Acornas Welt
auch eine Kopie des Funkspruchs von der Condor, von dem Liriili behauptete, er sei nie eingegangen.
Eine der Komdiensthabenden, die zufällig auch eine von Thariinyes Freundinnen war, hatte Kopien von den Piiyi -
Aufzeichnungen und von Thariinyes Übersetzung in Sicherheit gebracht. Sie hatte das Material aus der Komzentrale geschafft, bevor Liriili befohlen hatte, alles zu vernichten. Dies war geschehen, nachdem die Viizaar die Komdiensthabenden angewiesen hatte, unter keinen Umständen mehr vom Planeten aus zu senden. Die junge Offizierin hatte sich nicht nur zusammengereimt, dass Liriili Thariinye und einem Kind aus irgendeinem Grund erlaubt hatte, allein in den Weltraum zu fliegen, sondern ihr war auch klar geworden, dass der Piiyi von großer Wichtigkeit für die Linyaari war, und am Ende hatte sie beschlossen, dass die Bevölkerung davon erfahren musste. Sie hatte sich gerade selbst auf den Weg in die Hügel gemacht, um die Raumfahrer zu holen, als sie entdeckte, dass die Pilger bereits auf dem Heimweg waren.
Der Rat war alles andere als erfreut darüber, dass Liriili ihm die Warnung von einer möglichen Bedrohung durch die Khleevi so lange vorenthalten hatte, ganz gleich, wie die Viizaar die Lage selbst eingeschätzt hatte.
Nachdem man über Liriilis Verhalten diskutiert hatte, erweiterte man den Rat um Neeva, Khaari, Melireenya und andere Botschafter, Lehrer, Kaufleute und Offiziere der heimgekehrten Flotte.
An Liriilis Stelle saß nun Großmama dem Rat vor. Liriili stand auf der anderen Seite des Tisches, an dem sie so viele Jahre lang gesessen hatte, und hatte ihr »Es ist alles in Ordnung, nur eine ganz alltägliche Angelegenheit«-Gesicht aufgesetzt.
Gegen ihren Willen musste Großmama lächeln. »Liriili vom Klan Riivye, Viizaar von Kubliilikhan, du bist angeklagt, dein Volk und deinen Planeten verraten zu haben. Wir werden dich nicht fragen, ob du dich schuldig bekennst oder nicht. Du bist von uns allen am geschicktesten, wenn es darum geht, deine Gedanken zu verbergen, was ein Grund war, wieso wir glaubten, du könntest ein gutes Oberhaupt sein. Aber du hast nicht nur das Vertrauen deines Volkes missbraucht, sondern auch mein persönliches Vertrauen, was das Leben eines verwaisten Kindes anging, und außerdem hast du das Leben eines tapferen Offiziers unserer Flotte aufs Spiel gesetzt.«
»Es war nicht meine Schuld!«, wehrte sich Liriili. »Ich habe ihnen ausdrücklich verboten zu gehen. Ich habe ihnen gesagt –
und das ist die reine Wahrheit; ihr könnt alle meine Gedanken lesen –, dass wir nicht mehr weiter mit dem Bergungsschiff, das uns die Piiyi- Aufzeichnung geschickt hat, in Kontakt bleiben dürfen, damit die Khleevi das Signal nicht bis hierher zurückverfolgen können. Das ist in solchen Fällen das übliche Vorgehen. Dadurch habe ich uns alle gerettet, und wie dankt ihr es mir? Indem ihr mich dafür verantwortlich macht, dass zwei schwache und rebellische junge Leute unser neuestes und bestes Schiff gestohlen und es, entgegen meinem ausdrücklichen Befehl, für einen sinnlosen und gefährlichen Flug benutzt haben?«
»Das reicht jetzt!«, fuhr Großmama auf. »Du weißt sehr wohl, dass die Condor eine Kopie des Piiyi hierher geschickt hat, damit der Notruf übersetzt wird – eine Übersetzung, die Thariinye auch angefertigt hat, bevor die Kinder verschwunden sind. Es gibt eine Aufzeichnung des Gesprächs, in dem er dich von seiner Übersetzung informiert. Du wusstest damals, dass du eine gute Gelegenheit hattest, dich mit der Condor in Verbindung zu setzen, damit Kapitän Becker nicht nur sein Schiff und seine Besatzung in Sicherheit bringen, sondern auch unsere Verbündeten vor der Gefahr warnen könnte. Beides hast du nicht getan.«
»Verbündete!«, schnaubte Liriili. »Sieh dir doch unsere Raumfahrer an, wenn du glaubst, dass wir Verbündete haben!
Haben unsere so genannten ›Verbündeten‹ nicht unsere besten Botschafter, Offiziere, Lehrer und Kaufleute Feinden ausgeliefert, die sie gefangen genommen und misshandelt haben?«
»Unsere Verbündeten sind von diesen Feinden hinters Licht geführt worden«, erklärte Großmama. »Aber du, Liriili, wurdest nicht getäuscht. Du wusstest, dass die Condor und unsere Verbündeten über die Gefahr hätten informiert werden können, lange bevor die Khleevi nahe genug waren, um sie aufspüren zu können. Du wusstest, dass auch Thariinye dies wusste und dass weder er noch Maati zulassen würden, dass Khornya, Aari oder Kapitän
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