Acornas Heimkehr
Münze zurück. »Aber ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Rafik gezwungen war, nach Rushima abzureisen. Dr. Hoa hatte dort ein paar Probleme, die er dringend mit ihm persönlich besprechen wollte.«
»In diesem Fall braucht ihr nicht mehr auf uns zu warten, mein Freund. Wir werden stattdessen umschwenken und direkt nach Rushima weiterfliegen, denn auch ich muss mit meinem Neffen unter vier Augen reden. Ähm – Baird?«
»Ja?«
»Wie geht es der jüngeren Frau meines Neffen? Hat jemand etwas von ihr oder den anderen Mitgliedern des Harems gehört?«
Zuerst sah Calum zutiefst verwirrt aus, antwortete dann jedoch bedächtig: »Die letzte Nachricht, die wir von ihnen erhielten, ist ungefähr zwanzig Tage alt, als sie diesen Quadranten verlassen haben. Es ging ihnen allen gut, und sie, ähm – freuten sich darauf, bald wieder mit ihren Familien vereint zu sein.«
»Ich verstehe. Und, Baird?«
»Ja?«
»Deine letzte Kreuzfahrt mit der jüngeren Gemahlin – hätten eure Pläne euch an das Ziel gebracht, das ihr angesteuert hattet? Haben die anderen Haremsangehörigen dir diesbezüglich einen Hinweis gegeben?«
»Nun ja, in der Tat, das haben sie. Wir wären bis in – ähm –
den Vorraum des Serails gekommen, um es mal so auszudrücken. Warum?«
»Ach, nur so. Ich war nur neugierig. Eine kleine Wette mit meinem Navigator. Nichts von Bedeutung.«
»Sicher«, brummte Calum in einem Tonfall, der unmissverständlich ausdrückte: »Mich kannst du nicht auf den Arm nehmen.«
»Shahrazad Ende«, verabschiedete sich Hafiz gut gelaunt.
»Ich wünsche eine gute Reise«, erwiderte Baird zuckersüß und mit einem übertrieben femininen Winken seiner Finger.
Seine buschigen Augenbrauen allerdings waren voller Besorgnis zusammengezogen, und Hafiz begriff, dass der Kaledonier ahnte, welcher Art die Geschäfte sein mochten, die Hafiz mit Rafik zu besprechen beabsichtigte.
Die
Condor
besaß gewisse Modifikationen und
Zusatzeinrichtungen, die durchaus nicht allein aus bautechnischen Notwendigkeiten heraus entstanden waren.
Direkt vor der Kontrollkonsole der Bordzentrale etwa war als nachträglicher Einbau ein ganzer Instrumentenblock mit Multifrequenz-Scannern untergebracht. Nach der Ladung, und abgesehen vom Kapitän und dem ersten Maat, waren diese Ortungsgeräte das Wichtigste an Bord des Raumers.
Denn mit Hilfe dieser Anlage hielt Becker ständig ein halbes Auge und Ohr nach Notsignalen offen, achtete auf Funkimpulse, wo es keine Funkimpulse geben sollte, Peilsender und jegliches andere Anzeichen, dass irgendwo eine Weltraumstation, ein Raumschiff, ein Asteroid oder was auch immer gerade in Schwierigkeiten stecken oder in jüngster Vergangenheit mit Problemen gekämpft haben könnte.
Selbstverständlich besaß Becker auch eine Erste-Hilfe-Ausrüstung an Bord und war jederzeit anstandslos bereit, eventuelle Überlebende zu versorgen, wenn es sich als nötig erweisen sollte. Doch sein Interesse war nicht in erster Linie humanitär – oder extraterresträr, wie auch immer es sich gerade ergeben mochte.
Hauptsächlich wollte er schlicht erfahren, wo es Schwierigkeiten gegeben hatte, wo man möglicherweise ein Raumschiff oder eine Siedlung aufgegeben hatte, oder wo man wertvolle Ausrüstung und anderen, für einen geschäftstüchtigen Bergungsgutsammler interessanten Krempel zurückgelassen haben mochte. Seine Empfangsgeräte wurden noch durch weitere Sensoranlagen ergänzt, mit denen Becker das Vorhandensein größerer Gegenstände in der Nähe der Condor orten konnte oder auch – was nicht minder nützlich war – umgekehrt das Fehlen allen üblichen Weltraumschutts feststellen konnte, was ein Hinweis darauf war, dass sich womöglich eines dieser so hilfreichen Löcher oder Spalten im Raum-Zeit-Kontinuum in der Nähe befand. Während man die Position von manchen dieser Phänomene vorherberechnen konnte, tauchten andere zuweilen an Orten auf, an denen sie nie zuvor gesichtet worden waren. »Weltraummotten«, hatte Becker Senior dann zu behaupten gepflegt. »An diesem Sektor harn’ wieder mal welche von diesen verdammten Weltraummotten geknabbert. Sollen wir mal nachsehen, wo uns das Mottenloch hier hinführt, mein Junge?«
Es war keineswegs so, dass Theophilus Becker nie auf den Gedanken gekommen wäre, er könnte die Condor dabei womöglich einmal in eine jener tückischen kleinen Abkürzungen hineinsteuern, die das Leben der Astrophysiker interessant machten, und nie wieder herausfinden. Vielmehr war es
Weitere Kostenlose Bücher