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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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schien nicht mehr da zu sein.
    Lunau drückte auf die Klingel und ließ erst los, als die Tür aufging.
    Eine Frau mittleren Alters stand auf der Schwelle.
    »Sind Sie Frau Zappaterra?«, fragte Lunau.
    »Ja, was kann ich für Sie tun?«
    »Wo ist Ihr Mann?«
    »Warum?«
    »Ich muss ihn sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »In welcher Angelegenheit? Er hat vor wenigen Stunden Giuseppe Pirri umgebracht.«
    »Wie bitte?«
    »Und Sie haben ihm ein falsches Alibi gegeben.«
    Die Frau schaute Lunau fast amüsiert an. »Wollen Sie nicht einen Moment hereinkommen? Und dann erklären Sie mir alles?«
    Sie führte ihn in ein riesiges Wohnzimmer, mit altenglischem Mobiliar, einer cremefarbenen Ledercouch und dem größten Plasmabildschirm, den Lunau je gesehen hatte.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    Lunau blieb stehen. »Ihr Mann war nicht hier. Wieso decken Sie ihn?«
    »Ich decke ihn nicht. Mein Mann ist ein wunderbarer Mensch. Er hat zwar eine etwas harte Schale, aber in Wahrheit ist er der zärtlichste, ja verletzlichste Kerl, den man sich denken kann.«
    Lunau hatte Mühe, kühlen Kopf zu bewahren. Er sah aus den französischen Fenstern hinaus auf den gepflegten Rasen, der in sanfter Steigung zu den Terrassen des Hauptdeiches führte.
    »Ihr Mann betrügt Sie seit Jahren mit anderen Frauen. Er hat eine junge Geliebte, die halbtags bei ihm im Büro arbeitet …«
    »Wer, Dany? Sie müssen sich irren.«
    »Ich irre mich nicht. Genausowenig wie ich mich irre, wenn ich ihn des Mordes bezichtige.«
    »Haben Sie denn einen einzigen Beweis für Ihre Behauptungen?«
    Lunau wusste nicht, was die Komödie sollte. Wenn die Frau an das glaubte, was sie sagte, musste sie zumindest aufgebracht sein über die Anschuldigungen. Er listete alle Indizien auf, angefangen bei dem Sandraub.
    Sie legte den Kopf schräg und sagte: »Das sind vor allem Theorien. Sie müssen mir schon einen Beweis liefern, wenn Sie mich überzeugen wollen.«
    Lunau nickte und schmiss vor Wut die Tür zu.
    Wenigstens hatte er es geschafft, sein zweites und letztes Lavaliermikrophon zu platzieren. Er setzte sich in den Wagen, fuhr den Laptop hoch und schloss den Empfänger an. Dann fuhr er aus dem Anwesen auf den Deich und lauschte. Frau Zappaterra ging fröhlich pfeifend aus dem Wohnzimmer, klapperte in der Küche herum und rief jemanden an. Lunau konnte den Inhalt des Gespräches nicht hören, aber dem Tonfall nach schien sie mit einer Freundin zu plaudern.
75
    Dany war auf die Minute pünktlich. Sie hielt sich nicht mit Vorreden auf, sondern packte USB-Sticks, sieben Ordner mit Fotokopien, zehn CD-ROMs und drei DVDs auf das Bett. »Zeigen Sie mir das Wichtigste«, sagte Lunau.
    »Die Saugleistung unseres Hauptpumpwerks in der Grube liegt bei knapp zwei Tonnen pro Stunde. Über Jahre haben wir fast 100 Tonnen Sand pro Tag verkauft.«
    »Das ist kein Beweis für Mord.«
    Dany zeigte Lunau Rechnungen, Geschäftsbriefe und Mails. Auf den Verbindungsübersichten waren zahlreiche Anrufe bei ARNI und AIPO, auf dem Anschluss von Pirri und Gasparotto, außerdem hatte Dany die Files von digitalen Anrufbeantwortern und Mailboxes kopiert. Es gab Nachrichten, in denen von einem »Problem« die Rede war, dass man »Di Natale stoppen« müsse, aber keine Formulierung war explizit genug.
    »Sie sagten, Sie waren in der Nacht bei Zappaterra, als er vom Schwimmbagger aus angerufen wurde. In der Nacht, als man mich umbringen wollte. Was sagte Zappaterra genau?«
    Dany überlegte. »Ihr wisst, wie ihr das Problem zu lösen habt. Hauptsache, die Lösung ist nachhaltig.«
    Auch das war nicht eindeutig genug. Lunau bestellte etwas zu essen, Dany trank nur ein wenig Mineralwasser, und gemeinsam überlegten sie, wie man Zappaterra überführen könnte.
    »Sie müssen etwas zusammenschneiden«, sagte sie schließlich.
    »Was meinen Sie?«
    »Sie haben Zappaterras Stimme. Ich habe Ihnen genug Material geliefert, auch von meinen Anrufbeantwortern, Mailbox usw. Sie müssen ein paar Sätze zusammenschneiden, in denen er die Anordnung zum Mord gibt.«
    Lunau war baff. »Ich fälsche keine Beweise.«
    »Es geht nur darum, die Ermittlungen in Gang zu setzen. Die Beweise findet die Polizei dann schon, das haben Sie selbst gesagt. Und wenn ich dann noch aussage …«
    Lunau schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Das verstößt gegen meine Prinzipien. Und ein Fachmann in der Kriminaltechnik würde die Manipulation wahrscheinlich hören. Selbst wenn ich noch so gut arbeite.«
    Sie

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