag. Komm, jetzt lass uns den Laden hier dichtmachen. Die Wache ist schon da.«
    Als sie aus dem Haus kamen, begrüßte sie ein Blitzlichtgewitter.
    »Ah, die Geier sind auch schon da.« Van Appeldorn knuffte Ackermann in die Seite. »Halt dich gerade!«
    Es waren erstaunlich viele Reporter für Klever Verhältnisse.
    »Lass mich versiegeln«, raunte Ackermann. »Reden kann ich nämlich no’ nich.«
    »Kein Kommentar«, sagte van Appeldorn in bester Krimimanier. »Kein einziger Satz zu diesem Zeitpunkt. Wir treffen uns alle morgen zur Pressekonferenz um 17 Uhr.«

9
    Fanny fing ganz leise an zu singen: »Männer sind Schweine«, und sofort summten alle anderen im Bus mit.
    Es war aber auch ein echt geiles Konzert gewesen, super Stimmung, auch jetzt noch auf der Rückfahrt.
    »Ich stand eigentlich nicht so auf Ärzte «, meinte Zarah, »aber ab heute ...«
    »Nee, du stehst auf jemand anders«, flachste Woody, der hinter den beiden Mädchen saß. »Das hat ja wohl inzwischen jeder

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