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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders
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seit Freitagnachmittag nicht mehr zu Hause gewesen war.
    Das Telefon klingelte und Ackermann schreckte derart zusammen, dass er sich die Büroklammer ins Zahnfleisch bohrte. Van Appeldorn nahm in aller Ruhe die Beine vom Tisch und dann den Hörer ab. »Ach, Arend, ja, wir haben schon gewartet. Nein, das ist uns natürlich noch lieber. Bis gleich.«
    Er legte auf, lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen. »Bonhoeffer ist sowieso in Kleve. Er bringt seinen Bericht selbst vorbei. In zehn Minuten«, nuschelte er.
    Ackermann gab schmatzende Geräusche von sich. Er hatte sich tatsächlich ein Loch ins Zahnfleisch gestochen und es blutete.
    Gegen zehn waren sie zu Rogmanns gefahren, um den Tatort bei Tageslicht in Augenschein zu nehmen, und hatten staunend Schumacher bei der Arbeit beobachtet. Der schien tatsächlich zu wissen, was er zu tun hatte. Van Gemmern hatte ihnen lediglich gesagt, dass es sich um fünf oder sechs Einbrecher gehandelt hatte, die alle übers Dach eingestiegen waren. Dann hatte er sie energisch darum gebeten, ihm nicht weiter im Weg zu sein.
    Mit Rogmanns hatte Ackermann am Telefon gesprochen. Sie waren bei ihrer Tochter in Reichswalde und würden nach der Pressekonferenz ins Präsidium kommen.

    Arend Bonhoeffer brachte eine Flasche Calvados mit. »Leider ist er nicht gekühlt. Ich habe ihn gerade erst gekauft.«
    Van Appeldorn schmunzelte nur und ging hinaus, um ein paar Gläser zu organisieren.
    »Wat is’ dat?« Ackermann betrachtete neugierig die Flasche. »Appelschnaps?«
    Bonhoeffer nickte. »Eine alte Tradition zwischen Toppe und mir. Helmut hat’s auch nicht so mit der Leichenschau und da gibt es hinterher immer einen kleinen Schluck zum Verdauen.«
    »Klasse! ’ne Tradition, an die ich mich gewöhnen könnt’. Echt nett von Ihnen, Doktor.«
    Klaus van Gemmern kam mit einem Stapel Fotos und ein paar Zetteln. Er wollte keinen Schnaps. »Viel Zeit habe ich nicht.«
    »Gut«, meinte Bonhoeffer, »dann fange ich mal an. Zahlreiche Hämatome am ganzen Körper des Toten, die darauf schließen lassen, dass er die Treppe hinuntergestürzt ist. Weiterhin hat er eine Verletzung am Schädel, die von einem schmalen, harten Gegenstand oder einer Kante herrührt. Diese Verletzung ging einher mit einer Commotio cerebri ...«
    »Mit einer wat?«, unterbrach Ackermann.
    »Mit einer Gehirnerschütterung. Womit wir bei der eigentlichen Todesursache sind. Häufige Folge einer Gehirnerschütterung ist Erbrechen und an diesem Erbrochenen ist der Junge erstickt.«
    »Darf ich mal kurz dazwischen?«, fragte van Gemmern. »Welche Blutgruppe hat der Tote?«
    »B positiv«, antwortete Bonhoeffer.
    Van Gemmern nickte zufrieden. »Ich habe Haare, Hautpartikel und Blut der Gruppe B positiv am Treppengeländer gefunden, etwa in Höhe der vierten Stufe von oben. Und nach meinen Fotos passt die Form des Handlaufs zur Schädelverletzung.«
    »Der Junge ist also die Treppe heruntergefallen, mit dem Kopf auf den Handlauf geschlagen und hat sich dabei eine Commotio zugezogen«, fasste van Appeldorn zusammen.
    »Sieht ganz danach aus, aber selbstverständlich muss ich die Blutproben noch exakter vergleichen lassen«, murmelte van Gemmern und machte sich eine Notiz.
    »Dann war et einfach ’n blöder Unfall«, sagte Ackermann.
    Bonhoeffer wiegte zweifelnd den Kopf. »Der Junge ist kurz vor seinem Tod misshandelt worden. Ich habe Spuren an Oberkörper und Bauch gefunden, die eindeutig von Tritten stammen, außerdem Abwehrverletzungen an den Unterarmen.«
    Van Gemmern war als Einziger nicht überrascht. »Hast du noch mehr?«
    »Nein, das war’s«, antwortete Bonhoeffer. »Du bist dran.«
    »Also gut, mindestens fünf Täter sind in das Haus eingedrungen. Es können auch mehr gewesen sein, aber von fünfen haben wir klare Schuhspuren auf dem Sofa und auf dem Fußboden, unter anderem auch von Kaufmanns Schuhen. Ins Haus gelangt sind sie alle auf dieselbe Weise. Sie haben sich zwischen der Garage und der Ligusterhecke durchgezwängt. Dabei hat sich ein Täter verletzt. Ich habe Blutspuren an der Wand gefunden, die nicht von Kaufmann stammen. Hinter dem Haus steht ein Birnbaum, über den sind sie aufs Dach gelangt und durch die Luke eingestiegen. Dort gibt es reichlich Fingerspuren. Die Täter haben unterschiedliche Fluchtwege gewählt. Mindestens einer ist durch den Keller in den Garten gelaufen und von dort über den Zaun Richtung Wald. Die größte Gruppe ist ganz normal durch die Haustür nach draußen gegangen.

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