Acornas Heimkehr
zweifelsohne geistig umnachteten Frau begegnet wäre, die Hafiz’ wahre Ehefrau zu sein behauptet hatte. Karina war selbstverständlich sofort zu dem Schluss gelangt, dass diese Frau ein Geist sein musste, denn die erste Frau von Hafiz war ja tot. Natürlich hätte sie auch eines dieser Hologramme sein können, von denen Hafiz ständig neue Varianten zusammenbastelte, um einen in den unmöglichsten Ecken und Winkeln des Anwesens zu überraschen. Aber warum sollte er ausgerechnet ein abgrundtief hässliches Hologramm schaffen, das behauptete, seine Ehefrau zu sein?
Es konnte somit nur ein Geist sein. Karina hatte zwar versucht, die Gespensterfrau zu beschwichtigen und zu trösten, sie dazu zu bewegen, wieder in die Sphäre des Lichts zurückzukehren, doch die Spukgestalt hatte sie lediglich verärgert angesehen.
Dann war das Phantom wieder weitergezogen, vermutlich um Hafiz heimzusuchen, oder vielleicht war die Geisterfrau auch gerade von ihm gekommen. Denn als Karina Hafiz das nächste Mal zu Gesicht bekam, benahm er sich sehr sonderbar… wie es typisch für manche derjenigen war, die Besuch von Wesen von der anderen Seite erhalten hatten.
Vor allem jedoch redete Hafiz Karina zum einen mit ihrem richtigen Namen an, statt sie mit einer seiner langatmigen Kosebezeichnungen zu begrüßen. Zum anderen gab er ihrem Ansinnen, Acornas Volk aufsuchen zu wollen, plötzlich auf ganzer Linie nach, ohne auch nur den geringsten Versuch zu machen, eine neckische Gegenleistung dafür einzufordern, was ihm nun ganz und gar nicht ähnlich sah. Und zum Dritten tat er kaum jemals etwas in derartig überstürzter Eile, sondern ging seine Unternehmungen stets nur in gemessenem Tempo und mit von langer Hand wohl überlegten Vorbereitungen an.
Seine aus heiterem Himmel kommende Einwilligung erschreckte Karina deshalb so sehr, dass sie sogar unwillkürlich ein Stückchen vor ihm zurückwich.
»Mein Liebling, vielleicht sollten wir doch noch ein klein bisschen warten«, wandte sie ein und zog ihn mit einem leichten Zupfen an seiner Hand sanft neben sich auf die Bettkante herab. »Du siehst aus, als wäre dir nicht wohl. Du schwitzt, und deine Gesichtsfarbe sieht gar nicht gesund aus.
Ich glaube, du brauchst eine kleine Kur mit einigen meiner speziellen Kräutertees, und vielleicht sollten wir heute die Nacht auch eine Zimtkerze brennen lassen, um dir Linderung…«
»Pack alles zusammen, Geliebte!«, fiel er ihr im Befehlston ins Wort. »Pack meinetwegen alles an Tee und Kerzen ein, was du willst. Pack alle deine Kleider und Juwelen ein, deine Karten und Steine und deine Kristallkugel. Aber wir dürfen Acorna und ihrem Volk deine spirituelle Führung nicht einen einzigen Tag länger vorenthalten!«
In erster Linie, dachte er insgeheim, wollte er nicht einen einzigen Augenblick länger warten und riskieren, dass Yasmin wieder zurückkehrte und Karinas und seine Flitterwochen noch mehr verdarb, als sie es bereits getan hatte. Hafiz befürchtete nämlich, dass seine erste Frau das nächste Mal noch sehr viel schlimmere Unruhe stiften würde – was sich dann endgültig nicht mehr vor Karina verheimlichen ließe. Das würde er auf keinen Fall zulassen. Denn wer wusste schon, wie Karina darauf reagieren mochte? Frauen waren schließlich hochgradig schwer zu begreifen, selbst für einen Mann mit seiner beträchtlichen Erfahrung in Liebesdingen. Was ihm jedoch mehr noch als Yasmins Ränke Sorgen bereitete, war der Umstand, dass die Sicherheit seines eigentlich wie eine Festung geschützten Heims verletzt worden war. Wenn er schon fortgehen musste, dann geschah dies deshalb besser in allergrößter Eile, bevor womöglich auch noch Yasmins widerwärtige Hintermänner ihr hierher folgten.
Um dies in Zukunft ausschließen zu können, hatte er zwischenzeitlich bereits eine vollständige Überprüfung und Neuregelung seiner sämtlichen Sicherheitsmaßnahmen befohlen, einen Austausch aller Schließanlagen, Kodes und Passwörter. Außerdem hatte er eine grundlegende Umgestaltung des Anwesens und die Verstärkung seiner Verteidigungssysteme angeordnet. In der ersten Zeit seiner Zuneigung – na schön, Wollust – für Yasmin hatte er ihr seinerzeit leider alles gezeigt – alles.
Das bereute er jetzt zutiefst, denn obwohl er seit der Zeit seiner ersten Ehe etliche neue Sicherheitseinrichtungen hinzugefügt und bestehende verändert hatte, wusste sie immer noch über viel zu vieles Bescheid. Er und Karina würden sich deshalb hier – in seinem
Weitere Kostenlose Bücher