Acqua Mortale
wurden ausgeliehen, abends spielten Tanzkapellen. Die Musik, das Gelächter der angeheiterten Bauern und Fischer, das über das Wasser hallte. Auf diesem Sandstrand hatte Dany sich gesonnt, Di Natale hatte sie im Bikini photographiert.
Lunau zuckte zusammen, als man ihn an der Schulter berührte. Er zog den Kopfhörer ab und drehte sich um. Amanda stand da. In dem Kleid, das sie am ersten Abend getragen hatte. Ihr Parfum mischte sich unter den Blüten- und Ährenduft.
»Komm mit«, sagte sie, schwang sich die winzige Handtasche über die Schulter und stieg die Böschung an der Deichflanke hinab. Ihre schlanken Waden tänzelten durch hohes Gras und Gestrüpp. Weiß wie die Farbe der Unschuld, dachte Lunau, unddann dachte er an den Altersunterschied und würgte den bitteren Geschmack hinunter.
»Was ist?«, rief sie aus dem Unterholz. »Hast du Angst?«
Er stellte den Rekorder ab, packte ihn in den Alukoffer und stieg hinab. Der Sand unter den Füßen war lautlos und weich wie ein Teppich.
Amanda hatte sich auf den Strand gesetzt und eine Zigarette angezündet. Sie nahm einen tiefen Zug und reichte sie an Lunau weiter.
»Ich bin Nichtraucher«, sagte er.
»Die ist auch was für Nichtraucher. Warum schleppst du eigentlich immer diesen Koffer mit dir rum?«
»Das Material ist teuer, außerdem verträgt es weder Sand noch Wasser.«
»Dann hättest du es nicht mit hierher bringen sollen.«
Er roch den süßlichen Duft von Marihuana, die Glut leuchtete vor Amandas fein geschnittener Nase.
»Bist du sicher, dass du abreist?«
Er nickte, und sie schaute säuerlich drein.
»Unser letzter Abend«, sagte sie, »da sollte ich noch einen Wunsch frei haben.«
»Der wäre?«
Sie reichte ihm den Joint. »Benimm dich mal nicht wie ein Langweiler.«
Er zog daran. Die Droge schlängelte sich durch seine Blutgefäße ins Gehirn und tauchte die Welt in einen sanft schimmernden Nebel. Den letzten Joint hatte Lunau in Afrika geraucht. Mit Kurt. Sie hatten auf dem Rand eines riesigen Kraters gesessen, der angeblich durch einen Meteoriteneinschlag entstanden war. Vor ihnen eine sechzig Quadratkilometer große Wanne in der Steppe, aus der die spitzen Schreie der Greifvögel, das Kreischen von Hyänen drang. Wie lange war das her? Neun Jahre. Ineinem anderen Leben. Zuerst wirkte nur das Nikotin, das Marihuana brauchte ein wenig länger. Sie rauchte in bedächtiger Gleichmäßigkeit die Zigarette, ließ ihn immer wieder ziehen, stand auf und streifte das Kleid ab. Vor dem finsteren Fluss schien ihr Körper blütenrein zu sein, der winzige Bikini lag nur wie ein Schattenspiel zwischen ihren Pobacken. Sie ging, bis sie knietief im Wasser stand.
»Was ist?«
»Warte mal«, sagte Lunau.
»Nein.«
Sie machte einen Kopfsprung und war verschwunden.
»Das ist doch voller Gifte, außerdem sind die Strömungen …«
»Nicht hier. Oder kannst du nicht schwimmen?«, schrie sie, ehe sie wieder abtauchte.
Die Geräusche des aufspritzenden Wassers, Amandas Beinschlag und die weiße Gischt passten genau zueinander. Aber Lunau war schwindlig. Er spürte, wie seine Wahrnehmungen zerfielen und die Geräusche einander überlagerten. Er öffnete den Koffer und schaltete den Rekorder ein. Dann streifte er seine Sachen ab und sprang im Slip ins Wasser. Es traf ihn wie eine Schneelawine. Seine Muskeln schnurrten zusammen, sein Herz setzte einen Moment aus, um dann schnell wie im Leerlauf zu arbeiten. Es pumpte die Droge in sein Hirn, zurück zum Herzen und wieder ins Hirn. Er strampelte und suchte mit den Füßen nach Halt.
Amanda stand am Ufer, schlug sich mit den Armen auf die Brust und lachte schallend. Sie rannte auf dem Sandstreifen flussaufwärts, elegant wie eine Mittelstrecklerin. Mühelos und leicht federten ihre Sprunggelenke.
Lunau frottierte sich mit seinem T-Shirt ab, schlüpfte aus dem Slip und zog das an, was ihm an trockenen Klamotten geblieben war. Amanda kam zurück, außer Atem. Sie wrang ihrHaar aus und ließ sich das feuchte T-Shirt geben. Sie rieb sich ab und schmiegte sich an ihn.
»Wärm mich mal.«
Er hielt nur unbeholfen ihre Oberarme. Sie trat einen Schritt zurück. Ihr Bikiniunterteil rutschte zwischen den Beinen herab, mit einem Handgriff löste sie den Knoten des BHs auf dem Rücken. Die Körbchen rutschten zur Seite. Sie hatte wunderschöne Brüste, nicht klein, nicht groß, die Vorhöfe der Brustwarzen waren blau angelaufen vor Kälte. Ihr Körper schimmerte als weiße Silhouette vor dem dunklen Fluss und den
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