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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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metallene
Ansagestimmen und die Reisenden stöhnten, weil eine Verspätung von einer
Dreiviertelstunde angekündigt wurde.
    Ich stand unentschlossen unter den
Lautsprechern, die Menge schubste mich hin und her und ich ließ mich treiben
und hoffte auf einen Halt, eine Antwort. Andere Ansagen dröhnten an mir vorbei,
die Züge kamen und gingen und die Augen der Ein- und Aussteigenden
verschluckten mich für einen Moment und eilten dann weiter.
    Ich verließ den Bahnhof und ging zum
Taxistand. Ein alter Taxifahrer wuchtete meinen Koffer in den Kofferraum und
hielt mir die Tür auf. Wohin, sagte er und ich dachte, wenn ich das wüsste.
Erst mal zu meinen Eltern, sagte ich und dachte, dass das Gespräch mit Bo nicht
so eilte und Bo nicht wusste, dass ich kommen würde, und ich noch immer nicht
sagen konnte, ob ich blieb. Der Tag hing schwer und grau auf der Straße und
sicher würde es heute noch Schnee geben, die Luft roch danach.
    Ich blickte nach vorn, der Taxifahrer
fixierte mein Gesicht und sagte ungeduldig, und wo wohnen die, junge Dame. Ich
sah auf den großen Leberfleck auf seiner Wange und dachte, wenn man kleine
Beinchen daran malen würde, wäre es ein Insekt. Wer, fragte ich und er sagte
ruhig, Ihre Eltern, und schaltete die Uhr ein.
    Das Taxameter lief und als es bei vier
Euro stand, sagte ich, warum wollen Sie das wissen, und er lachte laut auf und
sagte, von mir aus können wir auch den ganzen Tag hier stehen bleiben, und da
erst erinnerte ich mich, wo ich war, und nannte ihm die Straße. Aus dem Radio
sang eine schrille Frauenstimme und es war zu laut. Der Taxifahrer beobachtete
mich durch den Rückspiegel und schüttelte mit dem Kopf. Sie sehen gar nicht aus
wie eine Irre, sagte er und ich sagte, Sie sehen aber aus wie ein Taxifahrer, und
ich dachte an den Leberfleck und durch den Rückspiegel sah ich sein beleidigtes
Gesicht.
    Ada, rief meine Mutter glücklich und
hinter ihr erschien mein Vater im Flur und er sah mich fest an, wollte Bo nicht
in die Stadt kommen, fragte er. Doch, sagte ich, aber so geht es auch, und
meine Mutter erkannte an meinem Ton, dass etwas nicht stimmte. Sie legte ihren
Arm um mich und ich sagte, lass das, und wehrte sie ab.
    Fährst du zu ihm, fragte sie und mein
Vater sagte, das hat Ada nicht nötig, und ich setzte mich auf das Sofa. Bo
hatte unser Telefonat anders bewertet als ich, er drängte auf eine Antwort und
ich war ihm ausgewichen, und nun saß ich hier und wich ihm noch immer aus. Was
soll ich ihm sagen, sagte ich und meine Eltern sahen sich an und mein Vater sagte,
was will er denn hören.
    Meine Mutter guckte böse zu ihm und
sagte, was du fühlst, Ada, er muss es wissen und du musst es sagen. Wieder sah
sie zu meinem Vater, der schnell sagte, ich sage es deiner Mutter auch hin und
wieder. Sie wich seinem Blick aus und ich wusste, dass Bo mehr wollte als nur
ein paar Worte, auf denen nach Jahren Staub liegen würde.
    Am Abend, als es schon dunkel war,
fuhr ich zu Bo. Das Haus lag hinter hohen Tannen, aus der Ferne sah ich nur den
Schornstein rauchen und als ich näher kam, hörte ich die Kühe im Stall. Ich
stellte den Wagen auf die Auffahrt neben Bos und blieb einen Moment unschlüssig
sitzen. Es war noch früh und trotzdem war es finster. Selbst der Mond schien
sich nicht hinter den Wolken hervorzutrauen.
    Ich stieg aus und atmete tief ein, die
Luft roch noch immer nach Schnee. Ich ging um das Haus herum und betrat von
hinten Bos Küche, aus der mir warme Luft und der Geruch von gekochtem Essen
entgegenschlugen. Seitdem Elisabet hier wohnte, war es gemütlicher geworden, wärmer
und aufgeräumter. Es gab regelmäßige Mahlzeiten und freundliche Worte und das
Haus war lebendig. Bo, rief ich in das Haus hinein, aber es antwortete niemand.
    Ich zog meine schmutzigen Schuhe aus
und stellte sie in den Waschraum neben der Küche. Bos Stiefel standen dort, er
musste also im Haus sein. Ich rief noch einmal seinen Namen, nichts regte sich.
Ich ging ins Wohnzimmer und dort saß Bo hinter seinem großen Schreibtisch. Er
war tief über einen Berg von Papieren gebeugt.
    Er telefonierte und sein Gesicht war
ernst. Ich weiß um die Quoten, sagte er scharf, er hob seinen Kopf nicht in
meine Richtung, obwohl er mich gehört haben musste. Hallo Bo, flüsterte ich und
Bo bewegte nur kurz seine Hand und konzentrierte sich dann wieder auf sein
Telefonat und sah auf die Papiere.
    Bo wirkte nicht überrascht und nicht
erfreut, mich zu sehen. Er sah gleichgültig aus und war weit weg. Ich

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