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Acqua Mortale

Acqua Mortale

Titel: Acqua Mortale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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werde ich verhindern. Ich bleibe an Bord.«
    »Das ist Irrsinn. Das ist lange gelagertes, mit Schutzmittel behandeltes Lärchen- und Eichenholz. Das brennt schneller ab als ein Streichholz.«
    »Ich werde vorbereitet sein.«
    Der Ältere schüttelte den Kopf. »Haben Sie Erfahrung mit Schiffsbränden?«
    Lunau antwortete nicht.
    »Das war früher schon eines der Hauptprobleme. Manchmal reichte ein bisschen Hochwasser, die Strömung nahm zu, die Zahnräder in der Mühle liefen heiß, ein paar Funken und – zusch! – brannte der Kahn wie eine Fackel. Allein in der Provinz Ferrara sind in fünfzig Jahren vier Müllerfamilien bei lebendigem Leib verbrannt. Und da hatte keiner einen Brandbeschleuniger in den Rumpf geworfen.«
    Lunau stand auf und holte sein Scheckbuch aus der Innentasche.
    »Wieviel wollen Sie?«
    Die beiden Brüder sahen sich an.
    »So war das nicht gemeint«, sagte der Jüngere.
    »Doch, es war genau so gemeint. Solange die Mühle nicht bezahlt ist, bleibt sie auf unserem Gelände.«
    »Es geht uns nicht um Geld«, sagte der Jüngere.
    Sein Bruder durchbohrte ihn mit seinen Blicken. Dann schaute er Lunau an. »Könnten Sie uns einen Moment allein lassen?«
    Lunau nickte und trat hinaus in die frische Luft, die nach Salz und Muscheln roch. Die Brandung toste, und er spürte plötzlich das Verlangen nach einer Zigarette. Der Streit in der Baracke wurde immer heftiger.
    Lunau lief die Zeit davon.
77
    Am Tresen der Bar Olimpia lehnten zwei Männer in Fanschals. Sie tranken sich Mut für das letzte Ligaspiel der SPAL an, lachten immer wieder heiser und schauten Dany dann vermeintlich pfiffig an. Diese saß am Fenster, blickte hinaus auf die Via Arianuova und rührte in ihrem Espresso, obwohl es nichts umzurühren gab. In der schwarzen Flüssigkeit waren weder Milch noch Zucker. Dany hatte darauf bestanden, dass sie sich an einem neutralen Ort trafen. Sie fühlte sich unwohl, wenn sich jemand anderes in ihrer Wohnung aufhielt.
    Marta Zappaterra kam eiligen Schrittes um die Ecke, winkte kurz durch die Scheibe und trat ein. Marta war wie verwandelt. Sie war dezent geschminkt, trug ein Kostüm mit Rock, dazu einen passenden Seidenschal und große Goldohrringe. Sie sah selbstbewusst und attraktiv aus, ihre Figur fraulich und nicht fett. Dany spürte einen Stich der Eifersucht.
    Marta überraschte Dany mit zwei Wangenküssen und einem strahlenden Lächeln.
    »Warum sind Sie so gut gelaunt?«, fragte Dany.
    »Einen Cappuccino, bitte«, rief Marta und lächelte die beiden Fußballfans an. »Keine Ahnung. Es ist, als wäre ich zwanzig Jahre jünger, als dürfte ich noch einmal von vorne anfangen. Oder vielleicht liegt es auch nur an dem Journalisten, der mich besucht hat. Den habe ich vielleicht verschaukelt! Ich habe ihm die Ohren vollgesungen, wie sehr ich an meinem Mann hänge, dass ich ihm jedes Alibi dieser Welt geben würde. Er hat mich angestarrt wie ein grün-gelb-gestreiftes Zebra.«
    Sie lachte kurz auf, blickte Dany an, legte ihr die Hand auf den Arm und fuhr fort: »Wir lassen uns von niemandem in die Suppe spucken, oder? Andrea gehört uns. Wir haben es uns verdient.«
    Dany nickte. Ihr war diese Zutraulichkeit unangenehm. Und für sie gab es keinen Grund, gute Laune zu haben. Auch wenn ihr Teil des Plans ebenfalls aufgegangen war. Sie legte eine CD auf den Tisch.
    »Wie hast du es ihm abgeluchst?«, fragte Marta.
    »Eine infizierte E-mail. Der Virus hat die Firewall blockiert, und ich konnte die Datei kopieren.«
    Marta zog eine anerkennende Grimasse, sah Danys kalte Miene und fügte hinzu: »Tut weh, oder?«
    Dany nickte.
    »Verstehe ich. Wer sonst sollte dich so gut verstehen wie ich? Zwanzig Jahre habe ich dumme Gans gebraucht, um ihn zu durchschauen, um ihn wie eine Zwiebel zu schälen. Dabei ist er gar nicht so vielschichtig.« Sie prustete los, biss sich dann auf die Lippe und machte eine entschuldigende Geste. »Tut mir leid. Die Vorstellung, dass wir beide es ihm heimzahlen, ist einfach zu schön. Also, erklär mir alles.«
    Dany baute ihren Laptop auf, schaltete die Webcam an und wählte sich ins Internet ein. Dany und Marta sahen sich selbst auf dem Bildschirm.
    »Und diese Bilder kann jeder sehen, der diese Website aufruft?«, fragte Frau Zappaterra.
    Dany nickte. »Geben Sie mir mal Ihren Laptop.«
    »Wir waren doch per du.«
    Dany nickte. Marta hob die Tasche auf den Bistrotisch, Dany zog das Gerät heraus, wählte sich auch damit ins Internet ein und rief die Website auf. Dann hob sie

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