Acornas Welt
»enthüllte«, wie feindselig sich die Viizaar gegenüber Khornya und Aari verhalten hatte. Dieses Kind verstand einfach nicht, wie kompliziert die Aufgaben einer Anführerin waren, wie sorgfältig das Gleichgewicht auf dem Planeten zum Wohl aller gewahrt werden musste. Und was Thariinye anging… wofür hielt er sich eigentlich, ihren zarten Andeutungen so auszuweichen? Auch er war ein Risiko, störte den Frieden so vieler junger Frauen und begriff offenbar nicht, dass er eine Gefährtin brauchte, die ihn leiten und ihm helfen konnte, seine verantwortungsloseren Impulse zu beherrschen.
Sie wusste, dass er ihr die Schuld gab, denn selbst wenn er sein Horn abschirmte, konnte sie seine Gedanken lesen, als wäre er aus Plasglas. Er hatte an der letzten Mission der Balakiire teilnehmen wollen, und nun war er der Ansicht, dass Liriili ihn um den Ruhm gebracht hatte, der ihm dabei zugefallen wäre. Also gut, sollte er jetzt neuen Ruhm suchen.
Wenn – und falls – er zurückkehrte, würde er vielleicht klüger sein und begreifen, dass sie nur sein Bestes gewollt hatte. Doch im Augenblick waren ihre beiden größten Problemkinder dabei, den Planeten zu verlassen und würden vielleicht niemals zurückkehren. Liriili würde heute Nacht gut schlafen.
Am nächsten Morgen ließ sie sich viel Zeit. Als sie gerade dabei war, sich zu säubern, traf der Ruf von der Komzentrale des Raumhafens ein. »Ja?«
» Viizaar, ich bin hier, um Thariinye abzulösen, aber Thariinye ist nicht da. Die Geräte sind eingeschaltet, und auf dem Bildschirm läuft eine seltsame Endlosbotschaft, aber Thariinye ist nirgends zu finden.«
»Merkwürdig«, erwiderte Liriili. »Wo kann er in diesem Wetter nur hingegangen sein? Draußen ist es viel zu stürmisch zum Grasen.« Es donnerte immer noch, und durch den Stoff der Pavillonwände war undeutlich zu sehen, wie es blitzte.
Liriili schauderte ein wenig und zog sich eine Decke um die Schultern.
»Außerdem ist eines der Raumschiffe nicht mehr im Dock.«
»Seltsam. War es denn gestern noch da? Vielleicht ist es zur Reparatur gebracht worden?«
»Nein, Viizaar. Ich – einen Augenblick, hier ist doch eine Nachricht von Thariinye. Er schreibt, dass er und Maati – er meint doch bestimmt nicht die kleine Maati, die Botin…«
»Sicher nicht!«
»… sich aufgemacht haben, um nach den Eltern des Mädchens zu suchen. Er möchte auch andere vor einem Auftauchen der Khleevi warnen, die von einem niriianischen Schiff in dieser Galaxis entdeckt wurden – das ist die Botschaft auf dem Komschirm.«
»Wie außergewöhnlich!«, sagte Liriili. »Bleib unbedingt auf deinem Posten – ich spreche doch mit Iiril, oder?«
»Jawohl, Viizaar.«
»Bleib auf deinem Posten, Iiril. Halt aufmerksam nach weiteren Botschaften Ausschau, aber antworte unter keinen Umständen. Es wird von diesem Planeten keinerlei Kommunikation ausgehen, bis ich es wieder erlaube. Ist das klar?«
»Wenn Khleevi in der Nähe sind? Selbstverständlich, Viizaar.«
»Ich werde jemanden zu den Ahnen schicken und die Raumfahrer, die dort in Klausur sind, bitten, für eine Sondersitzung des Rates zurückzukehren.«
»Ich bleibe hier, Viizaar. Selbst wenn wir nicht antworten, wird Thariinye sich vielleicht mit uns in Verbindung setzen und uns weitere Informationen über die Khleevi zukommen lassen.«
»Genau das dachte ich auch, Iiril.« Mit diesen Worten beendete Liriili das Gespräch.
»Das verstehe ich nicht«, fauchte Becker und starrte wütend den Bildschirm an. »Sechs Wochen lang spuckt das verdammte Ding alle paar Minuten eine Botschaft von deiner Großmutter und deiner Tante aus, Acorna, oder von dieser…
dieser Person, die den Planeten führt. ›Bring uns auf dem Heimweg noch ein nettes Handelsbündnis mit, mein Schatz.
Sieh zu, dass du gute Bedingungen für den Beitritt zur Föderation aushandelst. Und wenn du schon unterwegs bist, denk dran, noch einen Liter Milch und einen Laib Brot einzukaufen.‹«
Aari und Acorna sahen einander an und zuckten die Achseln, dann wandten sie sich höflich wieder dem immer schimpfenden Becker zu.
»Und jetzt, wenn wir ihnen wirklich etwas Wichtiges zu sagen haben und sofort Rückmeldungen von ihnen brauchen, passiert anderthalb Wochen lang überhaupt nichts. Was ist nur mit diesen Leuten los?«
Er war nicht der Einzige, der sich das fragte. Aari und Acorna hatten jede wache Minute mit dem LAANYE und dem niriianischen Logbuch zugebracht und von dem Schlaf-Lernprogramm des LAANYE die
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