Acornas Heimkehr
Gelegenheit, sich ausführlich auszutauschen.
Acorna war ziemlich verdutzt, als sie herausfand, dass von all den Dingen, die sie seit dem Zeitpunkt ihrer Ankunft auf Narhii-Vhiliinyar erlebt hatte, Aari und das, was man ihm angetan hatte, das war, worüber sie am meisten reden wollte.
In Anbetracht der Leiden, die ihre Tante durchlebt hatte, glaubte Acorna, dass Neeva gewiss verstehen würde, was Aari durchgemacht hatte. »Vielleicht kannst du unserem Volk sein Schicksal begreiflich machen und ihm helfen, sich wieder einzuleben«, hoffte Acorna.
»Meinst du wirklich, dass das überhaupt noch nötig ist?«, bezweifelte Neeva. »Schau doch. Sieht das für dich etwa aus, als hätte er Schwierigkeiten, von den anderen akzeptiert zu werden?«
In der Tat, das hatte er nicht. Vielmehr weidete er gemeinsam mit den anderen, hörte ihnen zu und nickte, trug gelegentlich sogar selbst etwas zum Gespräch bei.
»Im Augenblick scheint er sich wohl zu fühlen. Aber wenn wir wieder nach Hause kommen, wenn alles wieder zur Normalität zurückkehrt, werden sie dann nicht so sehr von den Erinnerungen an ihre eigene Leidenszeit verfolgt werden, dass sie sie verdrängen wollen und befürchten, dass der bloße Anblick von ihm – oder mir – ihnen diese ins Gedächtnis zurückrufen könnte, dass sie Angst davor haben werden… nun, insbesondere ihn wieder anzusehen?«
»Khornya, wir sind nicht alle so. Du musst begreifen, dass die jüngsten Geschehnisse dich und die Leute daheim ebenso verändert haben wie uns hier. Wir, die wir im Weltraum geboren wurden oder ihn zu unserer Wahlheimat erkoren haben, sind die eigentlichen Linyaari deiner Art. Aber auf Grund der Umstände ist keiner von uns auf Narhii-Vhiliinyar verblieben, als du dort warst. Daher hast du dort nur die konservativsten Angehörigen unserer Gesellschaft kennen gelernt. Und zugleich die Ängstlichsten, denn sie suchen ihre Kraft in der Vergangenheit. Sie hegen eine starke Abneigung gegen Veränderungen jeglicher Art. Und sie mögen es nicht, wenn jemand auch nur im Geringsten anders ist. Aber versteh mich bitte nicht falsch, es ist notwendig und richtig, dass es bei uns beides gibt: sowohl traditionelle oder agrarische als auch progressive, technologische oder wissenschaftliche Linyaari.
Den Traditionalisten verdanken wir unsere Stabilität und den Sinn für unsere Identität, und wir… wir geben ihnen die Möglichkeit, ihr gewohntes Leben fortzuführen. Ich nehme an, dass sie beispielsweise nicht erwähnt haben, dass es erforderlich war, Narhii-Vhiliinyar mit großem Aufwand durch hoch entwickelte Technologien teilweise grundlegend umzugestalten, um den Planeten überhaupt erst zu einem für unser Volk bewohnbaren Ort machen zu können?«
»Nur sehr flüchtig«, bestätigte Acorna.
»Nun, so war es aber. Dank sei den Ahnen, dass wenigstens Großmama da war, um dir beizustehen.«
»Und Maati.«
»Und Maati«, gab ihr Neeva Recht. »Worauf ich aber hinaus will, ist einfach, dass du eine von uns bist. Aari ist einer von uns. Nichts kann das ändern, niemals, weder Entfernung noch Zeit, nicht einmal jene Dinge, die Aari zugestoßen sind – und nun auch fast allen anderen von uns hier. Wo auch immer du sein magst, wo auch immer wir sein mögen, du bist und bleibst eine von uns, und wir sind und bleiben dein Volk.«
Abgesehen von der zusätzlichen Gegenwart der Condor war Acornas zweite Heimkehr beinahe eine spiegelbildliche Umkehr ihrer Ersten. Dieses Mal sprangen die farbenprächtigen Fabergé-Eierschiffe auf Narhii-Vhiliinyar zu, statt ihr von dort entgegenzukommen. Und nur ein einsames Raumschiff, jener Neubau, an dem sie die Technokünstler hatte arbeiten sehen, sprang ihnen geschmückt mit den Klanfarben von Acornas berühmter Vorfahrin von der Oberfläche des Planeten entgegen. Thariinye war an Bord und strahlte sie vom Komschirm herab an, bis Becker diesen abschaltete.
»Ich mag den Kerl nicht«, grollte er.
Die Linyaari-Musikkapelle war auch wieder da, diesmal jedoch, um mehr als nur eine Person willkommen zu heißen, wie Acorna auf dem Panoramaschirm der Condor sehen konnte, als sie auf dem Planeten gelandet waren, diesmal sogar in unmittelbarer Nähe des Raumhafens. Großmama und Maati lösten sich aus der Menge, kamen über das Feld zu ihnen herüber und warteten draußen darauf, dass die Robo-Hebebühne sich absenkte und Acorna und Aari sich zu ihnen gesellten. Die Viizaar höchstselbst hatte die Einladung zur Willkommensfeier sogar auf Becker
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