Acornas Welt
befürchtete, sie würde sich etwas brechen. Es funktionierte.
Thariinye wandte sich wieder dem Schaltpult zu. Maati sah sich die Bilder an und lauschte der niriianischen Stimme, während Thariinye mit der anstrengenden Arbeit begann, die Aufzeichnungen der Niriianer von Anfang an zu übersetzen. Er rief natürlich sofort auch eine Computerübersetzung ab, doch die Computerarbeit zu verifizieren und die einzelnen Nuancen zu verbessern, kostete Zeit und Konzentration. Thariinye lauschte den Worten in der fremden Sprache und betrachtete dabei das Bild und die Übersetzung des Computers, die auf dem Schirm eingespielt wurde. Manchmal veränderte er die Übersetzung des Computers, manchmal ließ er sie unbeanstandet durchgehen. Da er mit einer Aufzeichnung arbeitete, konnte er sie immer wieder anhalten und zurückspulen, wenn es notwendig war. Thariinye beherrschte die Sprache tatsächlich viel besser, als Maati erwartet hätte. Er musste die Aufzeichnung nicht oft anhalten, und es war klar, dass er seine Arbeit sehr ernst nahm.
Als er zu den Bildern von der Fluchtkapsel im Gebüsch neben einem grob zusammengezimmerten Unterschlupf kam, bekam Maati ein komisches Gefühl im Magen. Auch als die Aufnahmen bereits durchgelaufen waren, war ihr, als sei ein Teil von ihr dort geblieben, bei der Kapsel, wo immer sie auch gelandet sein mochte.
Sie war beinahe sicher, diese Markierungen zu kennen.
Tatsächlich kam ihr die ganze Kapsel bekannt vor, wenn das Bild auch viel zu schnell über den Schirm gelaufen war, als dass sie sich wirklich hätte davon überzeugen können. Obwohl Maati keinen Laut von sich gegeben hatte, drückte Thariinye den Pausenknopf und drehte sich zu ihr um.
»Wie war das?«, fragte er, und nun wusste sie genau, dass er ihre Gedanken gelesen hatte.
»Die Kapsel«, sagte sie. »Wem hat diese Kapsel gehört?«
»Ich weiß es nicht. Und ich werde diese Information für meinen Bericht brauchen. Kannst du das für mich überprüfen?
An dem anderen Computer arbeitet niemand.« Er zeigte zur gegenüberliegenden Wand. Alle Linyaari-Schiffe waren Unikate, und es war leicht, die Markierungen mit der Liste der Schiffe zu vergleichen. Maati wollte auch eine Liste der Leute haben, die sich zu dem Zeitpunkt, als die Niriianer diese Bilder gemacht hatten, auf dem Schiff befunden haben sollten.
Besatzungs- und Passagierlisten, geplante und tatsächliche Flugstrecken und Wartungsberichte – kurz gesagt, alles, was mit den Schiffen der Linyaari-Flotte zu tun hatte, war in den Computern der Regierung gespeichert.
Maati war so erfüllt von dem Gefühl, dass sie irgendwie mit dieser Kapsel zu tun hatte, dass sie nicht einmal abwartete, was die Aufzeichnung sonst noch enthielt, sondern tat, was Thariinye ihr gesagt hatte, und die Schiffsdatenbank aufrief.
Sie begann, die Dateien zu überfliegen, nachdem sie den Computer angewiesen hatte, die neuesten Einträge als Erste zu zeigen. Die Kapsel musste doch sicher zu einem der Schiffe gehören, dessen Besatzung von den Kriminellen angegriffen worden war, von denen Khornya und ihre Freunde die Raumfahrer befreit hatten. Doch keines der Schiffe, die sich im aktiven Dienst befanden oder derzeit im Raum waren, hatte ein solches Muster auf zuweisen. Wie seltsam!
Maati erweiterte den Suchbereich. Und sie wühlte weiter und lauschte dem Donner und dem Knistern der Blitze draußen, während drinnen der niriianische Monolog weiterging und Thariinye hin und wieder Dinge murmelte wie: »Zur…
Zuflucht? Nein. Versteck? Das ist es auch nicht…«, während er versuchte, die passenden linyaarischen Begriffe zu finden.
Dann hörte sie, wie er etwas über Khleevi sagte und drehte sich um. Sie hatte noch nie einen Khleev gesehen. Sie war neugierig, wenn auch auf eine verängstigte Art. Wie sahen so schreckliche, gierige Wesen aus?
Sie drehte sich mitsamt dem Stuhl um, um über Thariinyes Schulter hinweg den Bildschirm sehen zu können. Die käferartigen Khleevi waren nur als Fühler, Beine und muschelartige Panzer am Rand der Aufzeichnung zu erkennen.
In der Mitte des Bildschirms befand sich die Hauptperson der Aufzeichnung. Sein Gesicht war vor Blut, Schweiß und Schmerz kaum zu erkennen, und sein Körper war noch entstellter als damals, als Maati ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Doch sie erkannte ihren Bruder sofort wieder.
»Thariinye«, flüsterte sie erschüttert, »das ist Aari! Die Khleevi haben Aari gefangen! Was können wir tun? Kommen wir schon zu spät? Wir müssen ihm
Weitere Kostenlose Bücher