Acornas Heimkehr
Liebe?«
»Meine spirituellen Ratgeber aus dem Jenseits sind beunruhigt. Sie werfen ständig besorgte Blicke über ihre ektoplasmatischen Schultern, Liebling. Bestimmt versuchen sie mir auf diese Weise mitzuteilen, dass ich irgendetwas Wichtiges auf Laboue habe liegen lassen, oder vielleicht, dass wir vergessen haben, irgendein Haushaltsgerät abzuschalten…«
»Mir scheint, du erlebst bloß einen Rückfall in längst vergangene Zeiten, als du noch Entbehrungen und Armut erdulden musstest, du Blume meiner Seele. Vergiss nicht, du hast jetzt Bedienstete, die sich um derartige Dinge kümmern!«
Sie schenkte ihm die Andeutung eines müden Lächelns. »Das haben wir wirklich, oh mein Geliebter. Trotzdem, ich wünschte, meine Kommunikation mit der Lichtebene wäre etwas deutlicher. Aber es ist für Wesen aus dem Jenseits eben sehr desorientierend, von einem Planeten zu einem anderen mitreisen zu müssen, weißt du? Sie entwickeln nämlich starke Bindungen an den Ort, von wo aus sie auf die andere Seite übergetreten sind.«
»Tatsächlich? Du bist ein wahrer Quell der Informationen, du holdeste aller Frauen. Davon hatte ich keine Ahnung.«
»Doch, das stimmt!«
»Verrat mir, du Liebe meines Lebens, zählt auch Delszaki Li immer noch zu deinen andersweltlichen Freunden?«
»Aber natürlich, ja!«
»Dann richte ihm aus, dass dein Gatte fordert, er solle sich auf der Stelle unmissverständlich erklären und sofort damit aufhören, dir Kummer zu bereiten, du wertvolle Perle der psychischen Wahrnehmung!«
Karina kicherte. »Oh Hafiz, du bist so süß, wenn du dich entrüstest. So was könnte ich Herrn Li doch nie sagen. Aber ich werde ihm mitteilen, dass auch du dir Sorgen machst, und sehen, ob er uns nicht eingehender zu erleuchten vermag. Dazu muss ich aber ganz allein sein, um meditieren und ungestört meine Energien sammeln zu können. Hmm, wo ist denn bloß wieder dieser zwanzigkarätige Amethystkristall geblieben, den du mir geschenkt hast?«
»Ich glaube, du hast ihn unserem Bordarzt ausgeliehen, damit er versuchen kann, mit Hilfe des Kristalls ein Zwiegespräch mit seinen Bakterienkulturen zu führen, mein Schatz.«
»Stimmt. Nun, dann werde ich ihn mir eben einfach wieder zurückleihen müssen. Ohne die richtigen Utensilien kann ich mein Gewerbe schließlich nicht ordentlich ausüben. Kannst du denn überhaupt eine Weile ohne mich auskommen, Geliebter?«
»Jeder Augenblick wird wie ein Dolch in meinem Herzen sein, meine süße und saftige Gemahlin, aber ich werde die Qual tapfer erdulden.«
Sie küssten sich, und sie verschwand.
An den Kommunikationsoffizier gewandt, ordnete Hafiz an:
»Bitte benachrichtigen Sie die Maganos-Mondbasis, dass mein Neffe sich bereithalten soll, wenn wir eintreffen.«
Schon wenige Augenblicke später drang die Antwort des Maganos-Funkoffiziers aus dem Lautsprecher der Interstellarkomanlage. Mit der zwischen Fistel- und Basstönen wild hin und her schwankenden Stimme eines Jungen, der gerade in der Pubertät und im Stimmbruch zu sein schien, was zweifellos auch zutraf, da der Mond mittlerweile eine Schulungsstätte für Jugendliche war und die Schüler gleichzeitig auch das Personal für fast den gesamten Stationsbetrieb stellten, meldete er: »Shahrazad, hier spricht die Maganos-Zentralbasis. Wir haben Herrn Harakamian gar nicht erwartet!«
»Das ist uns bekannt, Maganos-Mondbasis. Deshalb möchte Herr Harakamian ja auch mit seinem Neffen sprechen.
Könnten Sie ihn bitte ausfindig machen und ihn auf den Komschirm durchstellen?«
»Ich werde es versuchen, Shahrazad. Bleiben Sie dran.«
Das Gesicht, das schließlich auf dem Komschirn auftauchte, gehörte jedoch nicht Rafik, sondern Calum Baird. Hafiz schob sich vor seinen Komoffizier, sodass nun sein eigenes Gesicht und seine Stimme auf Bairds Vidschirm zu sehen und zu hören sein würden.
»Ah, das ältere und hässlichste Weib meines Neffen – wie geht es dir?«, erkundigte Hafiz sich und freute sich königlich darüber, wie Calum das Blut vom Hals über seinen roten Bart hinaus ins Gesicht schoss. Hafiz spielte auf die erste Begegnung der beiden an, als Calum ebenso wie Acorna einen Gesichtsschleier und ein langes Frauengewand getragen hatte, um der Täuschung Vorschub zu leisten, dass Rafik zur fundamentalistischen Sekte der polygamen Neo-Hadithianer übergetreten wäre.
»Gar nicht mal so schlecht, Sie Räuberbaron, der Ali Babas vierzig Wegelagerer wie blutige Amateure aussehen lässt«, gab Calum mit gleicher
Weitere Kostenlose Bücher