Acornas Welt
helfen! Wo sind Khornya und Kapitän Becker? Hat man sie schon umgebracht?«
Thariinye drehte sich um und sah sie an. Sie hatte ihn noch nie so ernst gesehen, und vielleicht war seine Gesichtsfarbe auch ein kleines bisschen grünlich geworden. »Das hier ist eine alte Aufzeichnung, Maati. Wahrscheinlich haben die Khleevi sie zu dem niriianischen Schiff gesendet. Die Khleevi tun das gerne – sie senden Bilder alter Folterszenen an jene, die sie zu ihren nächsten Opfern machen wollen. Niemand weiß, warum.
Aber das ist es. Siehst du – hier – Aari hat immer noch einen Teil seines Horns. Sie haben schon Stücke davon weggemeißelt, aber es ist noch da. Das hier ist mit ihm geschehen, bevor er hierher kam.«
Maati erkannte die Emotion nicht, die in Thariinyes Stimme mitschwang. Vielleicht musste er sich einfach nur anstrengen, sich nicht zu übergeben. Abrupt schaltete er das Bild ab.
Maati hatte das Gefühl, als hätte etwas ihr Herz fest umklammert und dann ganz plötzlich losgelassen. Sie konnte kaum atmen. »Das ist schrecklich. Schrecklich. Sind die Khleevi… kommen sie hierher?« Sie klapperte nun mit den Zähnen und hatte begonnen, am ganzen Körper zu zittern –
eine Reaktion, die nichts mit der Raumtemperatur zu tun hatte, sondern mit den Bildern, die sie gerade gesehen hatte.
»Nein. Ich habe es dir doch gesagt. Es ist eine alte Aufzeichnung. Sie haben sie an die Leute an Bord des Schiffs gesendet, in dem auch der Piiyi war. Hast du das Registrierungsmuster schon gefunden?«
»Noch nicht«, sagte sie und wandte sich mit einem neuen Gefühl der Dringlichkeit wieder ihrer Aufgabe zu. Sie erweiterte die Suchparameter nochmals. Die ganz normale Tätigkeit – an einem Computer nach Informationen zu suchen
– beruhigte sie, und langsam hörten ihre Hände auf zu zittern.
Und dann fand sie es schließlich – das Muster, die Nummer und den Namen des Schiffs, zu dem die Kapsel gehört hatte.
Und die Namen derjenigen, die an Bord gewesen waren, als das Schiff zu seinem letzten Flug aufgebrochen war. Wieder wurde ihr kalt.
»Th-Thariinye?«
»Ich bin fast fertig, Maati.«
»A-aber – Thariinye, ich habe es gefunden.«
»Gut. Nur noch einen Augenblick.«
»Nein, jetzt. Es ist wichtig. Dieses Schiff, zu dem die Kapsel gehört hat. Es war auf die Namen meiner Eltern registriert. Es hat meinen und Aaris Eltern gehört. Die Leute auf dem niriianischen Schiff haben sie gefunden. Ich dachte, sie wären tot – aber wenn die Niriianer Recht haben, dann leben sie vielleicht noch. Zumindest einer von ihnen, zumindest zu dem Zeitpunkt, als die Kapsel gesichtet wurde.«
»Das ist ja wunderbar«, sagte Thariinye. »Wir müssen unbedingt Liriili Bescheid sagen. Ich dachte, dieser Piiyi würde nur schlechte Nachrichten enthalten, aber jetzt haben wir zumindest einen Grund, uns über die Informationen zu freuen, die er uns gebracht hat!« Er beendete seine Übersetzung und schickte sie an die Viizaar.
»Wir müssen es Aari und Khornya und Kapitän Becker sagen«, verlangte Maati. »Sie können unsere Mutter und unseren Vater holen.«
»Ja, ja, aber als Erstes muss Liriili Bescheid wissen. Das verlangen nun einmal die Regeln«, wandte er ein, nun wieder ganz erwachsen. Dann drehte er sich zum Komgerät um.
Er berichtete Liriili von ihrer Entdeckung.
»Ich hielt es für das Beste«, schloss er, »dich über den Inhalt der Aufzeichnung zu informieren, bevor ich meine Übersetzung zur Condor schicke.«
»Danke, Thariinye. Das ist alles sehr interessant. Ich denke, ich werde morgen einen Boten zu den Ahnen schicken, um sie wissen zu lassen, was da entdeckt wurde. Es wird allerdings keine weiteren Funksprüche geben, nicht an die Condor und auch nicht an andere.«
»Aber Viizaar! Zumindest Aari sollte es sofort erfahren. Die Kapsel gehörte offenbar Aaris und Maatis Eltern, die verschwunden sind – «
»Das weiß ich sehr wohl, Thariinye. Ich weiß auch aus meinen eigenen schlechten Erfahrungen, dass alles, was wir von nun an senden, diesen Planeten in Gefahr bringen könnte.
Wenn dort draußen Khleevi sind, werden wir ihnen nicht verraten, wo wir uns befinden. Es ist einfach zu gefährlich.
Wir müssen die Evakuierungsschiffe vorbereiten und Maßnahmen treffen, dass alle Linyaari den Planeten verlassen können, sobald das notwendig wird.«
»Schon wieder?«, fragte Thariinye. »Und wohin gehen wir diesmal? Und was ist mit Acorna – sie und Aari sind da draußen, wo diese Botschaft aufgelesen wurde.
Weitere Kostenlose Bücher