Acornas Welt
schnaubte und bedachte Maati mit demselben künstlichen Lächeln, mit dem er sonst seine zahlreichen Freundinnen beglückte. »Du bist so ein süßes, unerfahrenes Junges, Maati. Selbstverständlich verurteilt sie mich nicht.
Nachdem sie von diesen Mädchen gehört hat, was für ein hinreißendes Beispiel an Männlichkeit ich bin, wirbt sie selbst um mich.«
Nun war es an Maati zu schnauben. »Du bist zu lange nicht mehr im Weltraum gewesen, Thariinye! Du hast die Bodenkrankheit!« Das war ein Scherz, den Raumfahrer über die Bodenleute machten, und Bodenleute machten ihn über Raumfahrer, um deren Verschrobenheit zu erklären.
Bodenkrankheit war – wenn man einmal von Thariinyes Selbstüberschätzung absah – die einzig mögliche Erklärung dafür, wieso Thariinye sich einbilden sollte, dass die Viizaar tatsächlich zu irgendwelchen zarteren, weiblicheren Empfindungen fähig war.
»Nein, nein, es stimmt. Sie hat es auf mich abgesehen. Sie sagt mir immer, wie sehr sie mich mag. Sie meint, ich brauche eine erfahrene Frau, die mich anleitet und die dennoch im Stande ist, meine kleinen Fluchten in die Unabhängigkeit zu dulden. Aber das ist wirklich das Letzte, was ich brauche. Kein Khleev wird mir je solche Angst einjagen wie diese Frau!« Er schauderte so intensiv, dass seine Mähne bebte und seine Haut zuckte.
Maati war schockiert. »Aber Liriili ist alt! Ich wette, sie ist beinahe so alt wie Großmama – mindestens so alt wie Neeva, und du bist so… na ja, ich bin noch ein Kind, und sogar ich kann mich noch daran erinnern, als du grau gefleckt warst!«
Thariinye verzog das Gesicht. »Du hältst sie vielleicht für alt, aber wenn ich in der Nähe bin, benimmt sich Liriili wie ein launisches Fohlen. Ich glaube nicht, dass Narhii-Vhiliinyar groß genug für uns beide ist.«
»Ich weiß genau, was du meinst«, erwiderte Maati, die sich wieder an ihre eigenen Schwierigkeiten erinnert fühlte. Doch sie würde Thariinye nichts davon erzählen. Er würde sich nur als Erwachsener aufspielen, da war sie sich sicher. Es war nie gut, ihn die Oberhand gewinnen zu lassen. Das wusste sie, weil sie mehrere dieser albernen Mädchen kannte, mit denen er sich abgegeben hatte. Solange sie so taten, als bemerkten sie ihn nicht, war er hinter ihnen her und gab sich sehr höflich, sogar bescheiden. Aber sobald sie anfingen, ihn zu mögen, wurden sie ihm gleichgültig, und schon trabte er hinter einer anderen her. Deshalb hatte er auch nicht von Khornya abgelassen, obwohl die beiden im Grunde nicht miteinander ausgekommen waren.
Maati warf ihm einen listigen Blick zu. »Das hast du nun davon, so unwiderstehlich zu sein. Also gut, ich helfe dir, dein Geschenk loszuwerden, wenn du mir ein paar von diesen Thiisis abgibst. Die mag ich am liebsten.« Er reichte ihr eines der zarten gelbgrünen Gräser, die würzig und ein wenig süß schmeckten.
Nachdenklich kaute er auf einem anderen Halm herum. »Ich hätte wissen sollen, was sie vorhatte, als sie mir nicht erlaubt hat, mit Neeva und Melireenya zu fliegen. Jetzt hatten alle Raumfahrer ein traumatisches Erlebnis, das sie wahrscheinlich für immer miteinander verbinden wird, und weil Liriili mich hierbehalten hat, bin ich ein Außenseiter.«
»Ich verstehe, dass du wütend auf sie bist, weil sie verhindert hat, dass du beinahe zu Tode misshandelt wurdest«, stimmte Maati ihm zu.
»Du bist noch viel zu klein, um das zu verstehen«, meinte er hochnäsig.
»Eingehende Übertragung von dem fremden Bergungsschiff Condor«, erklang eine leise Computerstimme vom Komgerät her. »Bitte warten.«
Wieder und wieder blitzte es, und es donnerte sofort danach.
Thariinye drehte die Lautstärke höher.
»Wir haben gerade das Wrack eines niriianischen Schiffs gefunden«, erklang Aaris Stimme, aber sie hörte sich seltsam und tonlos an. »Unter den geborgenen Artefakten befindet sich ein Piiyi mit dem Logbuch des Schiffs und mehreren anderen Botschaften. Bitte zeichnet auf, was wir euch jetzt schicken.«
Es gab keine visuelle Übertragung, aber Maati freute sich dennoch, Aaris Stimme zu hören, wie kurz auch immer. Diese Botschaft war offenbar schon vor Stunden abgeschickt worden, sodass es jetzt nicht möglich sein würde, direkt mit ihrem Bruder zu sprechen. Maati hätte sich gerne mit ihm unterhalten, doch das war heute Abend eindeutig nicht machbar.
»Es ist extrem wichtig, dass die Informationen auf diesem Piiyi sofort von einem Experten der niriianischen Sprache übersetzt werden.
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