Acornas Heimkehr
Raumschiffe, die den Planeten nicht schon verlassen hatten.«
Acorna brauchte nicht in Iirtyes Gedanken einzudringen, um zu erkennen, dass er damit eine posthume Rüge an ihre Eltern richtete, weil sie Vhiliinyar in einer so kritischen Zeit eines wertvollen Fluchtraumers – und obendrein des Direktors der Waffenforschung, was Titel und Amt ihres Vaters gewesen war – beraubt hatten. Obwohl sich Acorna beim besten Willen nicht vorzustellen vermochte, wie ausgerechnet ihre Eltern hätten vorhersehen sollen, dass der kritische Augenblick so rasch kommen würde, wo die Geschwindigkeit der endgültigen Khleevi-Invasion doch auch alle anderen vollkommen überrascht hatte. Ebenso wenig konnte sie sich vorstellen, dass ihre Eltern den Planeten überhaupt verlassen hätten, wenn sie auch nur den Hauch einer Vorahnung von dem Schicksal gehabt hätten, das ihrer im All harrte. Doch sie hatte nicht die Absicht – jedenfalls, sofern sie es vermeiden konnte –, diesen Mann auf eine dieser offenkundigen Feststellungen hinzuweisen.
»In Erwartung einer Khleevi-Invasion hatten wir diese neue Welt hier bereits mit ausreichend Wohngebäuden, Ausrüstung und Vorräten ausgestattet, um uns wenigstens das erste Jahr über die Runden zu bringen. Um den nunmehr tatsächlich vorrückenden Invasoren zu entfliehen, haben wir unser Volk in rasender Eile in die Kolonieschiffe gepfercht. Wir luden zwar auch alles an Tieren ein, was wir noch auftreiben konnten, aber diese Populationen waren sehr klein und gediehen hier nicht, wahrscheinlich mangels ausreichender Genvielfalt. Wir haben deshalb inzwischen Suchschiffe ausgeschickt, um auf anderen Welten ähnliche Lebensformen aufzustöbern, die jene heimischen Tierarten ergänzen und ersetzen könnten, die wir an die Khleevi verloren haben.«
»Ich wollte Sie keineswegs kritisieren, Aagroni«, erwiderte Acorna leise. »Sie haben die Last der Verantwortung dafür tragen müssen, unser Volk zu retten und diese neue Welt zu erschaffen. Niemand, am allerwenigsten ich, könnte daran irgendetwas falsch finden. Ich hatte nur über jene Welt nachgedacht, die ich aus meinen Träumen kenne.«
»Ja, das habe ich gesehen«, erwiderte er, machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon.
Neeva und Acorna tauschten Blicke aus.
(Ich hatte geglaubt, telepathisch begabt zu sein bedeutet, dass jeder jeden versteht), flüsterte Acorna ihrer Tante zu.
Neeva tätschelte Acornas Schulter und erwiderte – verbal –
gleichfalls flüsternd: »Manche Leute können nichts hören außer ihre eigenen inneren Stimmen, die ihnen so laut zubrüllen, dass sie der Einbildung erliegen, dieses Gebrüll käme von anderen. Der Aagroni war Zoologe, bevor er dem hiesigen Planetargestaltungs-Projekt zugeteilt wurde. Der Verlust so vieler unserer heimischen Tierarten hat ihn innerlich zerrissen.«
Mitfühlend starrte Acorna dem Mann hinterher, der im Gewühl der Menge verschwunden war.
»Mach dir seinetwegen keine Gedanken, Khornya«, tröstete Neeva sie. »Der Mann ist ein unverbesserlicher Perfektionist.
Und all seinen Bemühungen zum Trotz ist diese Welt, genau wie alle Welten, nun mal nicht perfekt. Natürlich war auch Vhiliinyar keineswegs vollkommen, aber daran erinnert sich jetzt niemand mehr. Also zählt der Aagroni nicht die Leben, die er gerettet hat, oder die Leben all der Kinder, die auf dieser neuen Welt geboren wurden, wenn er seine Leistungen beurteilt. Stattdessen reagiert er pikiert auf jede noch so geringste Klage über das Wetter, das Fehlen von Tieren, die eintönige Landschaft oder die Umweltstörungen und Naturumwälzungen, wie sie auf einem gerade erst bewohnbar gemachten Planeten nur allzu häufig vorkommen.«
Gerade als Neeva ausgeredet hatte, schlitterte ein junges Mädchen völlig außer Atem auf sie zu und stolperte fast über die eigenen Füße, so eilig hatte sie es, sie zu erreichen.
»Verzeihen Sie, Visedhaanye Neeva«, platzte die junge Person heraus. Ihr Leib war von einem hellen Mokkabraun und ihr Haar von einem dunkleren Braun, das von großen weißen Flecken geziert wurde. Vor lauter Hast, ihre Botschaft schnellstmöglich zu übermitteln, stammelte sie beinahe: »Die Viizaar Liriili wünscht Sie sofort zu sehen, in einer Angelegenheit von gewisser Dringlichkeit.«
»Die Viizaar Liriili?«, entfuhr es Neeva. »Wann ist Liriili denn Viizaar geworden?«
»Vor einem Ghaanye, Visedhaanye Neeva«, antwortete das Mädchen. »Als Viizaar Tiilye zurücktrat, um sich dem Haar ha Liirni zu
Weitere Kostenlose Bücher