Acornas Welt
strahlendes Lächeln, die stumpfe Nase und die großen goldfarbenen Augen unter dem kleinen gewundenen Horn. Sie dachte daran, wie Maati Aari sofort akzeptiert hatte, an ihre bedingungslose Liebe zu dem lange verlorenen Bruder. Und an die ungläubige Trauer des Mädchens, als die Condor ihren wiedergefundenen Bruder und ihre Freundin davongetragen hatte. Sie hätten sie mitnehmen können, obwohl Liriili jedes Mal heftig widersprochen hatte, wenn das Thema aufkam. Wenn sie das getan hätten, wäre Maati jetzt nicht verschwunden, vielleicht sogar tot, zusammen mit dem armen Thariinye, der zwar im selben Alter war wie Acorna, jedoch nicht so viel Erfahrungen mit Abenteuern hatte wie sie und daher immer noch recht unreif war. Nervtötend, eingebildet und arrogant, aber eigentlich kein übler Bursche.
Acornas Gedanken waren von Angst und Bedauern erfüllt.
Besonders sorgte sie sich um ihre kleine Freundin, die so sensibel war und so viel über die Art der Linyaari wusste, aber dennoch mehr als bereit war, Fremden zu helfen. (Maati, Maati, es tut mir so Leid, Kleines. Ich dachte, du wärst bei Großmama besser aufgehoben. Ich hätte mehr auf deine eigenen Gedanken hören und nicht versuchen sollen, Entscheidungen für dich zu treffen…)
(Khornya? Khornya! Du bist hier! Oh Khornya, komm schnell! Ich kann Thariinye nicht finden, und hier im Gebüsch ist etwas Schreckliches. Bitte, Khornya, ich habe Angst!) (Maati! Schon gut, ich bin hier. Wo bist du?) (Das weiß ich nicht!) Der Gedanke war ein einziges lang gezogenes Jammern.
(Ich komme und hole dich. Sende einfach weiter, und ich werde dich schon finden und zurückbringen. Kannst du von dort aus, wo du jetzt bist, den Strand sehen? Siehst du die Condor?)
(Nein, ich bin im Wald, und es ist dunkel, und Thariinye war genau hier und hat Wache gehalten, während ich geschlafen habe. Und jetzt ist er weg, und die Geräusche sind schrecklich, Khornya.)
(Kann er dich hören? Hast du es versucht?) (Nein, ich glaube, er ist bewusstlos. Vielleicht hat ihn jemand niedergeschlagen.)
Acorna galoppierte durch das Gras und in den Wald; sie folgte Maatis Gedanken, als wären es laut gesprochene Worte.
Der Waldboden war im Dunkeln nicht ungefährlich, doch Acorna sprang über Büsche und Wurzeln. Hin und wieder musste sie allerdings innehalten und wieder auf Maatis Gedanken lauschen.
(Sende weiter, Maati. Ich kann nicht zu dir kommen, solange ich deine Gedanken nicht wahrnehme.)
(Ich bin sooo müde, Khornya. Und ich habe beinahe Angst, laut zu denken, weil ich fürchte, dass das, was da im Gebüsch Lärm macht, mich genauso hören kann wie du.) (Das verstehe ich, Liebes, aber wenn ich dich finden soll, musst du weitersenden. Wenn es dich bisher nicht angegriffen hat, kann es uns wahrscheinlich nicht wahrnehmen.) Acorna hatte bereits den halben Weg zur Hügelkuppe hinter sich gebracht, als sie auf einer Schleimspur ausrutschte. Als sie sich wieder aufraffte, bemerkte sie, dass sie auf die abgefressenen Zweige eines Busches gefallen war. Die Enden waren alle dicht über dem Boden scharf abgetrennt, und es war eine Schneise entstanden, die ebenso breit war wie Acorna hoch. Wo einmal Grün gewesen war, war nur eine Spur übel riechenden Schleims zurückgeblieben.
Aus dem Geruch schloss sie, dass es sich um eine Khleevi-Spur handelte, die das Geschöpf hinterlassen hatte, während es im Gehen fraß und ausschied. Kein Wunder, dass sie ganze Planeten innerhalb kürzester Zeit verwüsten konnten!
Hätte der Wind nicht vom Meer landeinwärts geweht und den Gestank des Schleims von Acorna weggeblasen, dann hätte sie die Spur sicher schon früher bemerkt. Nun konnte sie ihr folgen, und sie verlor keine Zeit.
(Maati, ich glaube, es ist ein Khleev, der Thariinye angegriffen hat. Bleib wo du bist, und gib keinen Laut mehr von dir, bis du mich siehst. Hast du dich von der Stelle gerührt, seit er verschwunden ist?)
(Nein, ich hatte zu viel Angst vor dem, was da im Gebüsch raschelt.)
(Gut so. Bleib, wo du bist. Irgendwo ganz in deiner Nähe muss es eine Spur von abgebrochenen Büschen und stinkendem Khleevi-Schleim geben.)
(Iiih, ist es das? Ich dachte, dass dieser Planet vielleicht einfach an manchen Stellen schlecht riecht.) (Nein, das ist die Spur des Khleev. Sie scheiden ebenso schnell aus, wie sie fressen. Du klingst jetzt lauter und deutlicher. Ich werde sicher bald bei dir sein.) Acorna eilte weiter den Hügel hinauf und dann auf der anderen Seite wieder hinunter, immer der Spur
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