AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
lebenden Wesen, geschweige denn von den Cahaizo, war zumindest aus dieser Höhe nichts zu sehen.
„Wir sollten am Rand des Kraters landen und ihn zu Fuß betreten!“ sagte Bosz und deutete auf das kleine Kraftwerk; Pox stimmte ihm zu, und so gingen sie wenig später in der Nähe des silbrigen Gebäudekomplexes zu Boden. Von dort aus setzten sie sich in Richtung der Ruinen in Bewegung, allerdings war der Boden unter der dünnen, leicht aufwirbelnden Staubschicht so hart, dass dem Kapitän schon nach kurzer Zeit die Beine schmerzten und sie das Tempo daher reduzieren mussten. So benötigten sie fast eine halbe Stunde, bis sie schließlich im Licht der untergehenden Sonne Bialis den Rand der Axares-Ruinen erreichten.
Auch aus der Nähe betrachtet hielt sich das Bild der Vergänglichkeit beim Anblick der Trümmer in ihrem Bewusstsein. Die ockerfarbenen, steinernen Komponenten der Häuser vor ihnen zerfielen zusehends, in den Wänden klafften immer wieder kleinere und größere Lücken, durch welche der Wind heulend wehte. Metallstücke wirkten mit ihrem rostigen, schorfigen Braun wie Geschwüre. Immer wieder ragten vereinzelte Träger aus stabilerem Material wie mahnende Finger in die Höhe. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf die Seele des Geschwaderkapitäns, als er mit seinem Begleiter die einstige Kleinstadt betrat.
Noch immer war von Leben keine Spur.
„Vielleicht sollten wir eines der Gebäude betreten!“ schlug Bosz nach einer Weile des Schweigens vor.
„Das wird nicht einfach!“ erwiderte Pox. „Da diese Bauwerke errichtet worden sind, als dieser Krater voller Wasser war, befinden sich die Eingänge in die Häuser nicht immer auf Bodenniveau!“
Nickend bestätigte Bosz das Verstehen dieses Gedankens.
Plötzlich tauchte etwas vor den beiden auf, was ihre Neugier entfachte: Am Ende eines langen, schmalen Platzes, der von weiteren Zeugen der Vergänglichkeit allen Seins gesäumt und von herab gefallenen Trümmern übersät war, erhob sich ein halbwegs intaktes Gebäude aus braunem Stein, dessen oberes Drittel voller Löcher war. Interessant an diesem Bauwerk war jedoch nicht der Grad des Verfalls bzw. des Nicht-Verfalls, sondern das Symbol, welches deutlich sichtbar auf der Fassade prangte: Die Neumondblüte.
„Kann das Zufall sein?“ fragte Bosz laut und mit nachdenklich verzogenem Gesicht. „Die Neumondblüte ist ein altes Symbol auf Terabial! Es macht Sinn, dass es öfters hier zu finden ist!“
Pox verneinte.
„Die Neumondblüte ist für sich gesehen eine Pflanze, die in den Gewächshäusern Terabials gezüchtet wird! Von allen Pflanzen dieser Welt hat sie als einzige die Dürre nach der Großen Katastrophe überstanden, die andere Flora wurde nachträglich von Kolonisten implantiert! Zum kultischen Symbol wurde sie aber nur bei den Cahaizo! Abgesehen davon erkenne ich mit meinen Photosensoren, dass dieses Zeichen nachträglich auf die Fassade gemalt worden ist und einen anderen Grad der Verwitterung aufweist! Alt ist es dennoch!“
„Wir sollten uns – mit aller Vorsicht, die geboten ist – in oder an diesem Gebäude umsehen!“
Inzwischen waren sie recht nahe an das mit der Neumondblüte gezeichnete Bauwerk herangekommen und mussten den Kopf in den Nacken legen, um seine obere Spitze zu erkennen. Ein kühler, von hinten wehender Wind blies sie an, brachte den feinen Staub der mesoterabialen Ebene mit sich. Die Sonne Bialis schickte ihre letzten Strahlen auf diese Seite des Planeten, doch erreichten sie Pox und Bosz schon einige Zeit nicht mehr auf dem Grund des Kraters. Es wurde zusehends dunkler.
„Und wo befindet sich der Eingang?“ fragte der Kapitän, und ehe er reagieren konnte, erhielt er eine Antwort aus einer Richtung, mit der er nicht gerechnet hatte.
Zwanzig in schwarze Umhänge gehüllte Gestalten tauchten wie aus dem Nichts auf, stürzten sich auf die beiden. Sie warfen Santa Bosz zu Boden, bedrohten Pox mit Strahlenwaffen. Es ging alles so schnell, dass an Gegenwehr nicht zu denken war.
„Warum wollt Ihr wissen, wie Ihr in das Gebäude kommt?“ schnarrte die Stimme eines Angreifers in Santa Bosz’ Ohr; sein Gesicht war ob der Dunkelheit kaum erkennbar, war aber offenbar humanoid. Das konnte nicht von allen Aggressoren behauptet werden, denn trotz des Getümmels hatten Pox und der Kapitän auch vier oder mehr Arme bei einigen der Kämpfer gezählt.
Santa Bosz reagierte schnell, erinnerte sich an die Erzählung von Pox über dessen Ritual-Erlebnis im Obelisken
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