Acqua Mortale
töten. Und eine Woche vorher hat er Di Natale getötet. Und Sie haben ihm geholfen, die Taten zu verschleiern.«
»Was?«
Sie riss die Augen weit auf und schlug die Hände vors Gesicht.
»Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie das nicht gewusst haben.«
Sie schüttelte nur den Kopf.
»Was hat er denn für einen Grund genannt, dass Sie mir diese Komödie mit dem Foto vorspielen sollen?«
»Er … er … er hatte Schwierigkeiten, er wollte es erst seiner Frau sagen, bevor unsere Beziehung bekannt wird. Er …«
Lunaus Energie war plötzlich verpufft. Dieses Mädchen war zu viel für ihn. Konnte man so beschränkt sein?
Sie schüttelte nur den Kopf. »Ich wusste nicht, worum es ging. Ich wollte ihm einen Gefallen tun. Aber ich hatte Ihnen gesagt,dass das mit Di Natale nicht so ist, wie Sie meinten. Sie glaubten mir ja nicht.«
Dany weinte nicht.
»Aber Sie hatten doch versucht, das Foto aus Di Natales Schreibtisch verschwinden zu lassen. Nachdem Sie es zuerst hineingelegt hatten?«
»Er wollte es so.«
»Zappaterra baut seit Jahren illegal Sand aus dem Flussbett ab. Di Natale wollte ihm das Handwerk legen, und dafür musste er sterben.«
Sie nickte.
»Das wissen Sie?«
»Nein. Aber geahnt habe ich so etwas in der Art.«
»Wieso?«
»Wegen des Umsatzes. Die Sandmenge, die wir verkauften, konnte von unserer Grube kaum gefördert werden.«
Also war sie doch nicht so einfältig.
»Haben Sie dafür Beweise?«
»Nein, aber ich kann sie besorgen. Ich habe alles in der Buchhaltung.«
»Würden Sie mir helfen?«
Sie zögerte.
»Und das ist sicher, dass Andrea mit den Morden zu tun hat.«
Lunau nickte. »Ich komme heute Abend zu Ihnen.«
Wieso ging das jetzt erneut so glatt? War das wieder ein Hinterhalt? Lunau wollte gehen, als ihm noch etwas einfiel.
»Bringen Sie alles mit, was Sie finden können. Auch Telefonrechnungen, Verbindungsübersichten, Aufzeichnungen von Gesprächen, alles, was Zappaterras Aktivitäten in den letzten Tagen und Wochen belegt.«
Dany nickte.
Lunau nannte die Adresse seines Hotels, und als er auf der Schwelle war, drehte er sich noch einmal um, schaute das zerbrechliche Wesen an und sagte: »Seien Sie vorsichtig!« Auf der Straße musste er lange nach einem Kiosk suchen, wo er ein neues Guthaben für sein Handy kaufen konnte. Die Schlagzeilen galten immer noch Pirri. Die Presse hatte erfahren, dass er aus der Haft entlassen worden war. Zu Unrecht, wie man fand, da es keinen neuen Tatverdächtigen gab.
Lunau wollte gerade ins Auto steigen, als sein Handy klingelte. Balboni. Erica Pirri hatte die Leiche ihres Mannes entdeckt. Der Kommissar sprach von Selbstmord.
»Das war Zappaterra«, sagte Lunau.
»O bitte, nicht schon wieder. Wir haben einen Abschiedsbrief gefunden. Er ist eindeutig«, sagte Balboni. »›Nach stundenlanger Irrfahrt tötete ich meinen Freund in einem Anfall von blinder Wut und Verzweiflung bei km 4,5, an dem Uferstreifen auf der Südseite des Po. Es war gegen elf. Ich war mit ihm alleine.‹ Das steht hier. Und es deckt sich mit dem Obduktionsbericht und mit allen Spuren, die wir gefunden haben.«
»Der Brief ist gefälscht. Pirri hat mir gegenüber ausgepackt. Nicht er hat Di Natale umgebracht, sondern Zappaterra. Es passt alles zusammen. Und die neuesten Obduktionsergebnisse werden das bestätigen. Zappaterra hat Pirri umgebracht, oder er hat ihn umbringen lassen, damit er nicht aussagen kann. Er war bei Adelchi Schiavon und hat versucht, irgendwelche Schläger anzuheuern«, antwortete Lunau.
»Woher wissen Sie das?«
»Kann ich jetzt nicht sagen. Wo ist Zappaterra jetzt?«
»Zu Hause. Er war seit 14 Uhr zu Hause. Seine Frau bestätigt das.«
»Sie glauben doch nicht an ein solches Alibi, oder? Zappaterrahat sich die neuesten Ermittlungsergebnisse zu Herzen genommen und hat diesen Brief selbst geschrieben.«
»Ein Graphologe sitzt dran, aber er meint, auf den ersten Blick ist es Pirris Handschrift.«
»Dann hat Zappaterra ihn gezwungen, das zu schreiben. Was war es für eine Schnur?«
»Eine Wäscheleine aus Pirris Keller.«
»Wenn die Spurensicherung akribisch arbeitet, wird man Hinweise finden.«
»Sie ändern Ihre Meinungen wohl nie, wie?«
»Meinungen schon, Überzeugungen nicht.«
Lunau raste die Deichstraße entlang und schlug vor Wut auf das Lenkrad. Er rief Amanda an. Sie hatte Zappaterra bei der Observierung verloren.
74
Als Lunau auf den mit Kies geschotterten Vorplatz rollte, stand da nur ein Kleinwagen. Zappaterra
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