Acornas Heimkehr
unerträgliche Grausamkeit ihrer Bosse, sie dazu zu zwingen, Hafiz und diese große Kuh, die er geheiratet hatte, um
sie zu ersetzen, ausgerechnet auf einer
›Flitterwochenreise‹ zu begleiten.
Sei’s drum. Sie würde den beiden ihr trautes Eheglück schon noch gründlich versalzen. Denen sollte es nicht besser gehen als damals ihr. Für sie war ihre Ehe mit Hafiz schließlich auch keine sonderliche Freude gewesen. All diese Sticheleien, mit denen Hafiz sie verhöhnt hatte, etwa mit welchem Körperteil sie eigentlich dächte; all die Sorgen und Mühen, die sie sich gemacht hatte, um sich ihr gutes Aussehen zu bewahren, damit ihr reicher Gemahl nicht auf komische Ideen kam. Sich ihr gutes Aussehen bewahren, ha! Wenn sie nur an all die Diäten dachte, denen sie sich unterzogen hatte, um ihre Figur zu halten, und jetzt turtelte er mit dieser – diesem – Nilpferd-Wal in Purpurkleidern herum!
Obwohl man ihr eingeschärft hatte, unter keinen Umständen aufzufallen, sich nur im Hintergrund zu halten und es ganz der Shahrazad zu überlassen, ihre Bosse zum Planeten dieser Einhornleute zu führen, wo die Bosse dann die Bestrafung von Hafiz und seinem neuen Betthäschen in ihre Hände legen würden, konnte Yasmin nicht widerstehen, den beiden schon jetzt ein paar kleine Streiche zu spielen. Nun, wenn sie schon nicht öffentlich einen draufmachen konnte, dann wollte sie doch wenigstens ein bisschen klammheimlichen Spaß haben.
Natürlich hatte sie das Liebesnest der Eheleute verwanzt. Sie hätte sich gar nicht vorstellen können, das irgendwo einmal nicht zu tun, war es doch eine in jedem Freudenhaus geradezu selbstverständliche Sicherheitsmaßnahme. Das hielt die Mädchen davon ab, ihre Didi zu betrügen, indem sie Trinkgelder für sich selbst einbehielten, oder die Kunden davon, sich in ein bestimmtes Mädchen zu vergucken und dann mit ihr davonzulaufen.
Es bereitete ihr höchste Genugtuung, aus dem Kissengeplauder zwischen ihrem Gemahl und seiner neuen
›Frau‹ zu erfahren, dass keiner von beiden dem anderen von seiner jeweiligen Begegnung mit Yasmin erzählt hatte. Diese kleinen Heimlichkeiten voreinander auf Seiten der beiden eröffneten Yasmin zahlreiche aufregende Möglichkeiten, Unruhe zu stiften.
Ihre Vertrautheit mit Hafiz’ Vorlieben und Gewohnheiten erwies sich hierzu als ebenso nützlich wie Karinas Hang zur
›Meditation‹ und ihr Glaube an diesen mystizistischen Unsinn über Träume, Botschaften von den Toten und dergleichen Dinge.
Yasmin mochte zwar nicht gerade eine Intelligenzbestie sein, dafür jedoch war sie auf ihre eigene Weise eine recht praktisch veranlagte Frau, der jegliche Gefühlsduselei völlig fremd war.
Sie glaubte stattdessen an das Körperliche und daran, was sich kaufen und verkaufen ließ. Falls irgendwer sich etwa einbildete, räsonierte sie, dass sie womöglich eifersüchtig auf Hafiz’ neue Ehefrau oder gar das gemachte Luxusbett wäre, in das Karina sich gelegt hatte, dann sollte dieser Jemand das besser noch mal überdenken. Denn schließlich hatte sie, Yasmin, dies alles ja bereitwillig aufgegeben, um ihr ganz persönliches Lebensziel zu verfolgen.
Doch sie empfand es sehr wohl als tiefe Kränkung, dass Hafiz im Stande gewesen war, sie zu vergessen, sie durch jemanden zu ersetzen, den er tatsächlich mehr zu begehren behauptete als sie! Dabei war von seinen beiden Frauen doch unstrittig allein sie selbst, Yasmin, die unvergessliche Schönheit, der Sukkubus, der durch die Träume der Männer spukte. Wie konnte irgendeine andere Frau nur ernsthaft zu glauben wagen, dass sie Yasmins Platz in Hafiz’ Bett ausfüllen könnte!
Natürlich war Yasmin, verglichen mit dem, was sie inzwischen gelernt hatte, trotz ihrer beträchtlichen vorehelichen Erfahrungen kaum mehr als eine begabte Amateurin gewesen, als sie Hafiz geheiratet hatte. Aber sie vermochte trotzdem nicht zu begreifen, wie es Hafiz ertragen konnte, nachdem er einmal von Yasmins Liebreizen gekostet hatte, auch nur einen einzigen Blick an diese fette, hässliche, reizlose Kuh zu vergeuden, die nicht einmal würdig war, Yasmins Füße zu küssen!
Als Karina wieder einmal ihren ›Meditationsraum‹ aufsuchte, um ihre spiritistischen Ratgeber zu befragen, wie sie es schon mehrfach getan hatte, war auch Yasmin auf dem Deck über ihr zur Stelle und belauschte sie vermittels eines Replikators, der mit einem identischen zweiten, an der gleichen Stelle eine Ebene tiefer angebrachten Gerät verbunden war. Sie hatte
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