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Acornas Heimkehr

Titel: Acornas Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Ann Scarborough
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hereindrangen.
    Sie stand auf und zog das Unterkleid vom Abend zuvor über, wobei sie sich jedoch wünschte, dass sie ihren Bordanzug noch hätte.
    Die Eingangsklappe öffnete sich, und Großmama Naadiina betrat den Pavillon. Auf ihren Armen schleppte sie einen ganzen Stapel verschiedenster Dinge herein: bunte Wildblumen-Sträuße, Grußkarten und Garben diverser essbarer Gräser und großblättriger Gemüsearten.
    »Warte, lass dir helfen!«, sagte Acorna und eilte zu ihr hinüber, um ihrer Gastgeberin einen Teil ihrer Last abzunehmen.
    »Du kannst ebenso gut gleich alles nehmen. Mir haben schon seit langer Zeit keine jungen Männer mehr solche Morgengaben überbracht.«
    »Du meinst, dass die alle für mich sind? Aber – warum?«

    »Dein Willkommensempfang wurde unterbrochen, und deine Gäste wurden dir nicht ordentlich vorgestellt. Ich nehme an, dass diese Geschenke eine Art Entschuldigung, wenn nicht gar eine Einladung von Seiten einiger deiner Gäste sind. Vielleicht sind ein paar von ihnen Burschen, die den Planeten jetzt verlassen müssen und vor ihrer Rückkehr keine Gelegenheit mehr haben werden, dich kennen zu lernen.« Sie hielt inne.
    »Außerdem scheinen zumindest die Ahnen viel von dir zu halten, ganz gleich, was Liriili dazu meint. Die Ansichten der Ahnen haben großes Gewicht bei unserem Volk.«
    Acorna schüttelte ungläubig den Kopf, als sie einige der Esswaren – auch die Wildblumen waren essbar – auf einem der niedrigen, in der Nähe der Ostwand des Pavillons stehenden Tische verstaute. Es gab hier drinnen weder eine Küche noch eine Toilette. Wie Acorna auch, pflegten die Linyaari natürlich draußen zu grasen, wenn sie essen wollten, und sie nahmen ohnehin nur frisches Gemüse und Gräser zu sich, sodass ein eigener Bereich für die Essenszubereitung gänzlich überflüssig war. Und ihre Ausscheidungen vergruben sie entweder auch draußen im Boden oder entsorgten sie in einem Bereich der Hydroponikgärten, genau wie Acorna und ihre Schiffskameraden es an Bord ihres Raumschiffs getan hatten.
    Diese Angelegenheit war mit keinerlei Tabu belegt. Linyaari verdauten ihre Nahrung mit einem so hohen und sauberen Wirkungsgrad, dass ihre Ausscheidungen einen ausgezeichneten Dünger abgaben, wie Neeva ihr erzählt hatte.
    Acornas menschliche Erziehung machte ihr das Fehlen jeglicher Scheu hinsichtlich dieser Körperfunktion zwar ein wenig suspekt. Doch schließlich bereiteten auf langen Weltraumreisen häufig auch die Menschen ihren Urin wieder zu Trinkwasser auf, und im Falle der Linyaari war die Wiederaufnahme als Nahrung sogar mindestens eine Zwischenstufe weiter vom Ausgangsprodukt entfernt.

    »Ich bin froh, dass ich doch Anklang bei ihnen gefunden habe«, freute sich Acorna. »Ich wurde nämlich nicht so recht schlau aus ihnen.«
    »Das geht fast allen von uns so, ausgenommen ihren Betreuern. – Du runzelst die Stirn. Warum? Was beschäftigt dich?«
    »Nur, dass ich mich gestern Abend zum Narren gemacht habe und dass es dann diesen Notfall gab, aber jetzt stehe ich hier und bekomme Geschenke, obwohl doch alle ganz andere Sorgen haben. Ich will nicht, dass die Leute mir Sachen schenken, weil sie sich schuldig oder eingeschüchtert fühlen.
    Ich möchte wirkliche Freundschaften schließen und unser Volk richtig kennen und verstehen lernen.«
    »Du bist ein sehr mitfühlendes Mädchen, und deine Einstellung ehrt dich. Nichtsdestotrotz waren letzte Nacht viele Leute auf dem Fest, einschließlich unserer Führerin, äußerst unhöflich zu dir, und ihre Geschenke zeigen lediglich, dass sie dies inzwischen eingesehen haben. Der unerwartete Krisenfall hat zweifellos nicht wenige von ihnen davor bewahrt, sich unsterblich zu blamieren. Diese Geschenke sind daher ein eigentlich durchaus gesundes Zeichen – dass nämlich ein paar von ihnen trotz der angespannten Lage genug Verständnis für dich aufbringen, um sich zu entschuldigen. Früher wäre das ganz und gar nicht so ungewöhnlich gewesen, aber unser Volk hat sich seit der Evakuierung sehr verändert.« Traurig verebbte ihre Stimme. Als sie schließlich wieder zu sprechen ansetzte, wechselte sie abrupt das Thema: »Nun denn. Erzähl mir mehr von deinen Abenteuern.«
    Acorna war überrascht. Sie war es eigentlich gar nicht gewöhnt, so viel zu reden, wie sie es in der Nacht zuvor getan hatte. Doch es war wirklich einfach, sich mit Großmama zu unterhalten. Das Komische daran war, dass Acorna zuweilen spürte, dass Großmama nicht nur ihre Worte hörte

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